Deutsche Banken in Russland Zwischen Hammer und Amboss
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ziehen sich die deutschen Banken konsequent aus Russland zurück. Zuletzt sind die Geldhäuser zwischen die Mühlsteine der großen Politik geraten.
Florierende Beziehungen, ein reger Handel und vertrauensvoller Austausch, dazu prestigeträchtige Infrastrukturprojekte mit hohem Kapitalbedarf - so wünschen sich Banker ihr Auslandsgeschäft.
Von diesem Idealbild hat sich das Russlandgeschäft der deutschen Geldhäuser in den vergangenen zehn Jahren aber meilenweit entfernt. Kaum, dass die letzten Großprojekte mit der russischen Invasion in die Ukraine abgeschrieben werden mussten, fanden sich die Banken in einem Sanktionswettlauf zwischen dem Westen und Russland wieder, der zu immer drastischeren Eingriffen Moskaus führt.
Seit Ende April häufen sich die Pfändungen von Vermögenswerten westlicher Institute in Russland. Nun hat es nach der italienischen UniCredit und der Commerzbank erstmals auch die Deutsche Bank erwischt. Dass ein St. Petersburger Gericht Millionenvermögen der Deutschen Bank und der Commerzbank beschlagnahmt, weil diese den Bau eines Gasterminals mitfinanzieren wollten, der dann wegen westlicher Sanktionen unterblieb, dürfte auch für russische Juristen schwierig zu rechtfertigen sein.
Es liegt nahe, in dem Schritt eine Vergeltung für die jüngsten Pläne der EU-Kommission zu sehen, die Zinserträge auf eingefrorenes russisches Staatsvermögen abzweigen und der Ukraine zu Gute kommen lassen will. Auch die EU-Staaten bewegen sich damit juristisch auf dünnem Eis.
US-Finanzministerin Yellen droht mit Sanktionen
Aber nicht genug damit, dass die Russische Föderation offenbar willkürlich in die Auslandsvermögen deutscher Banken eingreift. Auch eine weitere Großmacht erhöht ihren Druck. Heute forderte US-Finanzministerin Janet Yellen bei einem Besuch in Frankfurt explizit die deutschen Banken auf, Schlupflöcher zur Umgehung der Sanktionen gegen Russland zu schließen. Hier sei noch mehr Arbeit nötig. Auch bei ihren Auslandsaktivitäten seien "notwendige Schritte einzuhalten", um Moskau von strategisch wichtigen Gütern aus dem Westen fernzuhalten.
Sollten Transaktionen unterstützt werden, von denen Russland militärisch profitiere, könne es selbst Sanktionen gegen die Geldhäuser geben, so die unmissverständliche Warnung Yellens.
Die Deutsche Bank mochte diese Vorwürfe nicht kommentieren und verwies auf frühere Versicherungen, dass sie die Entscheidungen der Bundesregierung und ihrer Verbündeten unterstütze und die verhängten Sanktionen und sonstigen Maßnahmen "unverzüglich und vollständig" umsetze.
Abschied vom russischen Markt?
Tatsächlich hat der deutsche Branchenprimus wie auch andere europäische Institute - außer der österreichischen Raiffeisen Bank International - sein Engagement in Russland bereits seit 2014 deutlich heruntergefahren. Gleichzeitig helfe man den internationalen Kunden dabei, ihren Geschäftsbetrieb im Land zu verringern. So seien die Risikopositionen von 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 1,7 Milliarden im Jahr 2022 gesunken. Die Mitarbeiterzahl sank zuletzt auf 180, nach rund 1.700 vor der russischen Invasion in die Ukraine.
Mit seinen jüngsten Maßnahmen setzt Moskau dieses Restgeschäft massiv unter Druck. Der völlige Abschied vom russischen Markt ist für die deutschen Banken jedenfalls deutlich wahrscheinlicher geworden.