Bundeswirtschaftsminister Habeck beim Start-up-Gipfel der Regierung in Berlin

Junge Technologiefirmen Mehr Geld für deutsche Start-ups?

Stand: 17.09.2024 17:49 Uhr

Firmengründer haben es in Deutschland nicht leicht: Lange Genehmigungsverfahren, ein großer Fachkräftemangel und zögerliche Investoren machen es Start-ups schwer. Eine Initiative der Bundesregierung soll ihnen helfen, Geldgeber zu finden.

Von Jannik Pentz, ARD-Hauptstadtstudio

Nina Heine will aus menschlichen Ausscheidungen Energie machen. "Ja, bei uns ist der Name Programm", sagt die Co-Gründerin von SHIT2POWER, einem Start-up aus Berlin. Klar, der Name habe eine gute Portion Humor, so Heine. Aber im Kern gehe es bei SHIT2POWER um eine ernste Sache. Das junge Unternehmen will aus Klärschlamm Energie gewinnen. Genauer gesagt aus einem Gas, das aus dem Klärschlamm entsteht.

Aus dieser Idee soll einmal ein erfolgreiches Unternehmen werden. Doch der Weg dahin ist schwer - vor allem in Deutschland. Der Verwaltungsaufwand für Fördermittel sei sehr hoch, sagt Heine. Außerdem sei es gerade generell schwer, neue Projekte zu finanzieren.

 

Gründer werden in andere Länder gelockt

Viele Start-ups in Deutschland haben derzeit Probleme, zahlfreudige Investoren zu finden. Vor allem in den späteren Finanzierungsphasen werden größere Start-ups oft in andere Länder gelockt - zum Beispiel nach Frankreich oder in die USA. Der sogenannte "Markt für Wagniskapital" ist dort deutlich größer. Oder vereinfacht gesagt: In Deutschland fehlt Investoren der Mut.  

"Wir sind oft zu risikoscheu", sagt Robert Habeck von den Grünen. Der Bundeswirtschaftsminister will nun "Brücken bauen" zwischen den Start-ups und Geldgebern. Beim ersten "Start-up Summit" der Bundesregierung in Berlin ging es heute darum, dass sich die 900 Teilnehmer intensiv austauschen und neue Partnerschaften schließen. Dafür hat die Bundesregierung nicht nur Start-ups wie SHIT2POWER eingeladen, sondern auch hochrangige Vertreter aus der Finanzbranche. 

 

"Talenten den roten Teppich ausrollen"

Das neue Networking-Vorhaben vermarktet die Bundesregierung offiziell als "WIN-Initiative" - also Initiative für Wachstums- und Innovationskapital. Schon jetzt sind mehrere bekannte Geldgeber dabei, unter anderem die Deutsche Bank, Allianz, Blackrock und die Bayerische Versorgungskammer. Sie sollen nun mehrere Milliarden Euro zur Verfügung stellen, um erfolgsversprechende Start-ups besser zu unterstützen.

Die Branche reagiert positiv. "Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und hat das Potenzial zum Gamechanger", sagt Verena Pausder, Vorsitzende des Start-up-Verbands. Gleichzeitig warnt sie aber vor grundlegenden Problemen.  "Der Fachkräftemangel ist eine Wachstumsbremse. Deshalb müssen wir Talenten den roten Teppich ausrollen. Unsere demografische Entwicklung lässt uns keine Wahl. Dafür müssen Visaverfahren schneller, einheitlicher und digitaler werden", so Pausder.

 

Denn die Talente der Start-up-Branche sind auf der ganzen Welt gefragt. "Ja, wir haben auch schon Anfragen bekommen, auch aus den USA", sagt Nina Heine von SHIT2POWER. Aber ihr Entwicklungsstandort sei jetzt ja in Brandenburg - und da sei eben "viel Platz". Sie will mit ihrem Unternehmen deshalb erst einmal in Deutschland bleiben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 17. September 2024 um 09:24 Uhr.