Vom Sturm "Helene" zerstörte Häuser in Bat Cave, North Carolina

Naturkatastrophenbilanz der Munich Re Drittteuerstes Jahr seit 1980

Stand: 09.01.2025 11:19 Uhr

Naturkatastrophen haben auch 2024 weltweit verheerende Verwüstungen angerichtet. Die Schäden liegen laut Rückversicherer Munich Re bei 320 Milliarden Dollar - das ist deutlich mehr als im Jahr zuvor.

Von Gabriel Wirth, BR

Auch im vergangenen Jahr gab es wieder zahlreiche Naturkatastrophen, Wirbelstürme, Gewitter, Starkregen, Feuer und Erdbeben. 2024 war sogar eines der schadensreichsten Jahre, seit die Munich Re, einer der größten Rückversicherer der Welt, ihre Daten auswertete. Abgesehen von Erdbeben macht man beim Münchner Rückversicherer den Klimawandel für die Entwicklung verantwortlich.

Die Welt werde heißer, starke Wirbelstürme, Schwergewitter und Überschwemmungen seien die Folge. Der Klimawandel zeige seine Krallen, heißt es bei der Munich Re. Die Folgen der Hitzerekorde seien verheerend, wird der zuständige Konzern-Vorstand Thomas Blunck zitiert. So deutlich hat man sich beim Rückversicherer bisher noch nie zu den möglichen Ursachen der Naturkatastrophen geäußert.

Seit Jahrzehnten erfasst und veröffentlicht der Konzern entsprechende Daten und Bilanzen. Bisher sprach man von "hohen Wahrscheinlichkeiten, dass hier der Klimawandel mit eine Rolle spielt". Der Chef-Klimatologe des Konzerns Tobias Grimm sagt zur Änderung der Wortwahl, dass man sich eben immer sicherer sei. Der Klimawandel sei nicht mehr etwas Abstraktes, er sei "hier".

Höhere Schäden als in früheren Jahren

Die Munich Re beziffert die Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr auf weltweit insgesamt 320 Milliarden Dollar. Das sind 52 Milliarden Dollar mehr als im Vorjahr und 84 Milliarden mehr als der Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Seit 1980 seien nur zwei Jahre bisher teurer gewesen. Weniger als die Hälfte der Schäden im vergangenen Jahr war versichert und zwar rund 140 Milliarden Dollar.

Besonders hart traf es Regionen in Nordamerika, mit 190 Milliarden Dollar Schäden durch Naturkatastrophen. Wirbelstürme, schwere Gewitter, Feuer und Überschwemmungen zerstörten ganze Landstriche. In den USA gab es auch die beiden Naturkatastrophen mit den höchsten Schäden und zwar die beiden Hurricanes "Helene" und "Milton". Nicht nur die hohen Windgeschwindigkeiten führten zu Zerstörungen, sondern auch die Sturzfluten und Flutwellen, die mit den Starkwetterereignissen einhergingen. Allein "Helene" hinterließ Schäden in Höhe von 56 Milliarden Dollar. Kurz darauf traf Hurricane "Milton" Florida. Hier lagen die Schäden bei insgesamt 38 Milliarden Dollar.

Höhere Wassertemperaturen intensivieren Regen

Diese beiden Ereignisse gelten dem Chef-Klimatologen der Munich Re, Tobias Grimm, auch als Belege für die Folgen des Klimawandels. Beide Wirbelstürme seien heftiger ausgefallen als in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel. Er verweist auf entsprechende Klima- und Wettermodelle, bei denen die Folgen einzelner Wetterereignisse verglichen werden mit einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel. Bei Hurricane "Helene" seien die Regenmengen demnach über zehn Prozent heftiger gewesen, so Grimm.

Es sind physikalische Berechnungen, so der Wissenschaftler. Man habe enorm hohe Wassertemperaturen in den Ozeanen und diese Wassertemperaturen führten dazu, dass vielmehr Wasser verdunsten könne, so dass mehr Energie da sei. Die entlade sich dann in stärkeren Regenfällen. Die Wettermaschine schalte so einen Gang höher.

Auch Europa betroffen

Die Schäden durch Naturkatastrophen in Europa werden von der Munich Re mit 31 Milliarden Dollar angegeben. Dazu zählen die starken Überschwemmungen in Spanien rund um Valencia, sowie in Deutschland und in angrenzenden Ländern.

Im weltweiten Vergleich ist der Kontinent im vergangenen Jahr aber noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen, mit gerade einmal zehn Prozent der Gesamtschadensumme durch Naturkatastrophen. Allerdings warnt Grimm, dass Europa vom Klimawandel genauso betroffen sei. Das sehe man auch an Studien, dass gerade bei Überschwemmungsereignissen der Klimawandel mittlerweile eine große Rolle spielt.

Klare Forderung an Politik und Gesellschaft

Munich Re Vorstand Thomas Blunck verlangt von den Staaten, dass sie sich besser für stärkere Wetterkatastrophen wappnen müssen, unter anderem durch entsprechenden Hochwasserschutz. Der Rückversicherer rechnet auch in den nächsten Jahren eher mit steigenden Schäden durch Naturkatastrophen.

Immerhin scheinen die weltweiten Frühwarn- und Rettungssysteme besser zu funktionieren. So kamen im vergangenen Jahr 11.000 Menschen durch Naturkatastrophen ums Leben. Das waren deutlich weniger als im Vorjahr. Erdbeben in der Türkei und Syrien haben 2023 schätzungsweise 60.000 Menschen das Leben gekostet.

Wie wichtig entsprechende Vorbereitung und Bauweise sein kann, zeige Japan, das immer wieder von heftigen Erdbeben erschüttert wird, wie auch im vergangenen Jahr am Neujahrstag. Das Beben mit einer Stärke 7,5 ließ an der japanischen Westküste zahlreiche Gebäude einstürzen, es führte zur drittgrößten Naturkatastrophe 2024 mit einem Gesamtschaden von 15 Milliarden Dollar. Mehr als 200 Menschen kamen dabei ums Leben, deutlich weniger als bei den Beben in der Türkei und Syrien mit einer ähnlichen Stärke.