Dunkle Wolken ziehen über die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt

Wegen Postbank-Übernahme Deutsche Bank rutscht in die roten Zahlen

Stand: 24.07.2024 10:21 Uhr

Die Schatten der Vergangenheit lasten auf der Bilanz der Deutschen Bank: Eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die Postbank-Übernahme sorgte unter dem Strich für einen Verlust.

Wegen der Spätfolgen der Postbank-Übernahme vor mehr als zehn Jahren hat die Deutsche Bank in zweiten Quartal Verlust geschrieben. Operativ lief es zwar etwas besser als von Analysten erwartet. Unter dem Strich fiel von April bis Juni aber dennoch ein Verlust von 143 Millionen Euro an, wie der DAX-Konzern heute in Frankfurt mitteilte. Es war der erste Quartalsverlust seit Anfang 2020. Analysten hatten mit einem Verlust in dieser Größenordnung gerechnet. Vor einem Jahr hatte die Bank noch 763 Millionen Euro verdient.

Postbank-Kauf macht viele Probleme

Grund für die roten Zahlen war eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die 2010 abgeschlossene Postbank-Übernahme. Bereits Ende April hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, dass der Kauf ein teures Nachspiel haben könnte. In dem langwierigen Rechtsstreit mit früheren Aktionären des übernommenen Instituts stellt sich der Konzern auf eine Nachzahlung ein. Auf die strategischen Pläne oder Finanzziele der Bank habe die Rückstellung aber keine Auswirkung.

Hintergrund ist ein juristischer Streit vor dem Oberlandesgericht Köln (OLG). Dieses habe in einer mündlichen Verhandlung angedeutet, dass den Postbank-Aktionären doch ein höherer Preis zugestanden haben könnte. Die Nachzahlung belaufe sich auf bis zu 700 Millionen Euro, dazu kommen in 14 Jahren aufgelaufene Zinsen von rund 600 Millionen. Das Gericht hat nach Angaben des Geldhauses Vergleichsverhandlungen angeregt. Die Deutsche Bank werde "sorgfältig" prüfen, ob sie sich darauf einlasse, obwohl man die Ansicht der Kläger "weiterhin nachdrücklich" für falsch halte. Kommt es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung, will das OLG am 21. August eine Entscheidung fällen.

Mit der Übernahme der Postbank wollte die Deutsche Bank eigentlich ihre Kundenbasis verbreitern und das Geschäft weniger abhängig von Auf und Ab im Investmentbanking machen. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Stattdessen macht die Postbank immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr sollte die IT in die der Deutschen Bank integriert werden. Tausende Postbank-Kunden beklagten sich aber, dass sie online über Wochen nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. Das rief sogar die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan. Auch die Aktionäre kritisierten das Vorgehen als "Blamage".

"Spielraum für weitere Einsparungen"

Ohne Berücksichtigung der Postbank-Rückstellung summierte sich der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank auf 1,7 Milliarden Euro, verglichen mit 1,4 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Dabei lief es dem deutsche Branchenprimus zufolge im operativen Geschäft der Investmentbank rund. Dort legten die Erträge gegenüber dem zweiten Quartal 2023 um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu. "Wir (sind) weiterhin auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen - einschließlich der angestrebten Ausschüttung an unsere Aktionäre", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

Mit dem Verlust, der nur halb so hoch lag wie von Analysten befürchtet, riss eine Serie von 15 Gewinn-Quartalen. Sewing hatte unter anderem die Kosten des Instituts gedrückt. Dieser Sparkurs bleibt vorerst. "Wir sehen zudem Spielraum für weitere Einsparungen bei den bereinigten Kosten, da unser operatives Effizienzprogramm vorankommt", sagte Finanzchef James von Moltke. Jeder weitere Schritt, mit dem das Institut effizienter werde, gebe zusätzlichen Spielraum für Investitionen, ergänzte Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter.

Darüber hinaus kündigte die Deutsche Bank an, dass die Risikovorsorge im laufenden Jahr höher als angenommen ausfallen könnte. "Für das Jahr 2024 geht die Bank nun davon aus, dass die Risikovorsorge leicht über 30 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditbuchs und damit über der bisherigen Erwartung liegen wird", hieß es im Quartalsbericht. Im zweiten Quartal kletterte die Risikovorsorge im Kreditgeschäft auf 476 Millionen Euro - vor Jahresfrist waren es noch 401 Millionen Euro gewesen.