Informationen der IEA Russland fördert kaum weniger Öl
Als Antwort auf westliche Wirtschaftssanktionen hatte Russland die Kürzung seiner Ölförderung angekündigt. Doch diese Kürzung wird bislang nur teilweise umgesetzt, so die Internationale Energieagentur, IEA.
Russland hat nach Einschätzung der IEA nur einen Teil der angekündigte Kürzung der Ölförderung umgesetzt. Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hatte Russland im März eine Verringerung der Förderung um 500.000 Barrel pro Tag angekündigt.
Nach Erkenntnissen der Energieagentur hat die Fördermenge im April aber durchschnittlich etwa 9,6 Millionen Barrel pro Tag betragen. Das teilte die IEA heute in Paris mit. Damit sei die Ölproduktion nur 200.000 Barrel pro Tag niedriger gewesen als vor der Kürzung. "Unserer Einschätzung nach hat Moskau die angekündigte Förderkürzung um 500.000 Barrel pro Tag nicht vollständig vollzogen", schreiben die IEA-Experten im Monatsbericht.
Russland braucht Öleinnahmen
Russland braucht die Einnahmen aus dem Ölgeschäft weiterhin, etwa auch zur Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine. Nach Einschätzung der IEA sind die Erlöse aus den russischen Ölexporten im April um 1,7 Milliarden US-Dollar auf 15 Milliarden Dollar gestiegen.
Im Vorjahresvergleich musste Russland allerdings auf rund ein Viertel seiner Öleinnahmen verzichten, so die Experten. Das liegt auch daran, dass das Land nach dem Ölembargo, das die EU Ende 2022 verhängt hat, Rohöl derzeit deutlich günstiger an als vor einem Jahr anbieten muss. In den vergangenen Monaten haben sich die russischen Ölexporte nach Medienberichten verstärkt in Richtung China, Indien und in die Türkei gerichtet. Mangels vorhandener Pipelines müssen die Lieferungen mit Tankern über den Seeweg abgewickelt werden.
EU will indische Ölprodukte unter die Lupe nehmen
Ein Teil der russischen Öllieferungen nach Indien findet offenbar nach der Verarbeitung doch wieder den Weg in die EU. Das hat nun der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kritisiert. Borrell fordert ein Vorgehen der Europäischen Union gegen Treibstoff aus Indien, der aus russischem Öl produziert wird. "Wenn Diesel oder Benzin aus Indien nach Europa kommt und mit russischem Öl hergestellt wird, ist das sicherlich eine Umgehung der Sanktionen, und die Mitgliedsstaaten müssen Maßnahmen ergreifen", so Chefdiplomat der EU gegenüber der britischen "Financial Times".
Wenn Indien seine russischen Ölkäufe nutze, um ein Handelszentrum zu sein, in dem russisches Öl raffiniert und Raffinerieprodukte in die EU verkauft würden, dann müsse die EU handeln. Borrell schlägt vor, dass die EU die Käufer indischer Kraftstoffe stärker kontrolliere, die mutmaßlich von russischem Rohöl stammten. Der Zugang zu günstigem russischem Rohöl hat die Produktion und die Gewinne der indischen Raffinerien in die Höhe getrieben und es ihnen ermöglicht, Raffinerieprodukte wettbewerbsfähig nach Europa zu exportieren.
VW darf Vermögenswerte in Russland verkaufen
Unterdessen hat der Volkswagen-Konzern laut Medienberichten in Moskau die Genehmigung für den Verkauf seiner Vermögenswerte in Russland erhalten. Sie werden für 125 Millionen Euro an den russischen Autohändler Avilon veräußert. Einen entsprechenden Antrag habe die Regierungskommission zur Kontrolle über Auslandsinvestitionen abgesegnet, so die Nachrichtenagentur Interfax heute in Moskau unter Berufung auf Verhandlungskreise.
VW war seit vielen Jahren in Russland aktiv gewesen und eröffnete 2007 in Kaluga knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau eine eigene Fabrik. Im Frühjahr 2022, nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, hat VW neben anderen westlichen Autobauern die Produktion in Russland eingestellt. Die hochmoderne Fabrik gilt als der wichtigste Vermögenswert von VW in Russland.