Elektro-Containerschiff "Yara Birkeland" Ohne Diesel und Kapitän an Bord
Es soll der Beginn einer Revolution in der Schifffahrt sein: In Norwegen nimmt das weltweit erste vollelektrische Containerschiff seinen Testbetrieb auf. Künftig soll es sich auch selbst steuern.
Von außen sieht es aus wie ein ganz normales großes Containerschiff. In Wahrheit ist die "Yara Birkeland" aber eine Revolution in der Schifffahrt. Wenn alles klappt, soll sie ganz alleine und ohne Besatzung Waren transportieren - und dabei keine klimaschädlichen Gase mehr in die Luft pusten. Dafür startet heute ein Testbetrieb, der zwei Jahre dauern soll.
Währenddessen ist das riesige Containerschiff im Süden von Norwegen unterwegs. Es transportiert Düngemittel für eine Firma. 13 Kilometer sind es vom Hafen des Ortes Brevik bis zum Firmengelände. Zum Start wird die "Yara Birkeland" noch manuell gesteuert. "Das Schiff ist mit Kameras ausgestattet, innen und außen, auch mit einer Nachtsichtkamera", erklärt Kapitän Thomas Fevang.
"Im Betrieb wird das Schiff zwischen unterschiedlichen Objekten im Wasser unterscheiden können. Die Objekte werden zunächst von Radargerät erfasst, dann vom Schiff gefilmt, und am Ende entscheidet das Schiff dann selbst, wie es auf Hindernisse reagieren muss, um Zusammenstöße zu verhindern."
Bald im Büro statt auf hoher See
Heißt das auch, dass der Kapitänsjob eigentlich überflüssig wird? Diese Frage beantwortet Fevang zögerlich. "Das könnte man so sagen. Man kann aber auch sagen, dass sich meine Jobbeschreibung komplett verändern wird. Ich als Kapitän werde dann nicht mehr auf dem Schiff stehen, sondern ich werde an Land sitzen und kontrollieren, dass die Technik alles im Griff hat."
Aus der Arbeit auf See könnte also bald ein Bürojob werden. Statt Wellen auf hoher See Starren auf einen Bildschirm. Bis es für Kapitän Fevang soweit ist, wird es aber noch eine Weile dauern. "Im Moment steuere ich hier noch alles", sagt er. "Nach und nach wird das Schiff dann immer mehr Aufgaben selbst übernehmen. Alle Automatismen werden jetzt ausprobiert."
Dazu gehört nicht nur das Steuern. Auch die Be- und Entladung der 120 Container im Hafen soll am Ende der Testphase vollautomatisch ablaufen. Schon jetzt ist die "Yara Birkeland" komplett elektrisch unterwegs. Das Schiff hat 20 Batterien ab Bord und keinen Diesel-Motor wie übliche Containerschiffe.
Vorreiterrolle für Norwegen
Norwegen ist bei der Elektro-Mobilität auf dem Wasser führend. Hier fährt auch die weltweit größte elektrische Autofähre. Den Passagieren gibt sie ein gutes Gefühl. "Auf einer dieselbetriebenen Fähre hört man die ganze Zeit den Lärm der Motoren. Man fühlt sich einfach irgendwie dreckiger auf einer herkömmlichen Fähre", sagt ein Fahrgast. "Auf einer elektrischen Fähre ist es schön, an Bord zu kommen, und die Fahrt ist einfach sehr ruhig. Außerdem hat man kein schlechtes Gewissen, dass man einen ökologischen Fußabdruck hinterlässt."
Und eine Passagierin meint: "Ich finde es für die Umwelt sehr gut, dass auch Fähren inzwischen elektrisch betrieben werden." Diese hier werde auch extrem viel genutzt, sie fahre sehr viele Touren pro Tag. "Deshalb ist es toll, dass sie einen E-Motor hat."
Auch auf der "Yara Birkeland" spielt der Umweltgedanke natürlich eine große Rolle. Rund 40.000 Lkw-Fahrten pro Jahr sollen durch das elektrische Containerschiff eingespart werden, sagt Kapitän Fevang. "Bis es weltweit eingesetzt wird, wird es noch dauern. Auf kurzen Strecken wie hier bei uns wird die Batterie aber immer wichtiger." Bis die Batterien ausreichen, um von Europa bis nach Amerika zu fahren, werde es allerdings noch ein paar Jahre dauern. "In lokaleren Schiffen wird man den Batterieantrieb aber immer häufiger sehen", ist sich Fevang sicher. Die Testphase der "Yara Birkeland" könnte im besten Fall ein Anfang für die Schifffahrt der Zukunft sein.