Hoffnung auch für Kinder? Wie Moderna das RS-Virus besiegen will
Die RSV-Welle hat die Kinderkliniken arg belastet. Die US-Firma Moderna will nun die Zulassung für einen mRNA-Impfstoff gegen das Virus beantragen. Doch dieser ist nur für Ältere vorgesehen - vorerst.
RSV: Das brachten viele bislang nur mit Babys und Kleinkindern in Verbindung. Das Respiratorische Synzytialvirus hatte vor allem im November und Dezember für volle Kinderkliniken gesorgt. Intensivmediziner schlugen wegen der zeitweise "katastrophalen Lage" auf den Kinder-Intensivstationen Alarm.
Was manche nicht wissen: RSV ist nicht nur für Frühgeborene und Kleinkinder gefährlich. Allein in den USA sterben jährlich zwischen 6000 und 10.000 ältere Erwachsene an einer RSV-Infektion, bis zu 120.000 müssen laut der CDC, einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums, klinisch behandelt werden.
Hierzulande zählt das Robert Koch-Institut (RKI) auch Erwachsene mit Immunschwäche, einem durch Medikamente unterdrückten Immunsystem oder Vorerkrankungen des Herzens oder der Lunge zu den Risikopatienten, die schwer an einer RSV-Infektion erkranken können.
RSV-Impfstoff zeigt deutliche Wirkung
Für all jene gibt es nun gute Neuigkeiten: Noch in der ersten Jahreshälfte will das US-amerikanische Unternehmen Moderna zunächst in den USA eine Zulassung für einen RSV-Impfstoff für Erwachsene ab 60 Jahren beantragen.
Der Impfstoff mit dem Namen "mRNA-1345" habe "vielversprechende Ergebnisse" in der für eine Zulassung nötigen Phase-3-Studie gezeigt, teilte das Unternehmen mit. Moderna zufolge reduziert der Impfstoff das Risiko, schwer an einer Infektion mit dem RS-Virus zu erkranken, um knapp 84 Prozent. An der Studie nahmen etwa 37.000 Menschen ab 60 Jahren aus 22 Ländern teil.
Sterblichkeit bei Risikokindern bis zu 5 Prozent
Doch nicht nur Ältere, sondern auch Eltern können nun hoffen. Denn Moderna forscht auch an einem RSV-Impfstoff für Säuglinge und Kleinkinder. Weitere Programme gebe es für schwangere Mütter und einer Reihe anderer Bevölkerungsgruppen. Die entsprechenden Daten will das Unternehmen in den kommenden Monaten veröffentlichen.
Wie sehr Kinder durch das RS-Virus gefährdet sind, zeigt ein Blick auf die Statistik des RKI. Danach verlaufen im Mittel zwar nur 0,2 Prozent der Fälle bei Kindern ohne bekanntes erhöhtes Risiko tödlich. Bei Frühgeborenen steigt die Rate jedoch bereits auf 1,2 Prozent. 4,1 Prozent der Kinder mit der chronischen Lungenerkrankung bronchopulmonaler Dysplasie und 5,2 Prozent der Kinder mit angeborenem Herzfehler sterben an einer RSV-Erkrankung.
Prophylaxe mit RSV-Antikörpern möglich
Aktuell gibt es weltweit noch keine zugelassene Impfung gegen RSV - weder für Ältere noch für Kleinkinder. Besonders stark gefährdete Säuglinge und Kleinkinder können allerdings vorbeugend Antikörper verabreicht bekommen. Dazu zählen etwa Frühgeborene oder Säuglinge mit bestimmten Herzfehlern, darunter auch Kinder mit Trisomie 21. Die synthetisch hergestellten Abwehrstoffe müssen während der RSV-Saison, also von November bis April, monatlich gespritzt werden.
Zuletzt war die RSV-Welle hierzulande etwas abgeflacht. Doch laut dem aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI war bei den 0- bis 4-jährigen Kindern mit schweren akuten Atemwegserkrankungen der Anteil der RSV-Diagnosen zu Jahresbeginn wieder angestiegen. Mit 61 Prozent habe er "weiter sehr hoch" gelegen.
Unternehmen arbeiten auch an Krebsimpfung
Sollte Moderna tatsächlich eine Zulassung für seinen RSV-Impfstoff bekommen, so müsste dies auch als weiterer Erfolg für die mRNA-Technologie verbucht werden. Denn die sogenannte Boten-RNA (Englisch: messenger ribonucleic acid, kurz: mRNA), die schon die Covid-19-Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer zum Erfolg gemacht hatte, kommt auch bei Modernas RSV-Impfstoff zum Einsatz. Das Unternehmen verwendet sogar dasselbe Lipid wie bei seinem Corona-Impfstoff, um die mRNA einzukapseln.
Ursprünglich wurde die mRNA-Technologie zur Behandlung von Krebs entwickelt. Mittlerweile machen die Unternehmen auch hier Fortschritte; erst im Dezember hatte Moderna vielversprechende Ergebnisse einer Phase-2b-Studie zu Hautkrebs vorgestellt.
Erneuter Wettlauf zwischen BioNTech und Moderna
Auch auf diesem Feld liefern sich die Amerikaner wie schon beim Corona-Impfstoff einen Wettstreit mit BioNTech. Bei den Mainzern ist unter den Krebstherapien ein mRNA-Impfstoff gegen den schwarzen Hautkrebs (Melanom) bislang am weitesten fortgeschritten. Zwar können die Studienphasen bei Krebstherapien bis zu zehn Jahre dauern. Doch BioNTech-Chef und Gründer Ugur Sahin sagte jüngst dem britischen Sender BBC, er rechne noch "vor dem Jahr 2030" mit einer Zulassung.