Ferienflieger expandiert Condor fliegt bald auch innerdeutsch
Der Platzhirsch Lufthansa bekommt im innerdeutschen Flugverkehr Konkurrenz: Der Ferienflieger Condor will ab kommenden Sommer auch Ziele wie Hamburg, München und Berlin anfliegen.
Die Fluggesellschaft Condor will mit Städtereisen wachsen. Zu den neuen Zielen, die ab kommendem Sommer angeflogen werden, zählen aber nicht nur europäische Städteziele wie Rom, Mailand, Prag, Wien und Zürich. Der Ferienflieger will auch deutsche Ziele wie Hamburg, München und Berlin ansteuern. Geplant sei von Frankfurt jeweils ein Hin- und Rückflug pro Tag, teilt die Fluggesellschaft mit.
Historisch hatte die Condor ausschließlich touristische Ziele angeboten. Auf der Langstrecke gibt es bereits seit längerem Städte-Trips etwa nach New York oder Bangkok, wie sie nun auch in Europa eingeführt werden. "Wir entwickeln unseren Flugplan im Einklang mit den Bedürfnissen unserer Gäste konsequent weiter", sagt Condor-Chef Peter Gerber.
Streit um Zubringerflüge der Lufthansa
Der großen deutschen Rivalin dürften die Umbaupläne bei Condor derweil kaum gefallen. Schließlich tritt der Ferienflieger mit seinen neuen innerdeutschen Zielen in direkte Konkurrenz zum Lufthansa-Konzern, der den innerdeutschen Flugverkehr bislang dominiert.
Ohnehin liegen die beiden Airlines bereits seit Jahren im Clinch wegen der Bedingungen für innerdeutsche Zubringerflüge nach Frankfurt. Bereits 2020 hatte die Lufthansa ihr Special Pro-Rate Agreement, kurz SPA, mit Condor gekündigt - seither streiten die Fluggesellschaften vor Gericht darüber, ob das rechtens ist oder nicht.
Das SPA ermöglichte es der Ferienfluggesellschaft, Zubringerflüge nach Frankfurt auf Maschinen der Lufthansa zu vergünstigten Bedingungen für ihre Kunden einzukaufen. Frankfurt ist die Haupt-Basis für das Langstreckennetz der Condor.
Von der Tochter zur Konkurrentin
Das ursprüngliche Abkommen datiert aus einer Zeit, als Condor noch eine Tochtergesellschafts des Lufthansa-Konzerns war. Mittlerweile gehört der Ferienflieger aber zum Finanzinvestor Attestor und macht der Lufthansa auf einigen Strecken direkte Konkurrenz. Entsprechend unwillig zeigte sich Deutschlands größter Luftfahrtkonzern, den Rivalen mit vergünstigten Zubringerflügen weiterhin zu unterstützen.
Doch erst im Oktober entschied der Bundesgerichtshof (BGH), dass die Lufthansa ihr SPA mit Condor nicht mit Ende des Sommerflugplans am 26. Oktober beenden dürfe. Die aktuelle Vereinbarung müsse vielmehr zunächst fortgeführt werden.
Condor profitiert vorerst weiter von günstigen Konditionen
Ohne die vergünstigen Lufthansa-Zubringerflüge bestehe "die konkrete Gefahr, dass Condor in absehbarer Zeit nach dem 26. Oktober 2024 gezwungen sein wird, einen Teil ihrer Langstreckenflüge einzustellen und dadurch auf dem Endkundenmarkt aus dem Wettbewerb um diese Strecken ausscheidet", so der BGH.
"Condor hat ferner durch eidesstattliche Versicherung ihres Geschäftsführers glaubhaft gemacht, dass bei Wegfall der SPAs die Fortführung des Geschäftsbetriebs insgesamt erheblich gefährdet wäre." Der Kartellsenat des BGH sprach von einer Zwischenentscheidung - die endgültige Entscheidung über die Rechtsbeschwerde der Lufthansa erfordere noch einen erheblichen Zeitaufwand.
Passagierverkehr erholt sich nur schleppend
Die Tatsache, dass Condor nun ausgerechnet bei innerdeutschen Flügen expandieren möchte, verwundert unterdessen Branchenexperten. Schließlich hat sich der innerdeutsche Flugverkehr nach der Corona-Pandemie nur schwach erholt. Nach den jüngsten Zahlen des Branchenverbandes BDL werden im Winter bis einschließlich März nicht einmal halb so viele Sitzplätze (48 Prozent) auf innerdeutschen Flügen angeboten wie vor der Pandemie.
Auch am Frankfurter Flughafen verläuft die Erholung des Passagierverkehrs äußerst schleppend. Im laufenden Jahr dürfte die Zahl der Fluggäste an Deutschlands größtem Airport nur den unteren Bereich der Spanne von 61 Millionen erreichen, teilte das im MDAX gelistete Unternehmen heute mit. Im wichtigen Sommerquartal lag die Zahl der Fluggäste in Frankfurt nur noch 1,8 Prozent höher als im Vorjahr und 13 Prozent unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.