Wegen E-Auto-Krise Autozulieferer Schaeffler streicht Tausende Jobs
Der Autozulieferer Schaeffler im bayerischen Herzogenaurach baut 4.700 Stellen ab, davon allein 2.800 in Deutschland. Gründe sind der steigende Wettbewerb und die Flaute bei Elektroautos.
Der bayerische Auto- und Industriezulieferer Schaeffler entlässt zahlreiche Mitarbeiter: 4.700 Stellen in Europa, 2.800 davon in Deutschland, sollen gestrichen werden. Verlagerungen sollen den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen reduzieren, kündigte das börsennotierte Unternehmen an. Betroffen von den Stellenstreichungen seien in Deutschland zehn Standorte.
Daneben gehe es um fünf weitere Standorte in Europa, von denen zwei geschlossen werden sollen. Details kündigte Schaeffler bis Jahresende an. Der Stellenabbau soll vor allem zwischen 2025 und 2027 erfolgen.
Drei bis vier Prozent der Mitarbeiter betroffen
Schaeffler hatte erst im Oktober den Antriebsspezialisten Vitesco übernommen. Die Zahl der Beschäftigten stieg damit um 35.000 auf weltweit 120.000, wie das Unternehmen nun erklärte. Der angekündigte Abbau von brutto 4.700 Jobs betrifft folglich vier Prozent der konzernweiten Stellen. Mit Blick auf den Nettoabbau von rund 3.700 Stellen sind das etwa 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl.
Für die Umsetzung der Maßnahmen gelte in Deutschland weiter wie bisher die 2018 mit der IG Metall abgeschlossene Zukunftsvereinbarung, stellte Schaeffler klar. Der Abbau von Stellen soll somit im Wesentlichen über Fluktuation, Freiwilligenprogramme sowie Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge erreicht werden.
Unternehmen hofft auf Einsparungseffekte
Das Unternehmen verspricht sich von dem Umbau Einsparungen von jährlich etwa 290 Millionen Euro bis 2029. Davon entfielen rund 75 Millionen Euro auf Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco.
Zunächst aber dürfte der Stellenabbau bei Schaeffler für höhere Kosten sorgen: Das Unternehmen sprach von einem Einmalaufwand in Höhe von rund 580 Millionen Euro, der sich maßgeblich aus Rückstellungen und Verlagerungskosten zusammensetze.
Gewerkschaft und Betriebsrat kritisieren Pläne
Arbeitnehmervertreter haben verärgert auf die Ankündigung des Zulieferers reagiert. Die angekündigten Maßnahmen seien nicht verhältnismäßig, heißt es in einer Mitteilung des Gesamtbetriebsrates von Schaeffler. Die IG Metall verlangte von der Unternehmensführung, andere Möglichkeiten auszuloten.
Elektroauto-Geschäft bleibt hinter Erwartungen zurück
Doch was sind die Gründe für den Stellenabbau? Schaeffler verweist auf "das herausfordernde Marktumfeld, auf die zunehmende globale Wettbewerbsintensität sowie auf die fortschreitende Transformation vor allem in der Autozuliefererindustrie". Ein weiter Grund für den Umbau sei die Integration von Vitesco, durch die Arbeitsplätze in der Verwaltung wegfallen.
Auch in der Autosparte wird weiter umgebaut. Das trifft zum einen das Geschäft mit Verbrennertechnik, das nach und nach reduziert wird, zum anderen aber auch Teile für Elektroautos: Schaeffler sei in der Vergangenheit von einem stärkeren Wachstum ausgegangen, das nun ausbleibe. Zudem drücke der hohe Wettbewerb auf die Preise.
Marge enttäuscht, Aktie fällt
Dazu kommt eine Flaute in der Industriesparte, die unter der schwachen Nachfrage in Europa leidet. Sowohl in der Industriesparte als auch im Autogeschäft ging es für Schaeffler im dritten Quartal deutlich bergab. Konzernweit sanken die Erlöse im Zeitraum Juli bis September um 2,6 Prozent, während das Betriebsergebnis vor Sondereffekten um 44,9 Prozent auf 187 Millionen Euro einbrach.
Entsprechend deutlich ging die Profitabilität des Konzerns zurück: Die EBIT-Marge, also der prozentuale Anteil des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern am Umsatz, rutschte von 8,4 auf 4,7 Prozent ab. Anleger reagierten verschnupft auf die Zahlenvorlage: Die im SDAX notierten Papiere des Autozulieferers fielen im frühen Handel um über drei Prozent.