Krise für beendet erklärt Vonovia will 3.000 neue Wohnungen bauen
Neubauten in Berlin, Wien und Salzburg: Deutschlands größter Immobilienkonzern hat die aktuelle Krise für beendet erklärt und will wieder wachsen. Insgesamt sieht Vonovia sogar Potenzial für 70.000 neue Wohnungen.
Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia schaltet nach zwei Jahren Sparkurs wieder auf Wachstum. 2025 will Vonovia sein zwei Jahre lang auf Eis gelegtes Neubauprogramm wiederaufnehmen, wie das börsennotierte Unternehmen bei der Vorlage der Neunmonatszahlen heute ankündigte. "Bis Ende 2025 werden wir mit Bauprojekten für 3.000 neue Wohnungen starten, beispielsweise in Berlin, Wien und Salzburg", hieß es.
Dabei will das Unternehmen die Baukosten deutlich drücken, indem etwa auf Tiefgaragen verzichtet und ein höherer Anteil der Häuser seriell gefertigt wird. Letzteres spare Zeit, Ressourcen und Kosten, fügte der Unternehmenschef hinzu. Insgesamt sollen die Kosten um etwa ein Fünftel reduziert werden.
Bauen soll leichter werden
Dabei könnte Vonovia auch von gesetzlichen Neuregelungen profitieren: Um Bauprojekte künftig weiter zu vereinfachen und günstiger zu machen, hat das Kabinett heute grünes Licht für einen Gesetzentwurf des FDP-geführten Justizministeriums mit Änderungen im Bauvertragsrecht gegeben. Nachdem die Baustandards in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter angestiegen waren, soll es mit der geplanten Novelle nun leichter werden, von Baustandards abzuweichen, die nur dem Komfort dienen und nicht der Sicherheit.
Das könnte beispielsweise die Anzahl von Steckdosen in bestimmten Räumen sein. Auch beim Schallschutz seien Abweichungen denkbar. Bei Bauprojekten sollen die Ausstattungsstandards künftig nur eingehalten werden müssen, wenn beide Vertragspartner sich ausdrücklich darauf verständigt haben. Ohne diese Vereinbarung kann es Abweichungen geben.
Auch der von der Regierung geplante Gebäudetyp E werde das Bauen in Deutschland weiter vereinfachen und beschleunigen, sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Insgesamt habe das Unternehmen in den Metropolregionen in Deutschland und Österreich ein Potenzial für 70.000 neue Wohnungen auf freien Grundstücken sowie durch Nachverdichtung und Aufstockung identifiziert.
Höhere Investitionen geplant
Neben den höheren Ausgaben für Neubauten soll auch das Budget für energetische Sanierungen und barrierearme Umbauten in den kommenden Jahren wieder steigen. Insgesamt plant der Immobilienkonzern 2025 Investitionen von rund 1,2 Milliarden Euro ein - nach rund 900 Millionen Euro im laufenden Jahr. Bis 2028 sollen die jährlichen Investitionen auf bis zu zwei Milliarden Euro steigen.
Möglich ist das auch, weil der Konzern aktuell von der hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten profitiert. Die Miete stieg in den ersten neun Monaten im Schnitt auf 7,94 Euro pro Quadratmeter - das waren 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete Ende September bei Vonovia 7,81 Euro pro Quadratmeter.
Unternehmenschef Buch äußerte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres. "Unser Kerngeschäft läuft hervorragend, nahezu alle unsere Wohnungen sind vermietet", sagte er. Die wichtigsten Unternehmenszahlen entwickelten sich wie erwartet und das Unternehmen werde alle seine Ziele für das laufende Jahr am oberen Ende der Erwartungen erreichen.
Bislang 2.400 neue Wohnungen 2024 fertiggestellt
Für 2025 und die folgenden Jahre blicke der Vorstand zuversichtlich nach vorn. Der bereinigte Vorsteuergewinn belief sich von Januar bis September auf 1,36 Milliarden Euro, vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Vonovia bewirtschaftet in Deutschland, Schweden und Österreich insgesamt knapp 542.000 eigene Wohnungen, davon 481.000 in Deutschland. 2023 und 2024 hatte Vonovia keine Neubauprojekte begonnen und dies mit der hohen Inflation und den gestiegenen Zinsen begründet. Begonnene Projekte wurden aber weitergeführt - so konnten nach Unternehmensangaben in den ersten neun Monaten dieses Jahres 2.400 Wohnungen fertiggestellt werden.