Druckmaschinenbauer beantragt Insolvenz 6600 Manroland-Jobs in Gefahr
Dem weltweit drittgrößten Druckmaschinenhersteller Manroland droht das Aus. Das Unternehmen beantragte beim Amtsgericht Ausgburg Insolvenz. Damit müssen die 6600 Beschäftigten in den Werken Augsburg, Offenbach und Plauen um ihre Arbeitsplätze fürchten.
Der Druckmaschinenhersteller Manroland hat einen Insolvenzantrag gestellt. Gemessen am Umsatz - im Jahr 2010 waren es 942 Millionen Euro - ist es die größte Firmenpleite in Deutschland seit der Arcandor-Insolvenz vor zwei Jahren. Der Druckmaschinenbauer beschäftigt in seinen Werken in Augsburg, Offenbach und Plauen etwa 6600 Mitarbeiter. Diese wurden am Nachmittag in Betriebsversammlungen über die Lage informiert. Die IG Metall sieht nach eigenen Angaben "gute Chancen", alle Arbeitsplätze im Konzern zu sichern. Dies müsse der zentrale Auftrag des Insolvenzverwalters sein, forderte IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Manroland.
Das Amtsgericht Augsburg bestellte den Kaufmann Werner Schneider als vorläufigen Insolvenzverwalter. Er muss in den nächsten drei Monaten versuchen, den Betrieb aufrechtzuerhalten und eine Lösung zu finden. Erst danach könnte das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet werden. Nach Angaben der Offenbacher Betriebsrätin Alexandra Roßel sollen die Beschäftigten des Unternehmens bereits für November keine Löhne und Gehälter mehr ausgezahlt bekommen.
Konzern hofft auf erfolgreiche Sanierung
Das Unternehmen teilte mit, dass es das Insolvenzverfahren für einen grundlegenden Umbau nutzen wolle. "Bei aller Enttäuschung über den einzuschlagenden Weg bietet das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hinreichend Chancen, weil das Unternehmen überzeugende Produkte, das nötige Know-how und eine exzellente Mannschaft hat", teilte der Konzern mit. Ein Grund für die Pleite sei das Scheitern von Gesprächen mit einem möglichen Investor gewesen. "Auslöser für den Insolvenzantrag ist der erneute dramatische Einbruch im Auftragseingang, der seit Mitte Juli zu beobachten ist und sich zuletzt beschleunigt hat", heißt es in der Mitteilung. Zudem klagten viele Kunden infolge der Finanzkrise über Schwierigkeiten, Aufträge finanzieren zu können.
Manroland ist weltweit die Nummer drei in der Branche hinter Spitzenreiter Heidelberger Druckmaschinen und der Würzburger Firma Koenig & Bauer. Die Insolvenz des Unternehmens bedeutet die größte Firmenpleite in Deutschland seit zwei Jahren. Eigentümer von Manroland sind der Finanzinvestor Allianz Capital Partners (ACP) und die Münchner Volkswagen-Tochter MAN, die seit längerem auf der Suche nach Investoren oder Fusionspartnern waren. ACP hält 75 Prozent der Anteile und 65 Prozent der Stimmrechte. Ein Viertel der Anteile und 35 Prozent der Stimmrechte liegen bei MAN.
Seit Jahren Verluste
Die Druckmaschinen-Branche war lange Zeit ein Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Die meisten Bundesbürger hatten bereits Zeitungen, Verpackungen, Plakate und Werbung in der Hand, die mit Maschinen der drei führenden deutschen Hersteller gedruckt werden. Doch billige Konkurrenz aus Asien und Probleme der Printmedien im Zuge der Digitalisierung der Medien erschwerten die Geschäfte. Manroland litt zuletzt am meisten, weil es sich besonders auf den Zeitungsdruck spezialisiert hatte. Seit dem ACP-Einstieg 2006 halbierte sich der Umsatz des Konzerns. Seit Jahren schrieb das Unternehmen Verluste. Die Mitarbeiterzahl war deshalb bereits von 9000 auf knapp 6600 gesenkt worden.