Köln und Aachen stark betroffen Ford streicht 3800 Stellen in Europa
Beim US-Autobauer Ford fallen Tausende Stellen weg. Alleine an den deutschen Standorten Köln und Aachen verlieren 2300 Menschen ihren Job - vor allem in der Verwaltung und Entwicklungsabteilung.
Der US-Autokonzern Ford will in Deutschland im Zuge der Umstellung auf Elektromobilität in knapp drei Jahren 2300 Jobs abbauen. Betroffen sind die Standorte in Köln und Aachen, wie das Unternehmen heute bekannt gab.
Dabei geht es um Stellen in der Verwaltung und der Entwicklungsabteilung, hier sollen 1700 Arbeitsplätze gestrichen werden. Nach Angaben des Betriebsrats sind in diesem Bereich derzeit noch rund 3600 Menschen tätig. In Köln arbeiten derzeit rund 14.000 Menschen für Ford, im Aachener Forschungszentrum circa 200.
In anderen Staaten Europas wird das Personal ebenfalls reduziert. Auch Großbritannien ist von den Sparplänen betroffen, dort fallen 1000 Jobs in der Produktentwicklung und 300 in der Verwaltung weg. In anderen Teilen Europas werden weitere 200 Stellen eingespart. Insgesamt sollen den Plänen zufolge bis Ende 2025 insgesamt 3800 Arbeitsplätze entfallen.
Die Kosten sollen sinken
Trotz des Kahlschlags will Ford 3400 Ingenieure in Europa behalten. Sie sollen die in den USA entwickelte Technologie an die Besonderheiten des europäischen Marktes anpassen.
"Die heute angekündigten Maßnahmen richten die Produktentwicklungsorganisation und die Verwaltungsfunktionen von Ford in Europa auf ein kleineres, fokussierteres und zunehmend elektrisches Produktportfolio aus", sagte Deutschland-Chef Martin Sander. Dies sei nötig, um wettbewerbsfähige Kosten zu erreichen und "den Weg in eine nachhaltig profitable Zukunft zu ebnen".
Vorerst keine betriebsbedingten Kündigungen
Die IG Metall stimmte dem Stellenabbau zu. Im Gegenzug sicherte der Konzern Abfindungen zu, auch will er bis Ende 2032 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. "Nach zwei harten Verhandlungswochen zwischen den Betriebsparteien ist eine Zukunftsvereinbarung gelungen, die sowohl Kosteneinsparungen für das Unternehmen beinhaltet als auch die Absicherung der deutschen Standorte für die Beschäftigten", erklärte die Gewerkschaft.
Der Betriebsrat hatte die Kürzungspläne im Januar bekanntgegeben und damals befürchtet, dass sogar 3200 Jobs wegfallen könnten. Nun zeigte sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka erleichtert, dass das Schlimmste verhindert worden sei. "Wir hätten gerne noch mehr Arbeitsplätze in unserer Produktentwicklung gesichert, denn sie steht am Anfang der Wertschöpfungskette", sagte der Arbeitnehmervertreter. "Immerhin konnten wir jetzt 900 gute, qualifizierte Arbeitsplätze und wichtige Kompetenzen für die Zukunft unserer Produktentwicklung sichern, die in der ursprünglichen Planung des Unternehmens weggefallen wären."
Späte Reaktion auf Elektrotrend
Ford befindet sich derzeit im Umbruch, der Autokonzern schwenkte relativ spät auf Elektromodelle um. In diesem Jahr sollen die ersten in Europa hergestellten reinen Ford-Elektroautos in Köln vom Band rollen. Das Verbrennermodell Fiesta wird hingegen eingestellt. Für die Elektroproduktion investiert Ford zwar einen Milliardenbetrag in Köln. Mit den nun bekannt gewordenen Plänen verliert die Stadt als Entwicklungsstandort des Konzerns aber an Bedeutung.
Der US-Autohersteller machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Dollar Verlust. Darauf reagiert Ford nun mit einer Radikalkur. Finanzchef John Lawler hatte bei der Bilanzpräsentation kürzlich "sehr aggressive" Maßnahmen angekündigt, um die Kosten in Produktion und in der Lieferkette zu senken.
In Europa weitete sich der Vorsteuerverlust im vierten Quartal auf 400 Millionen Dollar aus. Das waren doppelt so viel wie im Vorjahr - bei unverändertem Umsatz. Experten sehen den Personalabbau in den Bereichen Forschung und Entwicklung auch als eine Folge der Kooperation mit Volkswagen. Von dem Wolfsburger Hersteller hat Ford die Lizenz zum Bau eines Elektroautos auf Basis des Elektrobaukastens MEB, was Entwicklungskosten spart.