"Krisenzeiten sind Gründungszeiten" Mehr Start-up-Gründungen trotz Krise
Trotz anhaltender Krisenstimmung in Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr Start-ups gegründet. Neben Metropolen wie Berlin und München waren auch forschungsnahe Standorte wie Heidelberg attraktiv.
Trotz schwieriger Finanzierungsbedingungen für Gründer entstehen wieder deutlich mehr Start-ups in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden 2.766 Wachstumsfirmen gegründet und damit rund elf Prozent mehr als im Vorjahr, wie Daten des Startup-Verbands zeigen. 2023 wurden in Deutschland 2.498 Start-ups neu gegründet.
"Krisenzeiten sind Gründungszeiten. Die aktuellen Zahlen sind ein starkes Signal für den Standort Deutschland", sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Helmut Schönenberger: "In Krisenzeiten entstehen besonders widerstandsfähige und wettbewerbsstarke Unternehmen." Start-ups seien für eine wirtschaftliche Erholung Deutschlands wichtig, denn sie "bringen neue Ideen schnell auf die Straße und sichern so die internationale Wettbewerbsfähigkeit", heißt es von dem Verband.
Viele Gründungen profitieren von Hochschulen
Dem Startup-Verband zufolge erholten sich die Gründungszahlen fast bundesweit von früheren Rückgängen. Während in absoluten Zahlen gemessen die meisten Wachstumsfirmen 2024 erneut in Metropolen wie Berlin und München entstanden, glänzten auch forschungsnahe Standorte.
Gemessen an den Gründungen pro 100.000 Einwohnern stand Heidelberg mit einem Wert von 13,5 knapp vor München und Berlin. Die Universitätsstadt führt die Liste der Gründungen pro Kopf an und profitiert wie München, Aachen, Darmstadt und Potsdam von der Nähe zur Forschung. Das unterstreiche die Bedeutung hochschulnaher Standorte, "die neben dem internationalen Hotspot Berlin zunehmend das zweite Erfolgsmodell Deutschlands" seien.
Mehr Insolvenzen seit 2021
Gut ein Fünftel der Gründungen im vergangenen Jahr entfiel auf den Bereich Software. Hier zeige sich der Boom rund um Künstliche Intelligenz. Mit dem Anstieg der Gründungen wurde auch das Niveau von 2022 leicht übertroffen, der Spitzenwert 2021 mit knapp 3.200 Neugründungen inmitten des Digitalisierungsbooms in Corona-Zeiten aber verfehlt.
Deutsche Start-ups hatten in der Pandemie von einem Digitalisierungsschub und niedrigen Zinsen profitiert - Lieferdienste etwa erlebten einen Boom. Doch als mit der Inflation auch die Zinsen stiegen und Konjunktursorgen wuchsen, hielten sich Investoren zurück: Die Investments in Start-ups brachen 2023 ein, viele Jobs fielen weg. Im laufenden Jahr zeichnet sich der Förderbank KfW und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge eine Erholung beim Geld für Start-ups ab.
Seit 2021 beobachtet der Verband deshalb auch eine steigende Zahl von Insolvenzen. In der aktuellen Konjunkturflaute seien vor allem Online-Händler betroffen. "Die zunehmenden Insolvenzen sind im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nicht überraschend und treffen genau die Branchen, in denen Kunden sparen oder Marktpotenziale überschätzt wurden", so Felix Engelmann, Co-Founder von startupdetector.