Wolfgang Grupp übergibt an seine Kinder Generationenwechsel bei Trigema
Nach mehr als einem halben Jahrhundert als Trigema-Chef hat Wolfgang Grupp die Firmenleitung an seine Kinder übergeben. Was hat diesen streitbaren Unternehmer ausgemacht?
"Ich habe mich gefreut, dass ich 54 Jahre mit Ihnen so angenehm zusammenarbeiten durfte - in guten und in schwierigen Zeiten", sagt Wolfgang Grupp bei seiner Verabschiedung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Trigema. "Ganz besonderen Dank, ich werde all die Jahre und Jahrzehnte nicht vergessen." Am Ende bricht dem bisherigen Inhaber und Geschäftsführer die Stimme. Den Tränen nahe übergibt Grupp die Leitung an seine Frau Elisabeth, seine Tochter Bonita und seinen Sohn Wolfgang junior.
Mehr als eine Millionen Menschen haben das Video auf YouTube gesehen. Das Interesse ist groß, denn Wolfgang Grupp ist kein herkömmlicher Geschäftsführer - und der Textilhersteller Trigema kein herkömmliches Unternehmen.
Made in Baden-Württemberg
Wolfgang Grupp übernahm den Familienbetrieb 1969 in schwierigen Zeiten. Zehn Millionen D-Mark Schulden lasteten damals auf dem schwäbischen Unternehmen. Mit Glück, Geschick und einem Großauftrag sicherte Grupp das Überleben der Firma und baute sie bis 1975 zum größten deutschen T-Shirt-Hersteller aus. Das ist Trigema nach eigenen Angaben bis heute.
Anders als andere Kleidungs- und Sportartikelhersteller verlegte Trigema die Produktion nie in Länder mit niedrigem Lohniveau und bekennt sich nach wie vor zum Standort Deutschland. Das sollte auch der bekannte Trigema-Schimpanse in den Fernseh-Werbespots immer wieder deutlich machen. An den drei Standorten Burladingen, Altshausen und Rangendingen in Baden-Württemberg beschäftigt das Unternehmen inzwischen 1.200 Mitarbeiter.
"Männer sind zuständig für das Einkommen"
Hinter dem Erfolg steht eine eigenwillige Unternehmensphilosophie. 54 Jahre lang stand Wolfgang Grupp an der Spitze, haftete als eingetragener Kaufmann mit seinem Privatvermögen. Trigema führte er als Firmenpatriarch, der mit teils cholerischen Zornesausbrüchen auf schlechte Nachrichten reagiert haben soll.
Und obwohl seine Frau sowie seine Tochter jahrelang im Unternehmen arbeiten, pflegt Wolfgang Grupp ein erzkonservatives Familienbild. "Die Männer sind zuständig für das Einkommen, die Mütter sind verantwortlich für die Kinder. Aber wenn heute Frauen die Jobs wollen und die Männer sollen den Haushalt machen, dann ist die Welt verkehrt geworden", erzählt der 81-jährige in einem Podcast.
Wolfgang Grupp mit seiner Familie. Künftig werden sein Sohn Wolfgang junior und seine Tochter Bonita Trigema leiten.
Sicherung der Arbeitsplätze als Leitmotiv
Legendär sind seine Auftritte in diversen Talkshows, zum Beispiel 2010 bei Maischberger: "Über Mindestlohn zu diskutieren ist eine Schande für uns Unternehmer. Denn ein Mitarbeiter, der bei mir volle Arbeitszeit leistet, der muss auch davon leben können", so Grupp in der Sendung.
Die Sicherung der Arbeitsplätze ist eine der großen Leitlinien Grupps. Seit seiner Übernahme 1969 gab es nach Unternehmensangaben nie Kurzarbeit und auch keine betriebsbedingten Kündigungen. Und alle Kinder von Trigema-Mitarbeitern haben einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz garantiert.
Die Tradition bleibt bestehen
Absolute Loyalität zur Firma und den Mitarbeitern - diesen Grundsatz sollen auch seine Kinder künftig an der Spitze des Unternehmens leben. Ganz zurückziehen wird sich Wolfgang Grupp allerdings nicht. Auch nach 54 Jahren bleibt er dem Unternehmen beratend treu.
Bei seinem Abschied aus dem operativen Geschäft blickt er nochmal guten Mutes in die Zukunft: "Geben wir die Hoffnung nicht auf, dass unsere Welt vielleicht wieder etwas normaler wird." Er selbst ist seinem Weltbild treu geblieben. Er übergibt die Firma an seine Familie, persönlich haftbar aber wird der Sohn.