Bericht der "Financial Times" Wird der Springer-Verlag aufgespalten?
Der Medienkonzern Axel Springer soll laut einem Medienbericht in Verhandlungen über eine Aufspaltung stehen. Von der Trennung des Mediengeschäfts vom digitalem Anzeigengeschäft könnte Springer-Chef Döpfner profitieren.
Der deutsche Medienkonzern Axel Springer könnte aufgespalten werden, berichtet die "Financial Times" (FT). Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner sei in Verhandlungen mit dem größten Anteilseigner KKR über eine Aufteilung des Berliner Verlags in das Mediengeschäft und das digitale Kleinanzeigengeschäft, heißt es in der Finanzzeitung.
Dabei könnte der US-Finanzinvestor KKR mit dem kanadischen Pensionfonds CPPIB die Kontrolle über das sogenannte Classifieds-Geschäft bekommen. Dazu gehören die Jobplattform Stepstone und das Anzeigengeschäft mit Immobilien (Aviv). Döpfner wiederum würde demnach zusammen mit der Verlegerwitwe Friede Springer mehr Kontrolle über das Mediengeschäft erhalten, wozu neben den Zeitungen "Bild" und "Welt" auch die US-Medien "Politico" und "Business Insider" gehören.
Springer will in den USA wachsen
Ein Springer-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. KKR erklärte, gemeinsam habe man bei "Axel Springers digitalen und internationalen Ambitionen bedeutende Fortschritte gemacht". Zudem glaube man an weiteren Erfolg und Wachstum des Unternehmens.
KKR war 2019 bei Axel Springer eingestiegen. Inzwischen ist es in der Branche ein offenes Geheimnis, dass die US-Beteiligungsfirma nach fünf Jahren Wege auslotet, wie ein Exit aussehen könnte. KKR hält derzeit 35,6 Prozent an Springer, CPPIB 12,9 Prozent. Wie die FT berichtet, hält der Milliardär und frühere Journalist Döpfner einen Anteil von 22 Prozent am Unternehmen. Er verfüge aber über Stimmrechte, die dem Doppelten des Anteils entsprächen.
Journalisten-Verband fordert Klarheit von Springer
Unterdessen fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) den Axel Springer-Konzern auf, für Klarheit über mögliche Aufteilungspläne zu sorgen. "Sowohl die Beschäftigten als auch die Öffentlichkeit haben ein Anrecht auf Klarheit", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Wir haben es hier nicht mit einem Hinterhof-Tüftler, sondern mit Deutschlands größtem Medienkonzern zu tun."
Dabei sieht der DJV-Vorsitzende eine Abspaltung der digitalen Werbeplattformen nicht grundsätzlich kritisch. "Wenn das zu einer stärkeren Fokussierung des Konzerns auf seine Medien führt, ist das nicht zu verurteilen", sagte Beuster. Sollte es in den Verhandlungen mit KKR jedoch auch um journalistische Medien gehen, sei hier "eine rote Linie überschritten, die nicht überschritten werden darf".
Vorreiter beim Digitalgeschäft
Springer gilt unter den Verlagen als Vorreiter beim Digitalgeschäft und will sich mittelfristig von der gedruckten Zeitung verabschieden. Im Zuge sinkender Auflagen und schwindender Anzeigenerlöse hat der seit 2002 amtierende Döpfner das Geschäft mit Regionalzeitungen verkauft und den Konzern internationaler gemacht. Der 61-Jährige gilt als enger Vertrauter der 81-jährigen Friede Springer.
Döpfner hat für mehr Wachstum vor allem den US-Markt ins Visier genommen. Dort hat er 2021 mit dem Kauf von "Politico" für rund eine Milliarde Dollar die größte Übernahme in der Firmengeschichte umgesetzt.
Börsengang von Stepstone geplant
Das digitale Rubrikengeschäft mit Stepstone und Aviv gilt als profitabler als das Mediengeschäft. Mit Stepstone plant der Konzern eigentlich einen Börsengang, der im Zuge des Krieges gegen die Ukraine und der schwierigen Marktlage allerdings derzeit auf Eis liegt. Ein solcher Börsengang des Jobportals wäre auch eine Chance für KKR zum Ausstieg. Das Classifieds-Geschäft dürfte höher bewertet werden als das Mediengeschäft.
Die "Financial Times" berichtete, deshalb könnten Döpfner und Friede Springer bei einer Aufteilung zusätzlich Geld bekommen oder einen Minderheitsanteil an den dann von KKR kontrollierten Anzeigengeschäften. Details seien hier aber noch offen, hieß es unter Berufung auf Insider.