Portugal leiht sich Geld am Kapitalmarkt Verhaltene Reaktionen auf bestandenen Härtetest
Der erste kleine Test ist bestanden. Portugal sammelte am Kapitalmarkt Geld zu einem Zinssatz ein, der unter der erwarteten Höhe blieb. Auch das eine oder andere Lob erhielt die Regierung. Dennoch fielen die Reaktionen nicht enthusiastisch aus und es bleiben Zweifel.
Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Hörfunkstudio Madrid
Auf der iberischen Halbinsel hört man seit einiger Zeit genauer hin, was die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagt, auch, nachdem sich Portugal mit Staatsanleihen frisches Geld beschafft hat: "Nach dem, was ich höre, ist das auch recht ordentlich gelaufen, und ich glaube, das ist eine vernünftige Nachricht."
Besonders enthusiastisch klingt das nicht. Mit Aussagen wie dieser schüre Merkel eher Zweifel als Vertrauen zu schaffen, finden viele in Portugal und beim großen Nachbarn Spanien. Manche unterstellen der Bundeskanzlerin sogar, sie rede die iberische Halbinsel bewusst schlecht. Finanzminister Teixeira dos Santos würde das natürlich nie offen sagen. Er belässt es dabei, den Erfolg der Staatspapier-Versteigerung heute selbst zu feiern: "Es war ein Erfolg, weil die Nachfrage dreimal so hoch war wie das Angebot, und weil die Zinsen deutlich unter denen auf dem Sekundärmarkt liegen, im Fall der zehnjährigen Anleihe sogar unter denen der letzten Emission."
Hoffen auf Marktberuhigung
Eigentlich hatten die meisten Experten damit gerechnet, dass alles glatt geht. Schließlich ging es um relativ wenig Geld: nur 1,25 Milliarden Euro. Insgesamt braucht Portugal in diesem Jahr 20 Milliarden, um alte Kredite bedienen zu können. Dennoch waren vor der Auktion viele nervös, denn unklar war, was passieren würde Susana Silvia, Kapitalmarktexpertin der portugiesischen Großbank "Banco Espírito Santo": "Die Anleihe soll 750 Millionen bis 1,25 Milliarden Euro einbringen. Ein gutes Zeichen wäre es, wenn die Zinsen unter sieben Prozent lägen, das wäre ein Signal, um den Markt etwas zu beruhigen. Hoffen wir, dass das Ergebnis positiv sein wird und die wünschenswerte Marktberuhigung bringt."
Leicht positive Reaktionen
Die Börsen in Europa reagierten ebenso wie Merkel nicht gerade enthusiastisch, aber der DAX und der portugiesische Aktienindex PSI legten bis zum Nachmittag um rund 1,5 Prozent zu; der spanische IBEX sogar um vier Prozent. Spanische Banken haben sehr viele Kredite nach Portugal vergeben, deswegen ist Spanien besonders um das Wohl des kleinen Nachbarn besorgt. Portugals Finanzminister dos Santos will jetzt alle Zweifler beruhigen: "Die erfolgreiche Auktion bestärkt unseren Glauben, dass wir die richtige Strategie verfolgen. Sie besteht darin, die Basis der Kapitalgeber für unsere Schuldentilgung zu verbreitern. Entsprechende Kontakte pflegen wir seit längerem und die Resultate sind sichtbar."
So kauften beispielsweise auch China, Japan und Brasilien portugiesische Anleihen. Immer wieder wird die portugiesische Regierung ausdrücklich dafür gelobt, dass sie ziemlich gnadenlos spart. EU-Währungskommisar Olli Rehn spricht von "mutigen und sehr substanziellen haushaltspolitischen Maßnahmen." Das hört Regierungschef José Sócrates gern. Trotzdem sind auch nach der heutigen Auktion nicht alle Zweifler bekehrt. Oliver Roth von der Mittelstandsbank Close Brothers Seydler: "Die portugiesiche Auktion ist unmittelbar wichtig - über kurz oder lang rechne ich aber mit einer Rettung Portugals."