Versandhaus wird abgewickelt Quelle ist am Ende
Alle Investoren haben Nein zu Quelle gesagt. Die Versuche, das Traditionshaus zu retten, scheiterten gestern Abend endgültig. Insolvenzverwalter Görg sagte, es gebe jetzt keine Alternative zur Abwicklung mehr. Viele Mitarbeiter werden arbeitslos - der Gesamtbetriebsrat sprach von einer "Riesenkatastrophe".
Das traditionsreiche Versandhaus Quelle wird geschlossen und abgewickelt. Der Insolvenzverwalter des Mutterkonzerns Arcandor, Klaus Hubert Görg, teilte gestern Abend mit, dass die Verhandlungen mit Investoren gescheitert seien. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatten zuvor drei Kauf-Interessenten Rückzieher gemacht, die letzten beiden sprangen demnach wenige Stunden vor Görgs Mitteilung ab.
Der Insolvenzverwalter erklärte, dass es nun keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr gebe. Über die Konsequenzen will er die Mitarbeiter heute Nachmittag informieren.
Nach den aktuellen Angaben des Insolvenzverwalters sollen ungeachtet der Abwicklung von Quelle Deutschland die Spezialversandanbieter wie Baby-Walz und hessnatur ihre Geschäfte eigenständig weiterführen. Die internationalen Gesellschaften und HSE 24 verfügten über ein stabiles Geschäft. Auch das Auslandsgeschäft von Quelle in der Schweiz, Österreich und Osteuropa wertete Görg als "gesund". Es soll nun in einem eigenständigen Verfahren verkauft werden.
Mindestens 1500 Arbeitsplätze fallen weg
Ein Sprecher Görgs sagte, dass durch die Schließung weitere 1500 Arbeitsplätze verloren gehen. Wie viele Stellen indirekt - etwa im Versandzentrum der übergreifenden Arcandor-Versandhandelssparte Primondo - betroffen seien, werde noch ermittelt. Zur Primondo-Gruppe gehören neben Quelle auch die Spezialversandanbieter und HSE 24.
Wegen des laufenden Insolvenzverfahrens und des damit verbundenen Personalabbaus verlieren bereits 3100 der 10.500 Beschäftigten ihren Job. 600 hatten selbst gekündigt, für 2500 Beschäftigte war ein Sozialplan ausgehandelt worden.
Insolvenzverwalter Görg sieht keine Alternative zur Quelle-Abwicklung.
"Das ist für die betroffenen Menschen und ihre Familien eine Riesenkatastrophe", sagte Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel. Bis zuletzt habe man sich das nicht vorstellen können. Sindel hatte im Gläubigerausschuss bis zuletzt um eine Lösung gerungen. "Ich habe nochmals alles probiert", sagte er. "Aber es ist aussichtslos. Obwohl ich nie aufgebe, mache ich mir jetzt keine Hoffnungen mehr."
Keine Lösung für Factoring ab 2010
Der angestrebte Verkauf von Primondo als Gesamtpaket scheiterte laut Insolvenzverwalter vor allem daran, dass keine Einigung in der Frage des sogenannten Factoring ab Januar 2010 zustandekam. Bei diesem Verfahren übernahmen Banken bislang die Vorfinanzierung von Ratenzahlungen der Quelle-Kunden. Sie überwiesen dem Versandhaus den Großteil des Geldes direkt und ermöglichten ihrerseits den Kunden die Ratenzahlungen.
Der Insolvenzverwalter hatte das Factoring durch die Quelle-Hausbank Valovis seit der Insolvenzanmeldung im Juni zweimal nur unter Mühen verlängern können. Die Vereinbarung läuft zum Jahresende aus. Verhandlungen über eine nochmalige Verlängerung waren gescheitert.
Der Traditionsname Quelle dürfte aus dem Handel verschwinden.
Valovis zeigte sich von dem Scheitern der Investorengespräche allerdings überrascht. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte eine Sprecherin. An Valovis sei eine Einigung jedenfalls nicht gescheitert: "Wir haben nie irgendwelche Gespräche mit möglichen Investoren geführt". Der Bank sei nicht einmal bekannt gewesen, wer die potenziellen Bieter gewesen seien.
Traditionsmarke wird verschwinden
Mit der Abwicklung von Quelle Deutschland wird bald eine weitere Traditionsmarke aus dem Handel verschwinden. Das Unternehmen war 1927 vom Fürther Kaufmann Gustav Schickedanz gegründet worden. In den Jahren des Wirtschaftswunders wuchs das Unternehmen zum zweitgrößten Versandhändler Europas heran. 1999 fusionierte Quelle mit dem Warenhauskonzern Karstadt. Seither befand sich das Unternehmen auf Talfahrt. Beobachter werfen dem Konzern unter anderem vor, dass er seine Versandstrategie zu spät auf das Internet ausgerichtet habe.