Pläne der Vakzin-Hersteller Kommt ein Impfstoff gegen Omikron?
Impfstoff-Hersteller wie BioNTech und Moderna haben auf die Coronavirus-Variante Omikron schnell reagiert. Wie ist der Stand der Forschung? Wann könnte ein angepasstes Vakzin erhältlich sein? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Kurz nach dem Bekanntwerden der neuen Coronavirus-Variante Omikron haben die Pharmaunternehmen damit begonnen, eine mögliche Anpassung ihrer Impfstoffe vorzubereiten. Ursprünglich wurden die derzeit verwendeten Vakzine gegen den sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 entwickelt, der Ende 2019 zuerst in China entdeckt worden war. Während die eingesetzten Mittel auch gegen später virulente Mutanten wie Alpha oder Delta gut wirkten, könnte es bei Omikron anders aussehen.
Warum könnte eine Anpassung an Omikron nötig sein?
Im Vergleich zum ursprünglichen Wildtyp zeigen sich bei Omikron mehr als 30 Mutationen vor allem am Spike-Protein, mit dem das Virus in menschliche Zellen eindringt. Diese Änderungen könnten bewirken, dass die bisherigen Impfstoffe gegen eine Infektion weniger wirksam sind und die nach einer Impfung im Körper gebildeten Antikörper nicht ausreichen. Forscher sehen zudem Hinweise darauf, dass Omikron ansteckender ist als etwa die derzeit in Deutschland vorherrschende Variante Delta.
Seit wann wird an einem möglichen Omikron-Impfstoff geforscht?
Vor allem die Hersteller der mRNA-Präparate, BioNTech/Pfizer und Moderna werben mit der Möglichkeit, ihre bisherigen Impfstoffe schnell an Virus-Änderungen anpassen zu können. Beide bereiten ihre Mittel bereits seit Monaten auf mögliche Mutationen des Coronavirus vor - unter anderem mit klinischen Untersuchungen. "Diese Studien haben gezeigt, dass Varianten-Impfstoffe gleich gut vertragen werden und ähnliche Symptome zeigen wie das Original-Vakzin gegen den Wildtyp", sagte beispielsweise BioNTech-Chef Ugur Sahin.
Der US-Hersteller Moderna hat Ende November mit der Anpassung seines mRNA-Impfstoffes speziell gegen die Omikron-Variante begonnen. Auch der Hersteller AstraZeneca hat nach eigenen Angaben zusammen mit Forschern der Universität Oxford erste Schritte unternommen, um einen möglichen Omikron-Impfstoff zu produzieren.
Wann ist frühestens mit einem Omikron-Impfstoff zu rechnen?
BioNTech schafft nach Unternehmensangaben bereits die Voraussetzungen, um das Mittel gegebenenfalls schnell herstellen zu können. Der Produktionsprozess unterscheide sich nicht von dem für das bisherige Mittel, hieß es. Unternehmensgründerin Özlem Türeci ging jüngst davon aus, dass die ersten kommerziellen Chargen eines speziellen Omikron-Impfstoffes im März lieferbar sein könnten. Ähnlich hat sich auch Moderna geäußert.
Ist überhaupt klar, dass es einen eigenen Omikron-Impfstoff geben wird?
Nein. BioNTech-Mitgründerin Türeci sagte mit Blick auf die vorläufigen Studienergebnisse: "Diese sind keine Grundlage, um präventiv über die Notwendigkeit eines an Omikron angepassten Impfstoffs zu entscheiden." Es müssten noch weitere Daten aus dem Labor und aus der Praxis ausgewertet werden.
Auch von Moderna heißt es, ob und wann der Hersteller einen Omikron-spezifischen Booster auf den Markt bringen werde, sei noch nicht entschieden. Kürzlich hatte das US-Unternehmen von Labordaten berichtet, denen zufolge Booster-Impfungen mit dem jetzigen Moderna-Impfstoff den Antikörperspiegel gegen Omikron - je nach Dosis - um das bis zu 83-Fache steigern können. "Das ist ein scharfes Schwert. Ob das aber schon ausreicht, um Omikron zu bekämpfen, kann man derzeit noch nicht sagen", sagte Gerald Wiegand, Deutschland-Geschäftsführer von Moderna, der Nachrichtenagentur dpa.
Wie gehen die Hersteller bei einer Modifizierung der Vakzine vor?
"In dem Moment, wo die genetische Information zu einer Virusvariante verfügbar ist - das war sie Ende November -, wird diese Information in unserer Impfstoffentwicklung entsprechend angepasst", so Wiegand. Bei BioNTech wird nach Unternehmensangaben generell zunächst der Bauplan des Spike-Proteins der neuen Variante ermittelt, aus dem die mRNA für die angepasste Impfung erstellt wird. Das dauere etwa sechs Wochen.
Was sagt Europas Zulassungsbehörde?
Auch nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) ist es aktuell noch zu früh zu entscheiden, ob ein angepasster Impfstoff mit einer anderen Zusammensetzung überhaupt notwendig ist. Zunächst müssten "weitere Daten über die Auswirkungen der Variante auf die Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe" gesammelt werden, teilte die EMA mit.
Wie würde die Zulassung eines angepassten Vakzins ablaufen?
Seit Februar gibt es einen Leitfaden der EMA, in dem die Anforderungen an die Hersteller beschrieben werden, wenn sie eine Anpassung ihrer Impfstoffe wegen neuer Virus-Varianten in Angriff nehmen. Wenn der Mutter-Impfstoff bereits die Zulassung bekommen hat, muss der veränderte Wirkstoff nicht erneut das gesamte Verfahren durchlaufen. Eine klinische Testreihe über die Wirksamkeit mit einer geringen Zahl von Probanden sei ausreichend, heißt es.
Was bedeutet das für die Impfkampagne?
Nach den bereits erfolgten Impfungen gegen den Corona-Wildtyp könnte es eine weitere Auffrischungsimpfung geben, die speziell gegen die jeweils neue Variante gerichtet sind, so Moderna-Deutschlandchef Wiegand. Von Impfgegnern auf diversen Social-Media-Kanälen verbreitete Befürchtungen, es seien Impfserien mit drei neuen Impfungen gegen Omikron geplant, sind offensichtlich unbegründet. Aktuell sind Experten zufolge Booster-Impfungen mit den bekannten mRNA-Vakzinen von BioNTech und Moderna nötig, um sich besser gegen Omikron zu schützen. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Drittimpfung inzwischen bereits drei Monate nach dem zweiten Piks.