Börsen mit neuen Verlusten Auch die EZB kann die Märkte nicht beruhigen
Politik und Zentralbanken bemühen sich weiter, die Finanzmärkte zu beruhigen - bislang ohne großen Erfolg. Die EZB begann offenbar bereits mit dem angekündigten Ankauf italienischer und spanischer Staatsanleihen, um der Krise Einhalt zu gebieten. Die G7-Staaten sicherten zu, im Notfall einzugreifen.
Die Börsen kommen nicht zur Ruhe - trotz der internationalen Bemühungen um eine Beruhigung der Märkte. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche und der Abwertung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's starteten die Märkte mit Verlusten in die neue Woche. Befürchtete Panikverkäufe blieben aber aus.
Die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), spanische und italienische Staatsanleihen kaufen zu wollen, trug zu einer zwischenzeitlichen Beruhigung der Märkte bei. Nach Händlerangaben war die EZB auch bereits auf dem Markt aktiv. Damit soll ein Übergreifen der Krise auf die beiden Euro-Länder verhindert werden. An den Börsen wurde dies als positives Signal aufgenommen, das größere Verluste zunächst verhinderte.
Durchschlagende Wirkung erzielt die Ankündigung für die Zinsen auf Schuldverschreibungen: Die Zinssätze italienischer und spanischer Anleihen fielen spürbar. In der vorangegangenen Woche war die Rendite noch über die von Volkswirten als kritisch angesehene Marke von sechs Prozent gestiegen.
G7 wollen bei Bedarf "koordiniert eingreifen"
Auch die Finanzminister der sieben stärksten Industrieländer (G7) versuchten, einer Fortsetzung der Talfahrt an den Märkten entgegenzuwirken: Sie einigten sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegen extreme Kursschwankugen. Die G7 würden bei Bedarf "koordiniert eingreifen", um Liquidität zu sichern und um das Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen, heißt es unter anderem in einer in Tokio verbreiteten gemeinsamen Erklärung. Wie Japans Finanzminister Yoshihiko Noda erklärte, hatte er kurz vor Handelsbeginn an der Tokioter Börse mit seinen Kollegen telefoniert. Die Minister vereinbarten zudem, dass sie in den kommenden Wochen bei Bedarf weitere Stabilisierungsmaßnahmen erörtern wollten.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, begrüßte die angekündigten Bemühungen der G7 und der EZB. Diese würden dazu beitragen, das Vertrauen an den Finanzmärkten zu erhalten und das globale Wirtschaftswachstum anzukurbeln, erklärte Lagarde. Zugleich lobte sie das Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy.
Die beiden Politiker hatten in einer Erklärung die Beschlüsse des Euro-Gipfels vom Juli bekräftigt und zugleich Italien und Spanien ermahnt, ihren verschärften Sparkurs vollständig und zügig umzusetzen.
S&P verteidigt Entscheidung
John Chambers, Geschäftsführer bei Standard & Poor's (S&P), verteidigte die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch seine Agentur. Schließlich habe S&P bereits im Februar eindringlich davor gewarnt. Vor allem ein strukturelles Problem sieht Chambers in den USA: Der Kongress müsste sich von dem Gesetz trennen, das ihm das Recht gibt, die Schuldenobergrenze getrennt vom Haushalt zu verabschieden. Chambers verwies zudem auf Beispiele anderer Länder, die in der Vergangenheit ihre Bonitäts-Bestnote verloren und wiederbekommen hatten. Dazu gehörten Australien, Kanada, Dänemark, Schweden und Finnland. Die Rückkehr habe zwischen neun und 18 Jahren gedauert.
S&P stufte auch die Bonität der staatlich geförderten US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac herab. Auch die Bewertung für andere Behörden, die mit langfristigen Krediten der US-Regierung in Verbindung stehen, wurde gesenkt. In allen Fällen sei die Bonität von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft worden, teilte die Agentur mit.
Am Freitag nach Börsenschluss hatte Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit der USA von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgesetzt. Grund sind Zweifel an der Fähigkeit Washingtons, die massive Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen.