Kontrolleure kehren zurück nach Athen Die Angst der Griechen vor den "Troikanern"
Die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission prüft von heute an wieder in Griechenland, wie die Regierung bei den geforderten Reformen und Sparprogrammen vorankommt. Viele Griechen befürchten nach deren Urteil einen Rausschmiss aus der Eurozone und weitere Einschnitte.
Von Reinhard Baumgarten, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Von den vereinbarten rund 300 Spar- und Reformvorgaben hat Athen in den vergangenen Monaten mehr als zwei Drittel nicht umgesetzt. Das jedenfalls ist internationalen Medienberichten zu entnehmen, die sich auf namentlich nicht genannte Quellen im Umfeld der Troika beziehen.
Griechenland braucht möglicherweise bis zu 50 Milliarden zusätzliche Euro. Denn Athen kann oder will den Zeitrahmen für die Umsetzung der an das 130 Milliarden Euro schwere Hilfspaket geknüpften Auflagen nicht einhalten. Mit Bangen schauen viele Griechen auf die Ankunft der häufig abschätzig "Troikaner" genannten Inspektoren von EU-Kommission, IWF und EZB.
Der 69-jährige Giorgos Milidis hofft einfach nur, dass die Troika die Hellenen nicht noch mehr unter Druck setzt und nicht noch mehr Entlassungen oder Renten- und Lohnkürzungen fordert. "Hier sagen zwar viele: 'Ach, wir treten doch eh nicht aus dem Euro aus.' Aber so wie die Situation jetzt ist, befürchte ich das schon", sagt Milidis.
Acht von zehn Griechen wollen Euro behalten
Acht von zehn Griechen wollen Umfragen zufolge, dass Griechenland Euro-Land bleibt. Die Stimmung in den nördlichen Euro-Ländern dreht sich. In Hellas bleibt das nicht unbemerkt. "Ich hoffe, dass sie uns nicht den Berg runterschmeißen", sagt ein Passant. "Ich glaube, die Europäer wollen nur ihren eigenen Schaden begrenzen. Wenn sie sehen, dass das geht, werden sie uns einen Tritt geben und rausschmeißen."
Ein Rentner sagt: "Griechenland kann bankrottgehen. Im Grunde sind wir schon längst insolvent. Sie nennen es nur anders. Sie nennen es Haircut oder so, aber solche Maßnahmen kommen für mich einer Staatspleite gleich."
Umschichtungen statt Einsparungen
Voraussichtlich bis Mitte August werden zwei bis drei Dutzend "Troikaner" Bücher und Festplatten sichten, Bilanzen überprüfen, Personalbestände checken und Einsparungen nachrechnen. Griechenland ist im Soll - 15.000 öffentliche Stellen sollten bis Jahresende eingespart werden. Stattdessen wurde umgeschichtet: Staatliche Eisenbahner wurden zu Museumswärtern, staatliche Luftfahrtingenieure arbeiten jetzt für städtische Verkehrsbetriebe. Von den angestrebten 120 öffentlichen Betrieben wurden Presseberichten zufolge bislang nur zehn Prozent privatisiert.
Die Troika, sagt die 50-jährige Maro Kalfagianni, sei nicht schuld am griechischen Chaos. Schuld seien die Griechen selbst: "Wir versuchen doch alle, zu schummeln und etwas für unsere Kinder rauszuschlagen. Niemand denkt an die gesamtgriechischen Interessen."
Konkrete Ergebnisse ihrer Inspektion wird die Troika wohl erst Anfang September vorlegen. Griechenland bleibt angespannt, das Zittern um den Euro geht weiter.