Kriselnder Konzern Thyssenkrupp-Stahlsparte streicht Tausende Stellen
Die thyssenkrupp-Stahltochter schwächelt. In einem Zukunftspapier stellt der Konzern nun vor, wie es weitergehen soll. Ein Standort soll stillgelegt und insgesamt rund 11.000 Stellen abgebaut werden.
Die schwächelnde Stahltochter des Industriekonzerns thyssenkrupp hat heute das Zukunftskonzept vorgestellt, mit dem das Management der Krise des Unternehmens und den Schwierigkeiten der gesamten Stahlbranche begegnen will.
Damit reagiere das Unternehmen auf die sich weiter verfestigenden fundamentalen und strukturellen Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt und in entscheidenden Kunden- und Zielmärkten, heißt es in der Mitteilung. Zunehmend belasteten Überkapazitäten und daraus resultierend steigende Billigimporte, insbesondere aus Asien, die Wettbewerbsfähigkeit erheblich.
Deutlicher Kapazitäts- und Stellenabbau
Das Konzept sieht zunächst vor, die Produktionskapazitäten von gegenwärtig 11,5 Millionen Tonnen auf ein zukünftiges Versandzielniveau von 8,7 bis neun Millionen Tonnen zu senken und so "an die zukünftigen Markterwartungen anzupassen".
Ein wesentliches Element zum Kapazitätsabbau bleibe die Trennung von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM), so der Konzern. Sollte der angestrebte Verkauf der HKM-Anteile nicht möglich sein, werde thyssenkrupp Steel mit den weiteren Gesellschaftern über "einvernehmliche Schließungsszenarien" sprechen. Zudem soll der Weiterverarbeitungsstandort in Kreuztal-Eichen geschlossen werden. Dort sind 500 Mitarbeiter beschäftigt.
In der Folge steht laut thyssenkrupp ein deutlicher Abbau von Arbeitsplätzen an. Durch die geplante Anpassung des Produktionsnetzwerkes und eine "deutliche Straffung der Verwaltungen" sollen bis 2030 rund 5.000 Arbeitsplätze entfallen. Darüber hinaus sollen weitere etwa 6.000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder den Verkauf von Geschäftstätigkeiten überführt werden, heißt es weiter.
Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden
Insgesamt sollen die Personalkosten in den kommenden Jahren im Schnitt um zehn Prozent reduziert werden, um ein "wettbewerbsfähiges Kostenniveau" zu erreichen. Dabei bleibe es das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.
"Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und wollen für möglichst viele unserer Beschäftigten langfristige Perspektiven schaffen", sagte Vorstandssprecher Dennis Grimm. "Uns ist bewusst, dass dieser Weg Vielen Vieles abverlangen wird, vor allem weil wir in den nächsten Jahren eine große Zahl an Arbeitsplätzen abbauen müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden." Der Konzern kündigte weitere Gespräche mit den Aufsichtsgremien und Arbeitnehmervertretungen an, um das Eckpunktepapier zu konkretisieren.
Stahlsparte wird weiter verselbstständigt
Parallel zu dem Sparprogramm will die Konzernmutter ihren Stahlbereich weiter verselbstständigen. Derzeit hält die EP Group des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky schon 20 Prozent, in einem nächsten Schritt soll dieser Anteil auf 50 Prozent steigen.
Dabei betonte der Konzern, weiter an der "grünen Transformation" festzuhalten. Künftig soll in Duisburg mit Wasserstoff "Grünstahl" produziert werden, der Bund und das Land NRW fördern eine teure neue Anlage mit insgesamt zwei Milliarden Euro. Trotz der kräftigen Finanzspritze war nach Medienberichten intern über einen Ausstieg aus dem Vorhaben nachgedacht worden.
Die Probleme im Stahlbereich hatten im Sommer zu einer Führungskrise und einem Rückzug zahlreicher Top-Manager bei thyssenkrupp Steel geführt.