Die DAX-Tafel an der Frankfurter Börse

Erwartungen an den Märkten Wie Anlageprofis auf das kommende Jahr blicken

Stand: 30.12.2024 12:20 Uhr

Was erwarten Banken, Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften für das neue Jahr? Was kommt 2025 auf die Finanzmärkte zu?

Von Claudia Wehrle, ARD-Finanzredaktion

In einem sind sich die meisten Chefvolkswirte der großen privaten Banken hier in Deutschland einig: "2025 wird wohl ein ziemlich rauer Wind wehen", vermuten sie. Und das hat viel mit den Akteuren auf der großen politischen Bühne zu tun. Eine wichtige Figur auf dem Laufsteg wird Donald Trump sein. Sobald er als Präsident zurück ins Weiße Haus zieht, will er Amerika nach seinen Vorstellungen verändern. "America first" lautet seine Devise. Und dieses Versprechen kommt zumindest bei vielen Amerikanern gut an.

Auf dem Catwalk werden auch alte Bekannte auftreten. Xi Jingping etwa, der chinesische Staatspräsident. Auch er mit ehrgeizigen Ambitionen. Für Europa treten mehrere Staats- und Regierungschefs auf: Giorgia Meloni, Pedro Sánchez und Emmanuel Macron. "Es lebe Europa", ruft Macron den Zuschauern zu. Wer Deutschland vertreten wird, das muss sich erst noch zeigen.

Was es auf dem Laufsteg zu sehen gibt? Haute Couture - vielleicht. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Akteure robuste Arbeitskleidung anziehen müssen. Arbeitskleidung - das bedeutet: sich schützen. "Das bedeutet aber auch, die Ärmel hochkrempeln und die Herausforderungen anpacken", so Gertrud Traud, die Chefvolkswirtin der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen. "Und es gibt viel zu tun."

Strukturelle und politische Herausforderungen

Es gibt viel zu tun, weil sich die äußeren Rahmenbedingungen ändern, weil die weltweiten Handelsbeziehungen neu sortiert werden und weil es neue Technologien gibt, die die Organisationen in den Betrieben und die Art und Weise, wie produziert wird, völlig auf den Kopf stellen.

Strukturelle Herausforderungen kommen noch hinzu. Da sind die hohen Energiepreise, die überbordende Bürokratie und dann der Fachkräftemangel, der schon jetzt in vielen Bereichen zu großen Problemen führt. "Auf diese Herausforderungen müssen sich Unternehmen einstellen, auch wenn es schwerfällt", findet Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der DekaBank. "Und da sind wir immer noch im Erkenntnisprozess drin. Eigentlich müssten wir schon längst in der Therapie sein."

Sich unterkriegen lassen? "Nein", sagt Gertrud Traud. Wenn etwa Donald Trump auftrumpft, "wenn er die ganz große Show auf dem Catwalk macht, da kann man sagen: 'Ich hab da eine andere Idee. Wie wäre es mit einem Deal, von dem du auch etwas hast und nicht nur eine Seite gewinnt?'"

"Potenziale müssen gehoben werden"

Für 2025 will sich Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. "Wir werden ein geringes Wirtschaftswachstum haben", glaubt er. "Selbst wenn wir eine Bundesregierung bekämen, die sich einig ist, die eine Wirtschaftspolitik aus einem Guss macht: Selbst dann wird es noch dauern, bis sich das positiv niederschlägt. Also 2025 ist nicht viel drin beim Wirtschaftswachstum."

Krämer erwartet nur ein mageres Plus von 0,2 Prozent. Traud ist etwas optimistischer. Sie rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. Das ist zwar deutlich weniger als die Wachstumsprognose für die meisten anderen Euroländer, aber immerhin: Es ist ein leichtes Plus. Auch Ökonom Kater ist weit davon entfernt, Deutschland in irgendeiner Weise abzuschreiben. "Die Potenziale, die unzweifelhaft da sind in dieser Wirtschaft, die müssen eben gehoben werden. Und dazu bedarf es einer umfassenden Aufräumarbeiten bei den Standortbedingungen."

Und vielleicht kommt es ja gar nicht so schlimm, wie Ökonomen befürchten. Vielleicht zieht die Konjunktur hierzulande wieder an. Vielleicht tragen Bürokratieabbau und verstärkte Innovationen in den USA Früchte. Und davon könnten auch Unternehmen hierzulande profitieren. Auch das wäre möglich.