Sinkende Grundwasserspiegel Trockenheit bedroht Wasser-Wärmepumpen
Die Wärmepumpe ist ein zentrales Element der Energiewende. Doch die zunehmende Trockenheit könnte einen besonderen Typ von Wärmepumpen unbrauchbar machen.
Heizungsinstallateur Michael Mönner aus München wollte seinen Firmensitz zum Musterbeispiel für Energieeffizienz machen. Vor 13 Jahren ließ er dort eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe installieren. Anders als Wärmepumpen, die mit Hilfe der Umgebungsluft heizen, nutzen diese Geräte Wärme aus dem Grundwasser; sie gelten als besonders effizient.
Möller bohrte damals rund 15 Meter tief. Doch im vergangenen Winter fiel die Pumpe plötzlich aus - und damit auch seine Heizung. Wo vorher Grundwasser war, sei "jetzt gar nichts mehr da". Der Pegel sei um fast zwei Meter abgesunken.
Wirtschaftsämter oft nur lückenhaft informiert
Mönner lebt im Münchner Süden. Hier häuften sich zuletzt Berichte über Probleme mit Grundwasser-Wärmepumpen. Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins report München kam es aber auch in Baden-Württemberg und Niedersachsen zu Ausfällen. Grundwasserwärmepumpen sind zwar ein kleines Segment, aber wegen ihrer Effizienz fördert sie die Bundesregierung sogar mit einem Extra-Bonus wie sonst nur Erdwärme- und spezielle Luftwärmepumpen.
Ein Hinweis auf das Risiko findet sich in den Förderrichtlinien nicht. Das Problem: Wer eine Grundwasserwärmepumpe einbauen möchte, kommt oft nur sehr schwer an offizielle Informationen darüber, ob die Pumpe auch in einigen Jahren noch funktioniert. Zuständig für Bewertung der Anträge sind die Wasserwirtschaftsämter.
Rund 300 gibt es bundesweit. Auf Anfrage von report München antworteten rund 150 von ihnen. Mehr als die Hälfte dieser Ämter gibt an, zum Grundwasserspiegel an konkreten Adressen keine Angaben machen zu können. Alle anderen verweisen auf Daten unterschiedlicher Qualität.
Grundwassermessstellen nur lückenhaft vorhanden
Für den Grundwasserforscher Kai Zosseder von der TU München ist die lückenhafte Datenlage wenig überraschend. Bisher habe man sich in Deutschland "sehr viel mit Hochwasser" beschäftigt, Niedrigwasser sei erst jetzt in den Fokus gerückt. Dabei scheint das Grundwasser an vielen Orten in Deutschland abzusinken. Das zeigt auch eine Übersicht des Recherchezentrums Correctiv, das die Daten mehrerer Tausend Messstellen in Deutschland über einen Zeitraum von 30 Jahren auswertete. Allerdings: Auch diese Daten, die Correctiv erhoben hat, sind lückenhaft und nicht immer vergleichbar.
Das muss sich ändern, fordert Grundwasserforscher Zosseder. Er wünscht sich möglichst lokale, punktgenaue Daten für die Nutzer - und vor allem: auch Prognosen durch die Ämter. Ausschlaggebend für eine seriöse Planung von Wärmepumpen seien die Niedrigwasser-Stände an einem ganz konkreten Standort.
Behörden fühlen sich nicht zuständig
Aktuell sind Angaben dazu aber noch die große Ausnahme bei Wasserwirtschaftsämtern. Der Einbau einer Grundwasserpumpe ist daher oft nicht ohne Risiko. Auf Nachfrage von report München, ob das Bundeswirtschaftsministerium von diesem Risiko Kenntnis habe, kommt keine Antwort. Es verweist auf die Verantwortung des jeweiligen Planers, "darauf zu achten, inwieweit eine Absenkung zu erwarten ist."
Als Heizungsinstallateur Mönner vor 13 Jahren seinen Antrag beim Wasserwirtschaftsamt in München stellte, gab es vom Amt "keinerlei Bedenken". Ihn habe keiner gewarnt - "pass auf" oder "das ist grenzwertig tief" gesagt. Heute antwortet das Amt, dass für die Untersuchung des Grundwassers die Bauherren beziehungsweise die zuständige Baufirma verantwortlich sei. Informationen über den tatsächlichen Wasserstand erhalte das Amt erst nach der Bohrung. Das Amt selbst sei eher für den Wasserschutz zuständig, würde also nur in Wasserschutzgebieten aktiv werden oder wenn sich etwa Schadstoffe im Boden befinden.
Messdaten schlummern zum Teil in den Archiven
Für Hydrogeologe Zosseder von der TU München ist eine verlässliche Planung so aber schwierig. Wünschenswert sei es, Grundwasser-Daten zusammenzuführen und den Nutzern digital zur Verfügung zu stellen. "Der Wunsch wäre natürlich, so hochaufgelöste Daten wie es geht und ein so enges Messnetz wie es zumutbar ist. Wir müssen auch die Zukunft betrachten: Wie werden sich die Grundwasserstände angesichts des Klimawandels entwickeln?"
Solche Informationen hätte sich damals auch Mönner gewünscht. Er hat seine Grundwasserpumpe wieder abgebaut. Auf rund 20.000 Euro schätzt er die Gesamtkosten des Projekts. Vorübergehend hat er seine alte Gasheizung wieder in Betrieb genommen. Es steht schon eine neue Wärmepumpe bereit - das neue Modell heizt allerdings nicht mit Hilfe von Grundwasser, sondern Umgebungsluft.
Mehr dazu im ARD-Politikmagazin report München am Dienstag, 18.07.2023, ab 21.45 Uhr.