Eine Krankenpflegerin und ein Krankenpfleger schieben ein Krankenbett durch den Gang einer Station eines Krankenhauses.

Umfrage bei Krankenhäusern Klinik-Situation so schlecht wie seit 20 Jahren nicht

Stand: 27.12.2024 09:59 Uhr

Deutsche Kliniken bewerten ihre wirtschaftliche Lage als ausgesprochen schlecht. Eine Umfrage zeichnet ein düsteres Bild. Als Grund wurden vor allem Preissteigerungen bei den Personal- und Sachkosten angegeben.

Einer Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zufolge ist die Klinik-Situation so schlecht wie seit 20 Jahren nicht. Das geht aus dem Krankenhausbarometer 2024 hervor. Demnach schrieben im vergangenen Jahr 61 Prozent der Häuser Verluste. Das sei der mit Abstand höchste Wert seit der Einführung des Fallpauschalen-Systems im Jahr 2003. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hatte zuerst darüber berichtet.

Insgesamt 39 Prozent der Kliniken erwirtschafteten demnach einen Überschuss oder ein ausgeglichenes Ergebnis. Für das laufende Jahr sieht die Zahl noch schlechter aus: 2024 erwarteten 79 Prozent der Klinken einen Verlust.

Nur fünf Prozent sehen sich in guter Situation

Zusammenfassend beurteilen den Angaben zufolge 80 Prozent der Kliniken in der Umfrage ihre Wirtschaftslage als unbefriedigend - auch das ein Höchststand innerhalb der vergangenen 20 Jahre. Nur fünf Prozent sehen sich demnach in einer guten Situation.

Als Grund würden vor allem Preissteigerungen bei den Personal- und Sachkosten angegeben. Sie wirken sich laut Umfrage bei 88 Prozent der Krankenhäuser stark oder sehr stark auf die Finanzsituation aus.

Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2024 beruhen laut DKG auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Mitte Mai bis Mitte August 2024 durchgeführt worden ist, wie es hieß. Daran hätten sich insgesamt 366 Krankenhäuser beteiligt.

DKG warnt vor "immer bedrohlicheren Ausmaßen"

"Die Situation der Krankenhäuser nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an", sagte der DKG-Vorstandschef Gerald Gaß. Ursachen seien eine mangelhafte Investitionsförderung und ein weiterhin fehlender Inflationsausgleich. "Diese seit Jahren bestehende Schieflage wird die Krankenhausträger im kommenden Jahr vermehrt zu harten Konsolidierungsentscheidungen zwingen."

Dies werde auch negative Auswirkungen auf die regionale Patientenversorgung haben. "Krankenhäuser sind wegen der Defizitlage gezwungen, Einschnitte in der Patientenversorgung vorzunehmen, ohne dass dies noch mit der Krankenhausplanung der Länder abgestimmt werden kann."

Krankenhausreform ab 2025

Ab dem kommenden Jahr soll eine Krankenhausreform schrittweise umgesetzt werden. Die Ziele der Reform: weniger ökonomischer Druck für die Kliniken durch ein neues Vergütungssystem, weniger Doppelstrukturen bei Krankenhäusern und mehr Spezialisierung bei schwierigen Eingriffen und Erkrankungen, die Patienten eine bessere Versorgung bringen soll.

Ziel ist zugleich, die im internationalen Vergleich hohe Dichte an Krankenhäusern (insgesamt rund 1.900), insbesondere in Ballungsgebieten, auszudünnen.

Der Bundesrat hatte Ende November den Weg für die umstrittene Reform freigemacht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 27. Dezember 2024 um 08:40 Uhr.