Anlagen- und Maschinenbau Trübe Rückschau, trübe Aussichten
Wie so viele Branchen hat der Maschinen- und Anlagenbau 2024 Federn gelassen - und die Hoffnung, dass es 2025 besser wird, ist in der Branche nur klein. Was muss sich ändern?
Der Maschinenbauer Manz in Reutlingen wollte zukunftsfähig sein, hat auf Elektromobilität gesetzt, auf die Transformation. Daher hat das Unternehmen in den Ausbau von Technologien insbesondere für die Batteriezellfertigung investiert.
Doch schon im Januar 2024 kamen sorgenvolle Worte vom damaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Drasch: "Der Wettbewerbsdruck ist enorm. Wenn wir uns mit Projekten messen müssen, die auch von asiatischen Wettbewerbsbegleitern angeboten werden, sind wir 30 bis 40 Prozent teurer." Kurz vor Weihnachten dann die Nachricht: Die Manz AG wird einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen.
In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es: "Vor allem in Europa hat sich das erwartete Marktpotenzial, auch aufgrund fehlender Unterstützung durch entsprechende politische Rahmenbedingungen, nicht wie erwartet realisiert. Im Gegenteil, insbesondere im Jahr 2024 erlebte der europäische Markt für Batteriezellen einen drastischen Einbruch. Investitionen wurden von verschiedenen internationalen großen Herstellern verschoben oder gestrichen."
Für das Unternehmen bedeute dies, dass die hohen Investitionen in Technologie und Innovationen nicht durch entsprechende Umsatzerlöse kompensiert werden konnten.
Schwieriges Jahr für Maschinenbauer
Das Jahr 2024 war für die Maschinen- und Anlagenbauer insgesamt ein schwieriges Jahr, und auch die Aussichten auf 2025 sind derzeit verhalten. "Die schwache Auftragslage trübt weiterhin die Stimmung", heißt es in einer Mitteilung vom Verband der Maschinen und Anlagenbauer, kurz VDMA, Baden-Württemberg.
Wie es den Unternehmen gehe, sei stark von der Branche und den Kunden abhängig, so Dietrich Birk, Geschäftsführer VDMA Baden-Württemberg. Es gebe durchaus Bereiche, in denen es gut laufe, wie beispielsweise Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt oder etwa Rüstung. Im Bereich Automotive sehe es dagegen schlechter aus - zum einen wegen der rückläufigen Zahlen im Pkw-Geschäft, zum anderen habe sich die Markterwartungen beim Umstieg auf die Elektromobilität nicht erfüllt.
Der Verband geht für 2024 für den Maschinen- und Anlagebau von einem Produktionsminus von acht Prozent aus. "Das ist ein sattes Minus, das unserer Branche zu schaffen macht", so Birk. Für dieses Jahr liegt die Prognose bei einem Produktionsminus von zwei Prozent.
Immer wieder hemmt die Bürokratie
Der Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump sowie die Bundestagswahl seien für die Branche nun wichtige Wegmarken. Die Frage, ob und inwieweit Zölle kommen, aber auch die Frage, ob eine neue Regierung es schafft, das Vertrauen für Investitionen in den Standort Deutschland zurückzugewinnen, beschäftigt den Maschinenbau. "Mehr Planungssicherheit ist dringend erforderlich", so Birk.
Er kritisiert die bisherige Politik der Ampelregierung. "Wir brauchen eine klar Bürokratie-Durchforstungskampagne auf allen Ebenen. Sonst sind wir auch im internationalen Wettbewerb weiter deutlich benachteiligt. Deregulierung muss politisch zur Chefsache gemacht werden."
Birk rechnet vor: "Die Kosten für Bürokratie machen bis zu drei Prozent des Umsatzes aus." Kosten, die nicht für die Forschung und Entwicklung zur Verfügung stünden, häufig reine Dokumentationsaufgaben, die Arbeitszeit und Personalressourcen binden würden.
Der nächste Punkt aus Sicht des Verbandes sind Steuersenkungen. "Wir haben mindestens 30 Prozent Unternehmenssteuern. Die müssen runter auf 25 Prozent, um im internationalen Wettbewerb wieder mithalten zu können", so die Forderung. Hinzu würden auch noch die Energiekosten kommen. Auch da müsse es Senkungen geben, um mit den USA oder China wettbewerbsfähig zu bleiben, so Birk. Der Appell an eine neue Regierung daher: eine verlässliche Wirtschaftspolitik.
AfD mit "vielen grundfalschen Rezepten"
Die AfD stehe dafür nicht, meinte VDMA-Präsident Bertram Kawlath. Es gebe zwar ein paar allgemeine Forderungen, die auch von anderen Parteien gemacht werden und die der Wirtschaft helfen würden, wie Bürokratieabbau oder Steuersenkung. "Aber das wird überlagert von Forderungen und Vorstellungen der AfD, die uns im industriellen Mittelstand richtig schmerzen", so der Verbandspräsident.
"Der geforderte Austritt aus dem Euro wäre für eine exportorientierte Branche wie den Maschinenbau ein dramatisches Problem. Wir brauchen zwingend offene Grenzen und eine offene Gesellschaft. Der Rückzug auf den Nationalstaat und der Austritt aus der EU würde uns im globalen Konflikt zwischen den USA und China spürbar schwächen."
Nicht zuletzt wären die Ablehnung verbindlicher Klimaziele und einer CO2-Bepreisung der völlig falsche Weg, so Kawlath: "Der Klimawandel lässt sich nicht mehr leugnen, aber wir können ihn mit moderner Technologie aus dem Maschinenbau bekämpfen. Unterm Strich muss man daher klar sagen: Die AfD hat nicht die besseren, sondern viele grundfalsche Rezepte für die deutsche Wirtschaft."
Warnung vor Arbeitsplätzen "unter Druck"
Die gute Nachricht: Der VDMA Baden-Württemberg hält die Beschäftigungslage derzeit noch für stabil. Doch wenn das Vertrauen nicht zurückkehre, dann müsse man sich auf "Beschäftigungsanpassungsmaßnahmen" einstellen, so Birk. Das bedeute Kurzarbeit - aber auch, dass bestehende Arbeitsplätze unter Druck kommen.
Für die Beschäftigten bei der Manz AG wird nun auch die große Frage sein, wie es weitergeht. Weltweit hat das Unternehmen rund 1.200 Mitarbeitende, davon etwa 400 an deutschen Standorten. In einer Mitteilung lässt der Insolvenzverwalter wissen, dass der Geschäftsbetrieb weiterlaufe und er sich derzeit einen Überblick verschaffe. Es werde sowohl ein Sanierungskonzept geprüft als auch die mögliche Veräußerung von Unternehmensteilen.