Ford beendet Produktion Schluss mit dem Fiesta - nach 47 Jahren
In Köln rollt heute der letzte Ford Fiesta vom Band. Das steht auch für einen Trend in der Autobranche: weg von bezahlbaren Kleinwagen, hin zu teureren und größeren Elektroautos.
Klein und günstig - dafür stand jahrzehntelang der Ford Fiesta. Doch die Manager des US-Autokonzerns haben entschieden, dass das Modell ausgedient hat - heute läuft im Kölner Werk der letzte Fiesta vom Band. Am Abend ist der Fiesta dann offiziell Geschichte.
Damit endet eine Erfolgsstory: Über 20 Millionen Fiestas wurden in den vergangenen 47 Jahren gebaut. Mehrmals war der Fiesta das meistverkaufte Auto in der Klasse der Kleinwagen - einer Klasse, die Ford mit dem Fiesta quasi miterfunden hat.
Fiesta als Anfänger- und Familienauto
Als 1976 der erste Fiesta mit 40 PS für 8440 Mark auf den Markt kam, war sofort klar, an welche Zielgruppe sich Ford mit diesem Auto richtet: junge Menschen und Familien mit eher kleinerem Budget. Der Fiesta wurde zum beliebten Anfänger-Auto, das auch als Gebrauchtwagen Karriere machte.
Der Fiesta war aber auch ein Auto seiner Zeit, schließlich musste er verbrauchsarm sein. Er war die Antwort des Herstellers Ford auf die Ölpreiskrise. Über die Jahrzehnte hinweg wurde der Fiesta jedoch immer größer, hatte immer anspruchsvollere Technik an Bord. Das aktuelle Modell kostet laut Liste mindestens 20.350 Euro.
Modell soll Platz machen für Elektro-SUV Explorer
Warum aber stellt Ford die Produktion des Fiesta jetzt ein? Glaubt man den Verantwortlichen des Konzerns, so hat sich die Produktion des Fiesta zuletzt immer weniger gelohnt. Mehr Marge und Gewinn versprechen sie sich - wie andere Automanager auch - von der Produktion größerer Elektroautos.
Da erscheint es nur folgerichtig, dass die alte Fiesta-Fabrik in Köln künftig als Produktionsstätte exklusiv für Elektroautos genutzt werden soll. Bald soll im "Ford Cologne Electric Vehicle Center" der neue Elektro-SUV Explorer vom Band rollen, der Preis liegt bei bis zu 45.000 Euro.
Ford hatte den Explorer kürzlich als sein weltweit viertes E-Auto nach den Modellen Mustang Mach-E, E-Transit und F-150 Lightning vorgestellt. Mehr als 250.000 Elektrofahrzeuge können künftig in Köln pro Jahr produziert werden. Martin Sander, der den Geschäftsbereich "Ford Model e" in Europa leitet, spricht vom "Aufbruch in eine neue Ära".
E-Wende macht den Autokauf teurer
Ob das die Zielgruppe der Kleinwagen-Käufer ähnlich euphorisch sieht, dürfte allerdings fraglich sein. Laut einer Studie des Automobilclubs ADAC kosten Elektroautos wesentlich mehr als Verbrennermodelle - und besonders hoch ist der Aufpreis bei Klein- und Kleinstwagen.
Sowohl das Modell up von Volkswagen, als auch der Opel Corsa und der Fiat 500 sind in der Elektrovariante etwa doppelt so teuer wie ihre Verbrenner-Kollegen. Auf dem Markt herrscht derzeit ein eklatanter Mangel an bezahlbaren kleinen Neuwagen mit Elektromotor. Die Energiewende auf der Straße kommt somit vor allem Kleinwagen-Käufer teuer zu stehen.
Schließen chinesische Hersteller die Lücke?
Das wirft bei Experten wie bei Autokäufern Fragen auf: Wird es immer mehr zum Luxus, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen? Fakt ist: Mit dem Aus für den Ford Fiesta wird das Kleinwagen-Angebot weiter ausgedünnt. Noch gibt der Gebrauchtwagenmarkt einiges her - doch auch das könnte sich mittelfristig ändern, wenn das Beispiel Fiesta bei den anderen Massenproduzenten Schule macht.
Werden Kleinwagen in der neuen Elektro-Ära also zum Auslaufmodell? Die Lücke bei günstigen elektrischen Kleinwagen schließen könnten Branchenexperten zufolge chinesische Hersteller. Von ihnen machen sich aktuell viele bereit zum Sprung nach Europa.
Dass ein Hersteller wie Ford im Automarkt der Zukunft noch eine ähnliche Rolle spielen wird wie früher mit seinem Modell Fiesta, gilt in der Branche als unwahrscheinlich. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer etwa bezweifelt es. Die Umstellung auf E-Autos werde "ein enormer Kraftakt für Ford" - und der Wettbewerb mit Tesla und den Chinesen "beinhart".