Vergütungsberichte 2023 So viel verdienen die DAX-Chefs
Drei Manager der DAX-Konzerne haben im vergangenen Jahr jeweils über zehn Millionen Euro verdient. Unter den Top-Verdienern befinden sich auch die Chefs der drei großen Autobauer. Heimlicher Spitzenreiter ist aber ein anderer.
Mit einer Vergütung von 12,74 Millionen Euro ist Mercedes-Chef Ola Källenius zum Spitzenverdiener unter den Managern der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland aufgestiegen. Der gebürtige Schwede überholte 2023 bei den Gehältern der DAX-Konzerne Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer, wie eine Analyse der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis der Vergütungsberichte zeigt.
Trio über Zehn-Millionen-Marke
Weimer rutscht mit 10,60 Millionen Euro knapp vor Belen Garijo von Merck (10,53 Millionen Euro) auf den zweiten Rang der am besten bezahlten Manager. Die drei Unternehmer kommen der Auswertung zufolge als einzige Lenker in der DAX-Familie über die Zehn-Millionen-Marke. Sowohl Källenius als auch Weimer profitierten dabei vor allem davon, dass sie im vergangenen Jahr Langfrist-Boni aus früheren Jahren ausgezahlt bekamen.
Denn die Fixgehälter machen bei den Vorständen in der Regel nur einen Bruchteil der Vergütung aus. Der Löwenanteil entfällt auf Boni für die Leistung des abgelaufenen Jahres und auf Boni, die einen Zeitraum von drei bis vier Jahren umfassen. Die Zahlen beziehen sich zudem auf die "gewährte und geschuldete Vergütung" inklusive der Altersvorsorge-Beiträge, die die Firmen für ihre Chefs zahlen.
Das sorgt auch dafür, dass die größte Summe in den Vergütungsberichten hinter dem Namen von Frank Appel steht, auch wenn er seit seinem Gang in den Ruhestand im Mai 2023 kein Gehalt mehr bekommt. Dennoch wird er bei der Deutschen Post mit 38,57 Millionen Euro geführt. Das rührt daher, dass sich Appel seine Versorgungszusagen auf einmal hat auszahlen lassen.
"Manager tun, wofür sie bezahlt werden"
Unter den derzeit sechs Top-Verdienern finden sich auch alle drei Vorstandschefs aus der Autoindustrie, die in den Corona-Jahren prächtig verdient hatten. Dass sie wegen der Teile-Knappheit kaum Rabatte geben mussten, schlägt sich nun in den Gehältern von Källenius, VW- und Porsche-Chef Oliver Blume und BMW-Chef Oliver Zipse nieder, bei denen nun die entsprechenden Mehrjahres-Boni fällig wurden.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz betonte, dass die Konzerne besonders bei den Kennzahlen gut abschneiden, nach denen sich die Jahresboni ihrer Vorstandsmitglieder richten - bei BMW nach der Zahl der Elektroautos, bei Mercedes nach dem Cash-Flow und bei Volkswagen nach der absoluten Höhe des Gewinns. "Manager tun, wofür sie bezahlt werden", zieht Schwarz als Fazit.
Adidas-Chef dank Aktienpaket "heimlich" auf Platz eins
"Heimlicher" Spitzenreiter der Rangliste ist der neue Adidas-Chef Björn Gulden. Er liegt mit einer Vergütung von 9,18 Millionen Euro zwar nur auf Platz fünf. Der Norweger erhielt aber nach dem Wechsel vom kleineren Sportartikelhersteller Puma als eine Art Antrittsprämie zusätzlich fast 11.900 Adidas-Aktien, für die sein neuer Arbeitgeber inklusive Steuern 3,88 Millionen Euro aufwenden musste.
Seit dem Kauf im Juni 2023 sind die Papiere sogar noch einmal kräftig gestiegen. Waren sie damals noch rund 160 Euro pro Stück wert, notieren sie heute bei etwa 200 Euro - ein Plus von 25 Prozent. In seinem letzten Jahr bei Puma hatte der Norweger 6,38 Millionen Euro verdient. Auch damit wäre er im vergangenen Jahr unter den Top-20 der DAX-Vorstandschefs gelandet.
Genau die Hälfte der 40 Vorstandschefs kam derweil auf eine Vergütung von sechs Millionen Euro oder mehr - 2022 waren es erst 14 Personen. 28 Vorstandschefs erhielten 2023 gleich viel oder mehr als ein Jahr zuvor, nur zwölf mussten Abstriche machen. Den größten Gehaltssprung machte Daimler-Truck-Chef Martin Daum, der seine Vergütung dank hoher Jahresboni und einer fälligen Langfristbonus-Tranche auf 6,92 Millionen Euro mehr als verdoppelte.
Abfindungen häufig mehr als Gehälter
Wie die Analyse außerdem zeigt, kommen Wechsel an der Spitze die Unternehmen am teuersten zu stehen. Dank Abfindungen - oder der Auszahlung der Gehälter für die restliche Vertragslaufzeit - übertreffen die Zahlungen an die Ex-Manager oft die Saläre ihrer Nachfolger.
Für Herbert Diess, der im Sommer 2022 als VW-Chef zurückgetreten war, standen 2023 beispielsweise noch 12,81 Millionen Euro zu Buche - fast eine Million mehr als in seinem letzten aktiven Jahr und gut drei Millionen mehr als für Blume. Auch der neue Bayer-Vorstandschef Bill Anderson kam trotz einer Antrittsprämie von 3,8 Millionen Euro auf weniger Geld als sein Vorgänger Werner Baumann.
Für solch hohe Abfindungen muss man indes nicht einmal Vorstandschef gewesen sein. Saori Dubourg, die im Kampf um die Nachfolge von BASF-Chef Martin Brudermüller unterlag, bekam bei ihrem Abgang vom Chemieriesen 7,5 Millionen Euro Abfindung und verdiente damit 2023 gut drei Millionen Euro mehr als ihr Ex-Chef. Der ausgeschiedene SAP-Finanzchef Luka Mucic erhielt sogar 9,6 Millionen Euro Abfindung, SAP-Chef Christian Klein kam demgegenüber "nur" auf eine Vergütung von 7,16 Millionen.