Mobilität E-Autos werden beliebter – nur nicht in Deutschland
Deutsche Hersteller konnten im vergangenen Jahr deutlich mehr E-Autos verkaufen - im Ausland, etwa in China. Experten fordern, die Branche müsse sich in Deutschland schneller wandeln.
Für die deutschen Autohersteller ist es zunächst eine gute Nachricht: Weltweit gesehen konnten sie im vergangenen Jahr die Verkäufe ihrer Elektrofahrzeuge um 47 Prozent steigern. Vor allem im wichtigen Absatzmarkt China laufen die Geschäfte gut. "Mit wettbewerbsfähigen Modellen, auch abseits des Premiummarktes, haben sie sich eindrucksvoll zurückgemeldet", sagt Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei der Beratungsfirma PWC.
Die Umstellung auf E-Mobilität ist politisch gewollt
Ab 2035 werden in der EU keine neuen Verbrenner-Fahrzeuge mehr zugelassen. Die Branche reagiert. Mercedes-Benz hat bereits mehrere vollelektrische Fahrzeuge im Angebot. Audi legt den Schalter im Lauf des Jahres 2026 um und bringt ab diesem Zeitpunkt nur noch E-Modelle für den Weltmarkt heraus. BMW will kein Datum für den Verbrenner-Ausstieg nennen, sondern flexibel auf die Marktentwicklungen reagieren. Der ADAC hat eine lange Liste vorgelegt, wie sich die Hersteller positionieren wollen.
Die Umstellung ist kein Selbstläufer
Für die Autobauer ist die Umstellung hin zu alternativen Antriebsarten mit großen Herausforderungen verbunden. E-Autos zu bauen bedeutet, die gesamten Produktionsabläufe in den Fabriken zu verändern. Mitarbeiter müssen umgeschult werden. Hochspezialisierte Ingenieure, die sich auf die Produktion von Dieselfahrzeugen oder Benzinern konzentriert haben, werden nicht mehr gebraucht. Der Einsatz von Software spielt eine größere Rolle als bisher. Und die Konkurrenz schläft nicht.
Vor Jahren hat Tesla die gesamte Branche aufgemischt. Jetzt holen die Chinesen auf, kommen mit eigenen, rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen auf den Markt.
China größter Exporteur
China hat im vergangenen Jahr Japan als größten Exporteur von Autos abgelöst. Die japanischen Ausfuhren beliefen sich auf 4,42 Millionen Fahrzeuge, wie aus den aktuellen Zahlen des japanischen Herstellerverbandes hervorgeht. Die chinesischen Hersteller hatten zuvor 4,91 Millionen exportierte Autos gemeldet. Das mag damit zusammenhängen, dass Toyota und andere japanische Hersteller lange auf die Hybrid-Technologie gesetzt haben. In China hatte E-Mobilität von Anfang an Priorität. Aber das ist es nicht allein. Chinesische Hersteller bieten eine breite Produktpalette an, auch günstigere Modelle. Das Konzept scheint zu funktionieren.
"Bei den Fahrzeugklassen bis 50.000 Euro, also bei der Mittelklasse und bei der Kleinwagenklasse, da werden die Chinesen einen ordentlichen Marktanteil erobern," glaubt Autoexperte Jürgen Pieper. "Da werden sie den Europäern und den Deutschen auch richtig zu schaffen machen in den nächsten ein, zwei Jahren."
Deutsche Hersteller haben Trends verschlafen
Der jahrelange Erfolg bei den hochwertigen, leistungsstarken Autos hat die deutschen Hersteller ein bisschen träge gemacht, findet Jürgen Pieper. Man habe lange Zeit geglaubt, dass man im gewohnten Fahrwasser weiterfahren könne und hat zu langsam auf ein Tesla und auch auf die Chinesen reagiert. "Da müssen noch viele Umdenkungsprozesse erfolgen." Die Branche muss vor allem schneller reagieren.
Dass Subventionen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gestrichen worden sind, hat den Absatz solcher Fahrzeuge zuletzt deutlich einbrechen lassen, auch hier in Deutschland. Für Jürgen Pieper ist das wenig verwunderlich. "Dann sagt der deutsche Käufer, was soll's. Warum soll ich 5.000 oder 10.000 Euro mehr für ein deutsches Auto ausgeben. Das will ich nicht mehr. Ich glaube, diese Gefahr hat man zwar erkannt, aber die geänderte Strategie sehe ich noch nicht."