Noch nicht auf Vor-Corona-Niveau Bier verkauft sich schlechter
Ausgerechnet in Deutschland, dem Land des Reinheitsgebots, sinkt der Bierabsatz. Das macht der Brauereibranche zunehmend zu schaffen. Sie versucht, mit Kreativität gegenzusteuern.
Die Wetterkapriolen machen auch den Bierbrauern zu schaffen - die Hopfenernte fiel in diesem Jahr mäßig aus: Mal war es zu trocken, mal zu nass. Dabei sind die Zeiten für die Brauer ohnehin schwierig: Denn die Deutschen trinken immer weniger Bier: deutlich unter 100 Liter pro Jahr. Vor 30 Jahren waren es noch rund 130 Liter.
Schwer waren die Corona-Jahre, wie Nina Göllinger, Pressesprecherin des Deutschen Brauer-Bundes, erklärt. "Insgesamt muss man sagen, dass die Branche noch immer unter den herben Verlusten in der Corona-Krise leidet, denn damals war das Fassbier über Monate unverkäuflich", so Göllinger.
Ihrer Einschätzung nach werde es noch Jahre dauern, bis die Branche auf eine Erholung hoffen könne. "Auf der anderen Seite ist aber auch festzustellen, dass sich die Branche in den letzten drei Jahren als äußerst widerstandsfähig erwiesen hat." Viele Unternehmen hätten sich trotz der Krisen erfolgreich auf dem Markt behaupten können, sagt die Verbandssprecherin.
Alkoholfreies und Craftbiere im Trend
Das liegt auch daran, dass es weltweit wieder ein bisschen nach oben geht. Insgesamt liegt die Bierproduktion aber immer noch knapp unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019. Der Bierkonsum hat auch unter einem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein vor allem in der deutschen Bevölkerung gelitten, aber es gibt eine Kompensation, die im Trend liegt. "Bei uns liegt der Marktanteil der Alkoholfreien im Moment bei sieben Prozent", freut sich Göllinger über die starken Zuwachsraten in dem Segment. "Wir rechnen damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird."
Nein, Hopfen und Malz sind längst nicht verloren, denn es gibt noch einen anderen Trend: Craftbiere. Craft steht für Handwerk. Craftbier-Brauer haben sogar eine eigene Interessenvertretung, den Verband der deutschen Kreativbrauer. Ihr Sprecher ist Norbert Krines. Er sagt, es sei Handwerk, aber das sei bei den großen Brauereien ja genauso. "Deswegen sprechen wir eher von kreativen Bieren, und kreativ ist ein Bier dann, wenn es zum Beispiel ungewöhnliche Bierstile sind, Bierstile, die wir aus dem Ausland übernehmen, aus anderen Aromahopfen oder auch mit Früchten, mit Kräutern."
Kein Image-, aber Absatzproblem
Der Deutsche Brauer-Bund hat nichts gegen die kleine, aber feine Szene der kreativen Kollegen. "Auch wenn die speziell ausgewiesenen Craftbiere noch keinen nennenswerten Anteil an der Gesamtbier-Produktion in Deutschland haben, trägt die Szene maßgeblich dazu bei, dass in der Öffentlichkeit wieder mehr über die Bandbreite der deutschen Biere und auch über die Kunst des Bierbrauens gesprochen wird", lobt Verbandssprecherin Göllinger.
Die Braukunst hat wohl kein Imageproblem, aber die Brauereien haben Absatzprobleme. Das belegen auch die Zahlen von Heineken. Der weltweit zweitgrößte Brauereikonzern senkt seine Gewinnprognose für 2023. Der Betriebsgewinn ist um fast neun Prozent gesunken. Zahlen schlecht - Ausblick schlecht: Heineken ist an der Börse notiert, die Aktie verlor im frühen Handel fast sieben Prozent an Wert.