Einzelhandel Weniger als ein Viertel bekommt Tariflohn
Im Einzelhandel wird weniger als ein Viertel der Beschäftigten nach Tarif bezahlt. Für die Linkspartei ist das "ein Schlag ins Gesicht" der Angestellten. Vergleichsweise schlecht bezahlt werden vor allem Frauen in ostdeutschen Bundesländern.
Weniger als ein Viertel der Beschäftigten im deutschen Einzelhandel wird nach Tarifvertrag bezahlt. Der Anteil der Mitarbeitenden in tarifgebundenen Unternehmen im Einzelhandel sei 2023 auf 22,9 Prozent gesunken, berichtet die Rheinische Post. Sie verweist auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei.
2014 habe der Anteil der Tarifbeschäftigten noch bei 38,2 Prozent gelegen, erklärte das Ministerium laut der Zeitung mit Bezug auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Ost-West-Gefälle beim Gehalt
Beschäftigte in Unternehmen ohne Tarifbindung verdienten im Schnitt 3.867 Euro und damit rund 500 Euro brutto weniger als die nach Tarif bezahlten Kolleginnen und Kollegen (4.379 Euro). Im Einzelhandel besteht dem Ministerium zufolge zudem weiterhin ein Ost-West-Gefälle bei der Bezahlung: In Brandenburg etwa verdienten Tarifbeschäftigte durchschnittlich zwölf Euro pro Stunde weniger als in Hamburg.
Das höchste Bruttomonatsentgelt bekamen laut Ministerium Männer in tarifgebundenen Unternehmen in Westdeutschland mit 4.727 Euro. Das niedrigste Bruttomonatsentgelt erhielten dagegen nicht tarifgebundene Frauen in Ostdeutschland mit 2.682 Euro.
"Prekäre Arbeitsbedingungen und miese Löhne"
"Die Lage für Beschäftigte im Einzelhandel lässt sich wie folgt zusammenfassen: Prekäre Arbeitsbedingungen und miese Löhne", sagte die Linken-Politikerin Susanne Ferschl der Rheinischen Post.
Die Bundestagsabgeordnete kritisierte, die Tarifbindung in der Branche befinde sich "im Sturzflug" und die Bundesregierung gehe nicht genügend dagegen vor. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die zu Corona-Zeiten noch als systemrelevant bezeichnet wurden", sagte sie.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte vergangene Woche einen Referentenentwurf für ein Tariftreuegesetz vorgelegt. Künftig sollen demnach nur noch Unternehmen Aufträge und Konzessionen vom Bund erhalten, die sich verbindlich an die Bedingungen des in der Branche gültigen Tarifvertrags halten.