Minus von 16,4 Prozent Importpreise mit stärkstem Rückgang seit 1986
Die deutschen Einfuhrpreise sind im August so stark gefallen wie seit 37 Jahren nicht mehr. Verantwortlich dafür ist vor allem ein Basiseffekt: Nach Beginn des Ukraine-Kriegs waren die Preise steil gestiegen.
Der stärkste Rückgang der Preise von nach Deutschland importierten Gütern seit fast 37 Jahren deutet eine weitere Entspannung bei der Inflation an. Die Einfuhren verbilligten sich im August um durchschnittlich 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das sei das größte Minus seit November 1986.
"Ausschlaggebend für den aktuellen Rückgang ist wie schon in den Vormonaten vor allem ein Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine", hieß es dazu. Bereits im Juli (-13,2 Prozent) und im Juni (-11,4 Prozent) hatten sich dadurch die Einfuhren merklich verbilligt. Von Juli auf August zogen die Preise dagegen mit 0,4 Prozent erstmals wieder an, nachdem sie zuvor seit September 2022 durchgängig gesunken waren.
Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise
Im vergangenen Jahr waren die Einfuhrpreise zeitweise um mehr als 30 Prozent gestiegen. Ausschlaggebend war der russische Angriff auf die Ukraine, der Energie und Rohstoffe stark verteuert hatte.
Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an. Die Verbraucherpreise sind im September mit 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so langsam gestiegen wie seit Kriegsbeginn im Februar 2022 nicht mehr.
Auch hier was es allerdings insbesondere ein statistischer Effekt, den das Auslaufen des 9-Euro-Tickets im Vorjahresmonat bewirkt hat. Im September vergangenen Jahres hatten sich daraufhin Fahrkarten sprunghaft verteuert. Im September 2023 waren sie dann dank des im Mai eingeführten Deutschlandtickets wieder deutlich günstiger als im Vorjahresmonat.
Rückgang ohne Energie nur 3,4 Prozent
Die Energieeinfuhren fielen im August um 54,0 Prozent günstiger aus als ein Jahr zuvor. Ein Grund dafür sind sinkende Preise für importiertes Erdgas, die 73,4 Prozent weniger kosteten als 2022. Erheblich günstiger waren zudem Strom (-79,9 Prozent), Steinkohle (-61,4 Prozent), Mineralölerzeugnisse (-19,3) sowie Erdöl (-23,0). Viele dieser Güter waren ein Jahr zuvor kriegsbedingt knapp und hatten sich deshalb merklich verteuert.
Die Preise für importierte Konsumgüter zogen dagegen um 0,5 Prozent an. Mehr bezahlt werden musste auch für Nahrungsmittel aus dem Ausland: Hier lag der Aufschlag bei 2,2 Prozent. Besonders stark zogen die Preise für Obst- und Gemüseerzeugnisse (+7,1 Prozent), Getränke (+6,5 Prozent) sowie für Fleisch und Fleischerzeugnisse (+2,5 Prozent) an. Dagegen waren Milch und Milcherzeugnisse 14,0 Prozent preiswerter als vor einem Jahr.
Wie stark der Einfluss der Energiekomponente ist, zeigt sich daran, dass die Einfuhrpreise ohne Energie zum Vorjahr um lediglich 3,4 Prozent gefallen sind - also wesentlich schwächer als mit Energie. Gegenüber Juli 2023 fielen sie um 0,3 Prozent.