Kostenfaktoren für Bauern Was die Milch teurer macht
Im Supermarkt ist deutlich zu sehen, wie die Preise für Milch, Butter und andere Lebensmittel steigen. Doch warum verteuert sich derzeit vieles aus der Landwirtschaft?
Gunnar Hemme steht im Mittelgang des Kuhstalles in Angermünde, Brandenburg. Neben ihm stehen die Kühe, dazwischen liegt das Futter für die Tiere. Es ist eine braune strohartige Mischung aus mehreren Komponenten. Hemme nimmt diese Mischung in die Hand und erklärt: "Das sind Luzerne, Klee und Mais."
Kostenfaktor Futter
Die baut er in seinem Betrieb selbst an. Seine Traktoren brauchen dafür Diesel und der ist teuer: 2020 lag der durchschnittliche Dieselpreis noch bei 1,12 Euro pro Liter. Im ersten Quartal 2022 ist er auf 1,82 gestiegen - ein Plus von fast 62 Prozent. Das macht auch das Futter teurer. Doch nicht nur das. In der Futtermischung für Hemmes Kühe sind auch noch Rapsschrot und Ergänzungsfuttermittel. "Der Preis für den Rapsschrot hat sich verdoppelt, und die Mineralstoffe im Ergänzungsfuttermittel sind auch deutlich teurer geworden", sagt Hemme.
Schon im Stall bekommt man eine Ahnung davon, unter welchem Preisdruck die Landwirte stehen: Im März 2022 lagen die Milcherzeugerpreise in Deutschland um 34,7 Prozent höher als im März 2021. Und nicht nur die Milch ist teurer geworden. Tomaten kosten mittlerweile 48 Prozent mehr, bei Sonnenblumenöl sind es 42 Prozent, bei Eiern 32 Prozent.
Kostenfaktor Strom
Auch die gestiegenen Kosten für Strom geben die Landwirte an die Verbraucher weiter. Zwischen April 2021 und April 2022 ist der Strompreis um fast 20 Prozent gestiegen. Das merkt auch Landwirt Hemme deutlich, denn sein Betrieb braucht viel Strom für die Milchverarbeitung: Melkanlage, Erhitzen, Kühlen.
"Jeder weiß von zuhause: Der Kühlschrank frisst Strom. Wir haben hier aber einen XXL-Kühlschrank, und der braucht XXL-Strom." Zwar hat Hemme eine Solaranlage auf dem Dach, doch damit kann er seinen Strombedarf nicht decken, seine Stromkosten steigen trotzdem.
Kostenfaktor Verpackung
Bevor die Milch an die Kunden geht, wird sie abgefüllt und für den Transport in weiße Kartons gepackt. Eine Maschine faltet dafür die Pappe sekundenschnell zu einem stabilen Karton. Die Pappkartons kauft Hemme von einem Händler ein. "Die hatten wir schon vor der Ukraine-Geschichte zehn Prozent teurer gekriegt. Und jetzt gab es nochmal 20 Prozent oben drauf. Und ob das das Ende ist, das weiß ich jetzt noch nicht."
Überhaupt ist er bei der Verpackung abhängig von Zulieferern und deren Preisen. Zum Beispiel bei den kleinen glänzenden Deckeln für die Fassbutter: "Die sind alle aluminiumbasiert. Die sind 30, ich glaube fast 40 Prozent teurer geworden. Weil der Aluminiumpreis so enorm nach oben gegangen ist", sagt Hemme.
Verständnis bei den Kunden - noch
Der Liter Hemme Vollmilch kostet im Supermarkt mittlerweile 1,29 Euro. Was die Kundinnen und Kunden am Regal dazu sagen, bekommt Landwirt Hemme nicht mit. Doch er hat einen kleinen Hofladen. Da hört er, was die Leute sagen. Noch hätten sie dort Verständnis für die steigenden Milchpreise, erzählt er. Doch wie lange noch? Denn die nächste Preissteigerung ist schon in Sicht: Zum 1.Juni muss Hemme die Preise für seine Milch um zehn Cent pro Liter erhöhen - auf dann 1,39 Euro.