Konjunkturindikator Schrumpfender Lkw-Verkehr im November
Der Lkw-Verkehr auf deutschen Autobahnen ist im November gesunken. Der schrumpfende Last-Verkehr ist ein Indikator für sinkende wirtschaftliche Aktivität und schwächelnde Industrieproduktion.
Der als Vorbote für den künftigen Konjunkturverlauf geltende Lkw-Verkehr ist im November gesunken. Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastwagen mit mindestens vier Achsen schrumpfte um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Oktober hatte es noch einen Anstieg gegeben. Das Niveau des Vorjahresmonats November 2023 wurde dagegen um 0,2 Prozent übertroffen.
Lkw-Verkehr als Konjunktursignal
Ein Blick auf diese Daten lohnt sich, weil sie als Indikator für die Konjunkturlage dienen können. Wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen. "Daher besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und Indizes zur wirtschaftlichen Aktivität, insbesondere der Industrieproduktion", erklärten die Statistiker die Bedeutung ihres Frühindikators.
Denn im Zuge der Lkw-Mauterhebung würden digitale Prozessdaten unter anderem über die Fahrleistung der mautpflichtigen Lkw generiert, heißt es. Da die Lkw-Maut-Fahrleistungsdaten etwa einen Monat früher verfügbar sind als die zur Produktion, eignen sie sich als Signalgeber für die Konjunkturentwicklung. Eine Untergliederung nach Wirtschaftszweigen ist jedoch nicht möglich.
"Eine Trendwende ist nicht in Sicht"
Die Daten des Lkw-Maut-Fahrleistungsindex passen in das allgemein trübe Bild. Die Industrieproduktion ist im Oktober um 0,3 Prozent geringer ausgefallen als im Vormonat. Hier wirkte sich vor allem der Rückgang in der kriselnden Autobranche von 1,9 Prozent negativ aus, während auch die Maschinenbauer (minus 1,1 Prozent) und die Chemiebranche (minus 1,4 Prozent) kein Wachstum schafften.
Der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge liegt die Produktion aktuell auf dem niedrigsten Niveau seit der Corona-Pandemie. "Hohe Kosten, wirtschaftspolitische Ungewissheit, Fachkräftemangel und eine lähmende Bürokratie belasten die Unternehmen", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. "Eine Trendwende ist nicht in Sicht."
Mageres Wachstum erwartet
Auch wegen der Industrieschwäche dürfte Europas größte Volkswirtschaft im Winterhalbjahr "bestenfalls stagnieren", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Für 2025 sei nur ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mageren 0,2 Prozent zu erwarten.
Auch nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kann die deutsche Wirtschaft die Rezession im nächsten Jahr kaum abschütteln. Die Ökonomen rechnen sogar nur mit einem BIP-Wachstum um 0,1 Prozent. Danach schrumpfe das BIP im laufenden Jahr um 0,2 Prozent und damit das zweite Jahr in Folge. "Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck", erklärte das IW.
"Das ist schon lange keine konjunkturelle Verstimmung mehr, sondern eine schwerwiegende Strukturkrise", hatte IW-Konjunkturchef Michael Grömling erklärt.