Tarifstreit Streik bei der Bahn beendet
Die Gewerkschaft EVG hat den Warnstreik bei der Bahn für beendet erklärt. Bis die Züge wieder planmäßig rollen, könnte es allerdings noch bis in den Abend dauern. Ver.di setzte die Streiks an den Flughäfen fort.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat den Schienenverkehr in Deutschland mit einem Warnstreik am Morgen weitgehend lahmgelegt. Der Arbeitskampf begann um 03.00 Uhr und dauerte bis 11.00 Uhr. Die Gewerkschaft erklärte den Ausstand für beendet, allerdings werden noch bis in den Abend hinein Beeinträchtigungen erwartet.
Den Fernverkehr hatte die Deutsche Bahn bis 13.00 Uhr eingestellt. Seither würden ICE- und IC-Züge wieder schrittweise auf die Strecke gebracht, teilte ein Bahn-Sprecher mit. Im Laufe des Nachmittags sollen wieder rund 90 Prozent der regulär vorgesehenen Züge verkehren. Gleichwohl seien die Auswirkungen des Warnstreiks im Fernverkehr noch bis in die Abendstunden hinein zu spüren, hieß es. Im Regional- und S-Bahnverkehr sollte der Regelbetrieb schon deutlich früher wieder laufen.
Auch die Logistiktochter DB Cargo will nach Bahn-Angaben unmittelbar nach Ende des Streiks den Betrieb im Güterverkehr schnell wieder in Gang bringen. Versorgungsrelevante Züge - etwa zur Energieversorgung - sollen dabei Vorrang haben.
EVG zieht positive Streikbilanz
Nach Angaben der EVG waren am Vormittag bundesweit gut 23.500 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn (DB) und weiteren Bahnfirmen an verschiedenen Standorten beteiligt. Die DB erklärte am Morgen, der Bahnverkehr des Staatskonzerns sei eingestellt. Die Situation an den Bahnhöfen sei ruhig gewesen. Auch der Schienengüterverkehr stand demnach still und in den Rangierbahnhöfen bildeten sich Staus.
Angesichts des bundesweiten Ausstandes zog die EVG ein positives Fazit. "In allen 50 Unternehmen haben wir massive Auswirkungen gehabt", sagte Tarifvorständin Cosima Ingenschay. "Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben ist quasi nichts mehr gefahren."
Die Beteiligung habe in etwa auf dem Niveau des ersten großangelegten Warnstreiks der EVG und ver.di von Ende März entsprochen. "Die Wut und Enttäuschung ist sehr groß, dass immer noch keine verhandlungsfähigen Angebote vorliegen", sagte Ingenschay.
Nächste Verhandlungsrunde kommende Woche
Der Vorsitzende der EVG, Martin Burkert, kündigte weitere Aktionen an, sollte bei den nächsten Verhandlungen mit den Arbeitgebern am Dienstag und Mittwoch kommende Woche kein verhandlungsfähiger Vorschlag auf den Tisch gelegt werden. "Dann wird es eine weitere Warnstreikwelle geben", drohte auch EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch. Laut Burkert müsse das Angebot der DB schriftlich vorgelegt werden, das sei ein Gebot der Fairness. "Fünf Prozent Erhöhung bei 27 Monaten Laufzeit ist kein Angebot", sagte Burkert zu bisherigen Vorschlägen der Arbeitgeberseite.
Die EVG verhandelt für 230.000 Beschäftigte. 180.000 davon arbeiten bei Unternehmen der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft will für die Beschäftigten ein Lohnplus von mindestens 650 Euro erreichen oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen, das alles bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten.
Die Bahn zeigte sich zuletzt offen, den jüngsten Schlichterspruch im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes als Orientierung für eine bahnspezifische Lösung zu übernehmen. Dies hatte die EVG bisher abgelehnt. Viele Bahn-Beschäftigte seien schlecht bezahlt, eine Kundenbetreuerin im Nahverkehr verdiene etwa 2500 Euro brutto, ein Busfahrer 2200 Euro bis 2400 Euro und ein Lokführer zwischen 2600 und 3000 Euro brutto, sagte Burkert in Nürnberg.
Streiks an Flughäfen werden fortgesetzt
Außer den Bahnreisenden waren auch Flugpassagiere in Deutschland von Streiks betroffen. Wie bereits in den vergangenen Tagen sorgten Arbeitsniederlegungen des Sicherheitspersonals auch heute an mehreren Flughäfen für zahlreiche Flugausfälle. Zu den bereits gestern bestreikten Airports Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg kam nun auch der Stuttgarter Flughafen dazu. Von dort starteten am Freitagvormittag keine Passagiermaschinen, wie der Flughafen mitteilte.
Am Airport Köln/Bonn sollen laut einem Sprecher 170 der ursprünglich geplanten 211 Flüge ausfallen. In Düsseldorf sind rund 160 von 400 Flügen betroffen. Im Gegensatz zu Starts sind Landungen in Stuttgart möglich, auch hier gibt es nach Flughafenangaben aber Ausfälle.
In Baden-Württemberg gibt es auch am vergleichsweise kleineren Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden Warnstreiks, die für längere Wartezeiten und kurzfristige Flugstreichungen sorgen könnten. Passagiere waren vorab informiert. An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn war es am Morgen nach Angaben von Flughafensprechern in den Terminals recht leer.
Die Gewerkschaft ver.di will mit dem Warnstreik der Beschäftigten privater Sicherheitsunternehmen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die Zuschläge für Nacht- und Sonntagsdienste möglichst bald anzuheben. Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden wird auch noch am Samstag gestreikt, in Düsseldorf, Köln/Bonn, Hamburg und Stuttgart endet der Arbeitskampf am Freitag wieder.