Ein Mitarbeiter von Rheinmetall arbeitet im Werkt an der Instandsetzung des Schützenpanzers Marder.

"Keine Trendwende" Industrieproduktion steigt überraschend stark

Stand: 09.01.2025 12:45 Uhr

Die krisengeplagte deutsche Wirtschaft lässt zum Abschluss eines schwierigen Jahres mit positiven Nachrichten aufhorchen. Im November wuchs die Industrieproduktion überraschend deutlich.

Lichtblick für die angeschlagene deutsche Industrie: Im November ist die Produktion nach zwei Rückschlägen in Folge gestiegen. Die Fertigung in den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes legte im Monatsvergleich um 1,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit plus einem Prozent gerechnet.

Zudem war der Dämpfer im Oktober weniger stark ausgefallen als bisher gedacht: Das Bundesamt revidierte den Rückgang auf 0,4 Prozent - von minus 1,0 Prozent.

Die positive Entwicklung im November zeigte sich in vielen Bereichen. Einen besonders starken Zuwachs verzeichnete das Bundesamt bei der Energieerzeugung mit einem Zuwachs von saison- und kalenderbereinigt 5,6 Prozent im Monatsvergleich.

Einen überdurchschnittlichen Anstieg gab es im November auch im Baugewerbe mit plus 2,1 Prozent und beim sogenannten "sonstigen Fahrzeugbau". In dem Bereich, der die Produktion von Flugzeugen, Schiffen, Zügen und Militärfahrzeugen beinhaltet, habe es demnach einen Zuwachs um 11,4 Prozent gegeben.

"Tropfen auf den heißen Stein"

Experten sehen aber keine durchgreifende Erholung. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht in dem Produktionsanstieg "nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein". Nach wie vor seien kaum Signale für eine nachhaltige Belebung auszumachen, sagte Analyst Nils Jannsen.

Das IfW verwies darauf, dass die Industrieproduktion im Jahr 2024 um rund 4,5 Prozent gesunken sei und um mehr als zehn Prozent unter dem Niveau des Jahres 2018 liegen dürfte, als sie ihren Höchststand erreichte. Nach Einschätzung des IfW-Experten dürften "frühere Produktionsniveaus auf absehbare Zeit außer Reichweite bleiben".

Auftragslage verspricht wenig Belebung

"Trotz der günstigeren Entwicklung am aktuellen Rand zeichnet sich bei der Industrieproduktion insgesamt noch keine Trendwende ab", betonte das Bundeswirtschaftsministerium. "Die weiterhin bestehenden geopolitischen Unsicherheiten, die zuletzt erneut rückläufigen Auftragseingänge und die jüngst wieder eingetrübten Stimmungsindikatoren lassen derzeit keine spürbare Belebung in den kommenden Monaten erwarten."

Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer verwies auf die schlechte Auftragslage. Wegen eines starken Rückgangs bei Großaufträgen waren die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im November um 5,4 Prozent im Monatsvergleich gesunken, wie aus Daten hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht worden waren. "Das Winterhalbjahr bleibt für die deutsche Wirtschaft schwierig", sagte Krämer deshalb. Und das auch, weil am 20. Januar Donald Trump ins Weiße Haus einzieht.