Lufthansa Airbus landet am Frankfurter Flughafen.
faq

ITA-Übernahme Lufthansa macht Italien-Deal perfekt

Stand: 13.01.2025 12:06 Uhr

Die Lufthansa vollzieht heute den ersten Schritt zur Übernahme der italienischen Staatsairline ITA. Für die Passagiere wird sich manches ändern, die Ticketpreise könnten steigen.

Will die Lufthansa ITA vollständig übernehmen?

Eine 100-Prozent-Übernahme ist, wie Vorstandschef Carsten Spohr gegenüber der FAZ erklärt, das klare Ziel. Fraglich ist jedoch der Zeitplan. Zunächst übernimmt die Lufthansa für eine Kapitaleinlage von 325 Millionen Euro eine Minderheit von 41 Prozent an der bislang staatlichen Fluggesellschaft ITA. Die vollständige Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin mit rund 100 Flugzeugen und 5.000 Beschäftigten ist bereits seit Mai 2023 mit der Regierung in Rom vertraglich festgelegt. Lufthansa kann danach in zwei weiteren Schritten zunächst 90 Prozent und später die vollständige Italia Trasporto Aereo (ITA) übernehmen, wenn die Geschäftszahlen stimmen.

Aus heutiger Sicht sei das aber noch nicht für 2025 geplant. "Es ist in unserem Interesse, die italienische Regierung in den nächsten Monaten an Bord zu halten", sagte Spohr. Bis 2033 könnte dann die Komplettübernahme folgen, für die eine Gesamtsumme von 830 Millionen Euro gehandelt wird.

Was erhofft sich die Lufthansa vom ITA-Deal?

Die Lufthansa steigt damit in den Luftverkehrsmarkt in Italien ein. Mit derzeit knapp 100 Flugzeugen wird die ITA auf Anhieb größte Auslandsgesellschaft im Konzern. Italien als drittgrößte EU-Volkswirtschaft hat traditionell starke Bindungen nach Amerika und ist zudem eine der Top-Destinationen für zahlreiche internationale Touristen. Spohr spricht vom Mehrwert für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre: "Wir werden etwa 18 Monate benötigen, bevor wir alle Synergien heben können. Wie so oft sind zum Beispiel IT-Themen ein Knackpunkt", sagt Spohr.

Ohne die Aussicht auf einen Ergebnisbeitrag in dreistelliger Millionenhöhe wäre die Lufthansa den Schritt laut Spohr nicht gegangen. ITA solle nach Swiss den zweithöchsten Ergebnisbeitrag aller Auslandstochtergesellschaften liefern.

Warum ist Italien so wichtig?

"Für Lufthansa ist der Einstieg bei ITA eine riesige Chance", erklärt ARD-Luftfahrtexperte Michael Immel. "Der Markt in Italien bietet ein großes Potenzial. Nach den USA war Italien bisher schon der zweitwichtigste Absatzmarkt für die Kranich-Airline, die viele Amerikaner über die Konzern-Drehkreuze in Frankfurt, München, Wien und Zürich nach Südeuropa gebracht hat."

Aber es gebe noch weitere Faktoren. Lufthansa-Boss Carsten Spohr bleibt Immel zufolge seiner Strategie treu: nicht eine große Lufthansa Classic, sondern zahlreiche Töchter in unterschiedlichsten Märkten Europas. "Das schafft auch eine regionale Verankerung, die nicht zu unterschätzen ist. So haben die Schweizer 'ihre' Swiss, die Österreicher 'ihre' Austrian Airlines, und die Italiener bekommen neben Air Dolomiti jetzt noch eine ITA, die in einem starken Luftfahrtbündnis steckt. Dieses Konzept geht auch finanziell auf“, stellt der Branchenfachmann fest.

Werden die Ticketpreise steigen?

Zunächst einmal könnte Lufthansa das Angebot zwischen Italien und ihren anderen Heimatmärkten "optimieren". Für die Kunden könnte das höhere Preise bei einem etwa gleichbleibenden Platzangebot bedeuten. "Urlaubsreisen auf der Mittelstrecke in Europa werden durch den ITA-Einstieg bestimmt nicht billiger. Fliegen ist und bleibt teuer", erklärt Immel. Wer jetzt zum Beispiel in den Osterferien einen Flug von Frankfurt ins süditalienische Bari plane, der habe auf dem Papier viele Möglichkeiten.

"In den Süden geht es entweder direkt und ohne Zwischenstopp mit der Lufthansa-Tochter Discover Airlines. Oder mit Swiss nach Zürich und von dort mit Air Dolomiti nach Bari. Reisende können auch über Wien nach Apulien fliegen. Oder künftig erst Rom ansteuern und dann weiter." Das seien alles Konzerntöchter der Lufthansa, die längst gemerkt habe, dass sich mit Ferienreisen auch gutes Geld verdienen lasse, unterstreicht Immel. "Und das werden Kundinnen und Kunden auch bei den Ticketpreisen erfahren."

Die EU will mit Auflagen Konkurrenz schaffen. Auf der Kurz- und Mittelstrecke kommt dabei dem bereits in Italien aktiven Billigflieger Easyjet eine zentrale Rolle zu, der mit acht Flugzeugen zwei weitere Basen in Rom-Fiumicino und Mailand-Linate gründet. Von dort werden 27 neue Strecken angeboten, sechs davon nach Deutschland. Zielorte sind München, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf.

Was bedeutet der Deal für ITA-Kunden?

Für die bisherigen Kunden der ITA werden sich ebenfalls einige Dinge ändern. Mit dem Wechsel vom Airline-Bündnis Skyteam in die von Lufthansa dominierte Star Alliance ändern sich Partnergesellschaften für etwaige Weiterflüge ebenso wie die zur Verfügung gestellte Infrastruktur, zu denen beispielsweise Lounges am Flughafen gehören.

ITA-Stammkunden aus dem Vielflieger-Programm Volare will Lufthansa in das eigene Miles&More integrieren, entsprechende Angebote zur Bewertung von Status und Meilen sollen bald kommen.

Wie steht es um den Luftverkehr in Deutschland?

Insgesamt bleibt die Situation in Deutschland angespannt. Der Luftverkehr wächst nach Daten des Luftfahrtverbandes BDL im ersten Halbjahr nur schleppend. Das Angebot an Sitzplätzen insgesamt werde von Januar bis Juni mit knapp 120 Millionen vier Prozent höher sein als im Vorjahreszeitraum, erklärte der BDL vergangene Woche. Das entspricht 86 Prozent des Niveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

"Damit entwickelt sich der Luftverkehr weiterhin wesentlich schwächer als in den übrigen europäischen Ländern", ergänzte der Verband. Im restlichen Europa sei das Angebot bei Passagierflügen größer als je zuvor mit einem Volumen von 107 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Gebremst wird das Wachstum durch das geringe Angebot an Inlandsflügen. Es klettert nach Angaben des BDL um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf gerade 50 Prozent von 2019.

"In Deutschland klagen Lufthansa und andere Airlines seit längerem über die im europäischen Vergleich hohen Standortkosten. Neben gestiegenen Gebühren für Sicherheitskontrollen an Flughäfen und die Kosten für die Flugsicherung schlägt sich auch die Luftverkehrssteuer auf Ticketpreise durch", stellt ARD-Luftfahrtexperte Immel fest.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. Januar 2025 um 13:01 Uhr.