Anzeige "Fax"
hintergrund

Zurück in die Vergangenheit Warum heute immer noch gefaxt wird

Stand: 19.05.2024 16:43 Uhr

Schnell, sicher, effizient: Bei seiner Erfindung war das Faxgerät eine Revolution. Heute wirken die Papierspucker wie aus der Zeit gefallen. Doch ausgestorben sind sie noch lange nicht.

Von Lilli-Marie Hiltscher, ARD-Finanzredaktion

Es ist wie eine Reise durch die Zeit, wenn man die Treppen im Depot des Kommunikationsmuseums in Heusenstamm hinuntergeht. Hinter riesigen, schweren Türen lagert hier, was einst der letzte Schrei war: TV-Geräte, Fernsehkameras, Fernschreiber und auch: Faxgeräte. "Das hier ist eines der ersten Faxgeräte, die es in Deutschland gab. Das ist ein Infotec 6002. Diese Geräte gab es seit 1974", erklärt Sammlungsleiter Frank Gnegel.

Er deutet dabei auf ein Gerät, das ihm über die Hüfte reicht und grau-orange lackiert ist. Es hat nur wenige, viereckige weiße Knöpfe. Außerdem hat es einen grünen Knopf, um ein Fax zu versenden, und einen roten, um das Senden zu stoppen. Um die Nummer zu wählen, an die das ein Fax verschickt werden soll, steht ein orangefarbenes Telefon mit Wählscheibe oben auf dem Faxgerät. "Wenn dann jemand geantwortet hat, hat man auf Senden gedrückt, das Fax wurde abgeschickt, und dann konnte man auflegen", erklärt Gnegel.

Einfach anschließen und losfaxen

Erst vier Jahre später, also erst 1978, erhielten Faxgeräte in Deutschland eine offizielle Postzulassung, 1979 wurde der Faxdienst durch die Deutsche Bundespost offiziell eingeführt. Allerdings dauerte es noch bis in die 1980er-Jahre, bis das Faxgerät sich auch in deutschen Büros durchsetzte: Gab es laut Fernmeldetechnischem Zentralamt 1981 nur 4.367 Telefax-Anschlüsse, waren es 1989 bereits 375.000 Telefax-Anschlüsse in der gesamten Republik.

Dass sich Faxgeräte so schnell durchsetzten, hatte laut Gnegel vor allem einen Grund: "Das Faxgerät konnte jeder verwenden, und man konnte es an den Telefonanschluss anschließen, das war sehr einfach zu handhaben."

Noch über 700 Faxgeräte in Frankfurter Stadtverwaltung

Und auch heute noch steht das Faxgerät in zahlreichen deutschen Büros, etwa bei der Stadtverwaltung Frankfurt. "Wir schätzen, dass von den ursprünglich 2.500 Faxgeräten mittlerweile in der Stadt Frankfurt noch ungefähr 700 gibt", sagt Eileen O’Sullivan, Stadträtin im Dezernat Digitales. Ganz genau lasse sich die verbliebene Zahl der Faxgeräte in der Stadtverwaltung aber nicht bestimmen, da die Anschlüsse bei den unterschiedlichen Fachämtern dezentral verwaltet werden.

Doch nicht nur in der Stadt Frankfurt stehen noch immer Hunderte Faxgeräte. Deutschlandweit nutzten im vergangenen Jahr nach Angaben des Digitalverbands Bitkom noch 82 Prozent der Unternehmen das Faxgerät. "Grund Nummer eins, warum noch gefaxt wird, ist, weil es in der Kommunikation mit Behörden einfach unumgänglich ist", erklärt Daniil Heinze von Bitkom. Hinzu kommt: In vielen Unternehmen und Behörden sei das Faxgerät als Kommunikationsmittel etabliert, so Heinze. Da sei die Hürde, die Geräte nun wieder abzuschaffen, einfach höher.

Faxgeräte als Retter in der Not

Doch nicht immer werden die verbliebenen Geräte nur aus Gewohnheit weiter genutzt: An der Uniklinik in Frankfurt wird derzeit wieder gefaxt - allerdings wegen eines Hackerangriffs. Laut dem Ärztlichen Direktor Jürgen Graf muss die komplette IT des Krankenhauses neu aufgesetzt werden - bis dahin wird gefaxt. "Es ist wie in den 1980er-Jahren", sagte Graf gegenüber hessenschau.de.

In den 1980er-Jahren begannen Faxgeräte mit ihrem Siegeszug. "Aber so richtig erfolgreich wurden sie erst Anfang der 1990er-Jahre: 1993 gab es fast zwei Millionen Faxgeräte in Deutschland", berichtet Sammlungsleiter Gnegel. Damals wurden die Faxgeräte auch kleiner, handlicher, sogar tragbar in Taschen, die man an einer Telefonzelle anschließen konnte. Schon damals war man damit - fast - überall erreichbar.

Noch immer extrem beliebt

An der Beliebtheit jedenfalls hat sich kaum etwas geändert, erklärt Bitkom-Sprecher Heinze: "Obwohl E-Mails verschlüsselt werden können, betrachten einige Organisationen wie Behörden das Faxen weiterhin als sichere Methode zur Übertragung von vertraulichen Dokumenten, da die Übertragung einfach direkt von einem Gerät zum anderen erfolgt."

Trotzdem: Analog sind heute aber nur noch die wenigsten Faxgeräte. Stattdessen werden Faxe heute vor allem als E-Faxe verschickt, so der Experte: "Fax zu Mail oder Mail zu Fax - das sind diese Begriffe, die man üblicherweise heutzutage kennt. Dabei werden eingehende sowie ausgehende Faxen einfach nur über E-Mail übertragen und empfangen."

Mehr digitale Kommunikation

Im Digitaldezernat in der Frankfurter Stadtverwaltung kommen auch nur noch E-Faxe an - wenn überhaupt. Zwar stehe die Faxnummer noch auf der Webseite, sei aber kaum frequentiert. Und bald könnten die Nummer sogar ganz abgestellt werden, denn eigentlich sollen alle Faxgeräte in der ganzen Stadtverwaltung abgeschafft werden.

"Wir begeben uns auf einen digitalen Weg", so Stadträtin O’Sullivan: "Das bedeutet dann eben auch, dass wir uns im Jahr 2024 ganz eindeutig vom Fax verabschieden und dass wir auch ganz stark schauen, dass wir die digitalen Kommunikationswege, die es ja eben auch schon gibt, weiter ausbauen." So solle etwa die Bürgerkommunikation künftig noch stärker digital laufen.

Das Ende der Faxgeräte?

Auch in vielen Landesregierungen gibt es ähnliche Initiativen: In Bayern etwa will Digitalminister Fabian Mehring die Geräte aus der öffentlichen Verwaltung verbannen. Mehring will Bayern zum ersten Fax-freien Bundesland - zumindest was die Arbeit in Behörden betrifft - machen.

Auch der deutsche Bundestag will die Papierspucker nun abschaffen: Bis zum 30. Juni 2024 sollen bei allen verbliebenen Faxgeräten der Stecker gezogen werden. Ob dann allerdings noch Einträge eingereicht werden können, bleibt fraglich - denn laut Bild-Zeitung wurde der Antrag zur Abschaffung der Faxgeräte per Fax eingereicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Sachsen-Anhalt am 17. März 2024 um 14:00 Uhr.