Öffentliches Defizit und Schulden in der EU Hoffnung für die Krisenstaaten
In Europa verringerte sich im vergangenen Jahr das öffentliche Defizit, die öffentlichen Schulden nahmen hingegen zu. Das hat das Europäische Statistikamt Eurostat mitgeteilt. Hoffnung gibt es demnach auch für Euro-Krisenländer wie Griechenland.
Von Karin Bensch, WDR Hörfunkstudio Brüssel
Es gibt Hoffnung, zumindest ein bisschen: Das Haushaltsloch in Griechenland ist im vergangenen Jahr etwas kleiner ausgefallen als erwartet. Das Defizit lag bei 12,7 Prozent der Wirtschaftsleistung, sagt ein Sprecher der EU-Kommission. Das ist etwas weniger als die EU-Kommission in Brüssel vorhergesagt hatte.
Der größte Teil des Lochs kommt durch Kapitalhilfen zustande, die der griechische Staat an kriselnde Banken gezahlt hat. Ohne sie hätte der Verlust im vergangenen Jahr nur gut zwei Prozent betragen, so der Kommissionssprecher.
Schuldenberge gewachsen
Auch wenn das Haushaltsloch in Griechenland nicht so groß ist wie angenommen, der griechische Schuldenberg ist höher geworden. Er erreichte im vergangenen Jahr rund 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist der Spitzenwert in der EU.
Der Trend ist in der gesamten Europäischen Union sichtbar: Während das öffentliche Defizit im vergangegen Jahr in etlichen Mitgliedsländern runter gegangen ist, haben viele Länder mehr Schulden gemacht. Die höchsten Rückstände hatten neben Griechenland, Italien, Portugal, Irland und Zypern. Die wenigsten Schulden machten die baltischen Länder Estland und Lettland, Schweden und die Südosteuropäer in Bulgarien und Rumänien.
Wieder mehr Chancen auf den Finanzmärkten
Auf den Finanzmärkten gibt es auch für die Krisenländer wieder bessere Chancen: Portugal will wieder langfristig Geld bei Anlegern einsammeln - zum ersten Mal seit dem Hilferuf vor drei Jahren. Besser sieht es auch für Griechenland aus: Bereits vor knapp zwei Wochen feierte das Land seine Rückkehr an die Finanzmärkte. Griechenland hat seit 2010 einen bemerkenswerten Fortschritt gemacht, meint der Sprecher der EU-Kommission. Das hoch verschuldete Griechenland hat seit 2010 von internationalen Geldgebern zwei Hilfspakete über insgesamt 240 Milliarden Euro erhalten. Die laufen Ende des Jahres aus.
Auch die großen europäischen Länder - Spanien und Italien - bekommen derzeit so günstig frisches Geld wie seit Jahren nicht mehr. Anleger reißen sich nun um die Staatsanleihen der Länder, die lange verschmäht waren, weil sie wissen, dass die Europäische Zentralbank dahinter steht. Dennoch bleibt die Lage in den Krisenländern weiter schwierig. Vor allem in Griechenland und Spanien ist mehr als jeder Vierte arbeitslos, besonders betroffen sind Jugendliche.