Pkw-Absatz im Juni Deutlich mehr Autos neu zugelassen
Die Auto-Neuzulassungen in Deutschland haben wieder stark zugenommen. Den größten Zuwachs gibt es bei Elektroautos. Gleichzeitig ist die Stimmung der Autohersteller so schlecht wie seit 2008 nicht mehr.
Die Zahl an neu zugelassenen Autos ist im Juni deutlich gestiegen. Insgesamt wurden 280.139 Fahrzeuge registriert - ein Plus von 24,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte.
Besonders stark war demnach der Anstieg bei den gewerblichen Neuzulassungen, die um 34,4 Prozent zunahmen. Private Neuzulassungen legten um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
Elektroautos mit stärkstem Anstieg
Am stärksten war demnach der Zuwachs bei den Elektroautos. Ihr Absatz stieg um 64,4 Prozent auf 53.000 Fahrzeuge. Der Marktanteil kletterte auf 18,9 Prozent - was anderthalb Punkte mehr sind als im Mai.
Benziner legten um ein Fünftel zu. Mit rund 35,6 Prozent haben sie weiterhin den größten Anteil an den Neuzulassungen. Auch Dieselautos waren wieder stärker gefragt: Ihr Anteil lag bei 16,7 Prozent. Seit Jahresbeginn stiegen die Neuzulassungen um 13 Prozent auf rund 1,4 Millionen Fahrzeuge.
Hersteller fahren Produktion hoch
Parallel zur gestiegenen Nachfrage haben die deutschen Autobauer ihre Produktion im ersten Halbjahr 2023 deutlich erhöht. Von Anfang Januar bis Ende Juni rollten gut 2,2 Millionen Autos von den Bändern, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte - ein Plus von 32 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Grund hierfür seien "in erster Linie die Bemühungen um Entspannung in den Lieferketten", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dabei profitierten die Hersteller auch vom hohen Auftragsbestand, der sich wegen des Mangels an Bauteilen im vergangenen Jahr aufgestaut habe. Es sei aber damit zu rechnen, dass sich die hohen Zuwachsraten demnächst abschwächten und der hohe Auftragsbestand langsam abgebaut werde.
Produktionszahlen wie in der Zeit vor der Corona-Pandemie konnten die Autobauer in Deutschland aber noch nicht wieder erreichen. Die Zahlen des laufenden Jahres liegen 10 Prozent unter denen des ersten Halbjahrs 2019.
Autobauer bewerten Geschäftsaussichten negativ
Trotz des positiven Trends bei den Neuzulassungen und der erhöhten Produktion bewerten die deutschen Autohersteller ihre Geschäftsaussichten so negativ wie seit der weltweiten Finanzkrise 2008 nicht mehr. Das ist das Ergebnis einer ifo-Umfrage. Der entsprechende Indikator brach im Juni auf minus 56,9 Punkte ein, nach einem Minus von 10,3 Zählern im Mai, wie das Münchner Institut heute zu seiner Umfrage mitteilte. Das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge.
Die aktuelle Geschäftslage wurde dagegen besser bewertet: Dieses Barometer legte auf 37,5 Punkte zu, nachdem es im Mai noch bei 28,4 Zählern gelegen hatte. "Bei den Autobauern herrscht große Unsicherheit, wie zu Beginn des Kriegs in der Ukraine oder als im Herbst das Risiko einer Gasrationierung für die Industrie deutlich stieg", sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck.
Preiserhöhungen geplant
Die Autobauer planen ungeachtet der düsteren Aussichten, höhere Preise durchzusetzen. "Die Preiserhöhungen würden vor allem das Premiumsegment und Elektroautos betreffen", sagte ifo-Experte Falck.
Die Zulieferer bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage schlechter. Der Wert fiel auf 32,6 Punkte, nach 41,3 im Mai. "Bei den Zulieferern fehlt die Nachfrage aus dem Ausland", sagte Falck. Auch für die kommenden Monate mangelt es an Zuversicht: Das Barometer für die Geschäftserwartungen fiel auf minus 32,1 Punkte, nach minus 20,3 im Mai.