Studie zu Pandemie-Folgen Wie viel Personal das Gastgewerbe verloren hat
Immer noch arbeiten rund 100.000 Menschen weniger in Restaurants oder Cafés als vor der Corona-Pandemie. Das liege an niedrigen Löhnen und mangelnder Job-Attraktivität, kritisieren die Gewerkschaften.
In Restaurants, Bars, Cafés und Gaststätten fehlt es an Personal - in welchem Umfang Beschäftigte der Branche den Rücken gekehrt haben, zeigt eine Studie neue Studie im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
"Wie nie unter Druck"
Das Gastgewerbe sei wegen fehlender Mitarbeiter "wie nie zuvor unter Druck", heißt es darin. Die Corona-Pandemie habe das Geschäftsmodell des Gastgewerbes mit zahlreichen geringfügig und saisonal Beschäftigten ins Wanken gebracht. Auch Ende 2023 sind laut der Studie immer noch rund 100.000 Menschen weniger in der Branche beschäftigt als vor der Pandemie.
Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Beschäftigen in Gaststätten, Bars oder Hotels von 2,1 Millionen Menschen auf einen zwischenzeitlichen Tiefstand von 1,8 Millionen sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten gefallen. Knapp 330.000 Menschen weniger waren demnach in der Hochphase der Pandemie weniger im Gastgewerbe tätig.
Nachwuchs und Leiharbeitskräfte bleiben aus
Die Pandemie-Folgen sind noch immer nicht bewältigt, denn mehr als jede oder jeder Vierte entschied sich in dieser Zeit für einen anderen Beruf. Und aus diesem kehren viele offenbar nicht zurück. Während viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte während der Pandemie Kurzarbeitergeld erhielten und blieben, kehrten vor allem Beschäftigte unter 25 Jahren, Beschäftigte in Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten sowie Minijobberinnen und -jobber und Leiharbeitskräfte der Branche den Rücken.
Gerade beim Nachwuchs klagt die Branche über Personalsorgen. Bei der Zahl der Auszubildenden führte die Pandemie laut der Studie für einen Rückgang um 22 Prozent - im Jahr 2022 gab es mit knapp 37.000 Azubis zwei Drittel weniger als noch 15 Jahre zuvor.
Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen gefordert
Vor allem finanziell bleibt das Gastgewerbe für Beschäftigte wenig attraktiv. Auch nach Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns im Oktober 2022 auf zwölf Euro pro Stunde bleibe das Lohngefüge des Gastgewerbes insgesamt aber niedrig, so die Studie. Lediglich rund 36 Prozent der Neueinstellungen seien sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Der Großteil der Betriebe zahle seinen Beschäftigten keinen Tariflohn. "Die Branche ist weiterhin eine Niedriglohnbranche", heißt es in der Untersuchung.
Auch die Arbeitgeber seien gefragt, Tätigkeiten in der Branche für potenzielle Neueinsteiger attraktiver zu machen. Ohne Lohnsteigerungen und bessere Arbeitsbedingungen werde sich die Personallücke "nur schwer schließen", so das Fazit der Studie.