Eine Person geht an einem Plakat im Schaufenster eines Geschäfts vorbei, das auf den „Black Friday“-Tag hinweist.

Black-Friday-Angebote Schnäppchen oder Abzocke?

Stand: 29.11.2024 13:20 Uhr

Zahlreiche Anbieter rufen zum "Black Friday" zur Jagd auf Schnäppchen. Dabei ist Vorsicht geboten, damit sich das vermeintliche Schnäppchen nicht als Abzocke entpuppt. Ein Überblick und Tipps fürs Shoppen.

Liste erstellen als Schutz vor Spontankäufen

Bevor Shoppingfans vermeintlich extrem günstige Produkte kaufen, sollten sie sich überlegen: Was brauche ich wirklich? Und wie viel Geld bin ich bereit, dafür auszugeben? Helfen können dabei entsprechende Wunschlisten.

Angebote hinterfragen

Viele Händler werben zwar mit hohen Prozenten - sie berechnen den Rabatt aber auf die ursprüngliche Unverbindliche Preisempfehlung (UVP) der Hersteller. Dabei handelt es sich um freie Empfehlungen, die viele Händler auch sonst unterbieten. Eine beliebte Masche ist laut Verbraucherschützern auch, kurz vor den Rabatttagen die Preise anzuheben, um sie dann wieder zu senken. Außerdem werden oft Ladenhüter oder Auslaufmodelle zu Schnäppchenpreisen angeboten.

Florian Kriegel vom Preisvergleichsportal idealo wertet seit Jahren aus, wie sich die Preise von rund 10.000 Artikeln rund um den "Black Friday" entwickeln. Das Ergebnis: Der Tag selbst bietet keine Schnäppchen-Garantie mehr. "66 Prozent der Artikel sind am 'Black Friday' billiger als im Oktober. Aber über die Hälfte der untersuchten Produkte sind bereits an einem anderen Tag im November am günstigsten", sagt der Experte dem WDR. Der "Black Friday" habe sich bereits längst auf den ganzen Monat ausgedehnt.

Zudem sei die Ersparnis meistens kleiner als erwartet, so Kriegel. "Nur jedes zehnte Produkt hat eine Ersparnis von 20 Prozent oder mehr." Wenn man sich den Durchschnittsrabatt über alle untersuchten Produkte mal genauer anschaue, liege er nur bei ungefähr sechs Prozent. Laut Kriegel schwankt der Rabatt je nach Kategorie. Als Faustregel gelte: Bei neuen Smartphones und Tablets ist die Ersparnis meist kleiner (um die zwei bis vier Prozent). Mehr drin sei oft bei Fernsehern, Lautsprechern, Kosmetik und Mode mit bis zu 16 Prozent, meint der Fachmann.

Preise vergleichen

Um Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, müssen Anbieter seit 2022 bei ihrer Werbung mit Preisermäßigungen den jeweils günstigsten Preis der vorherigen 30 Tage nennen - egal ob online oder stationär. Nach Angaben des br zeigt sich jedoch in Stichproben, dass sich noch immer nicht alle Händler an die neue Preisangabenverordnung halten. Bei Waren, die nach Gewicht oder Volumen abgefüllt werden, müssen sie darüber hinaus die Kilogramm- oder Literpreise anzeigen. So soll der Preisvergleich einfacher werden.

Was der Artikel zuletzt im Handel gekostet hat, können Kundinnen und Kunden leicht herausfinden: Praktisch alle Vergleichsportale bieten dafür kostenlos Preisverlaufskurven, wo sich der reale Marktpreis der vergangenen Monate einfach nachschauen lässt. Manchmal sorgt das für Überraschungen: "Wir konnten feststellen, dass sich jedes dritte Angebot nicht rentierte", sagt Daniela Berg vom Vergleichsportal guenstiger.de gegenüber dem WDR. Das heißt, der Preis sei im Vergleich zum Vormonat entweder stabil geblieben oder man müsse draufzahlen.

Warnung vor Fake-Shops

Kundinnen und Kunden sollten vor allem Onlineshops gut prüfen. Fake-Shops, die gar nicht existieren oder minderwertige Ware verschicken, seien noch immer ein großes Problem, warnen die Verbraucherzentralen. Unter www.verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder kann ein Anbieter kostenlos geprüft werden.

Aktuell warnt die Verbraucherzentrale Hamburg insbesondere vor falschen Anbietern von alkoholischen Getränken: Webseiten wie alltimesupermarket.com, thebottleclubs.shop, biovinos.shop, evas-getraenkemarkt.com oder angelikas-leckerlies.com geben danach vor, hochwertige alkoholische Getränke zu besonders günstigen Preisen zu verkaufen. Kundinnen und Kunden liefen jedoch Gefahr, am Ende ohne Ware dazustehen. Gezahltes Geld sehen sie offenbar nicht wieder. 

Ein gutes Zeichen für vertrauenswürdige Anbieter ist ein funktionierendes Trusted-Shops-Siegel, das beim Draufklicken ein Fenster mit dem Zertifikat öffnet. Damit können Verbraucher auch die Internetadresse abgleichen - denn manchmal bauen Betrüger Klone vertrauenswürdiger Internetshops, die sich nur in einem Buchstaben der URL-Zeile vom Original unterscheiden.

Auch das Kleingedruckte wie Impressum, Datenschutzerklärung und Widerrufsbelehrung kann Hinweise auf Fake-Websites enthalten. Vor allem bei Saisonartikeln ist laut Verbraucherzentrale Hamburg Vorsicht geboten.

Gutscheine

Auf Gutscheinportalen tauchen manchmal Gutscheine auf, mit denen der Einkauf noch günstiger wird. Diese sind allerdings manchmal an Bedingungen wie die Anmeldung bei einem Newsletter gebunden - und in einigen Fällen mit anderen Rabattaktionen nicht kombinierbar.

Lieferzeiten und Versandkosten

Am Ende des Bestellvorgangs lauert häufig eine böse Überraschung: hohe Versandkosten. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten verschiedene Versandoptionen ausprobieren - vielleicht ist die Lieferung in die Filiale um die Ecke kostenlos - und auch auf die Lieferdauer achten. So manches vergriffene Produkt kann erst in zwei bis drei Monaten kommen, wenn die Preise vielleicht noch stärker gefallen sind.

Sichere Bezahlmethoden

Zahlungen sollten nur auf sicheren Webseiten getätigt werden, deren URL mit dem Kürzel "https" und dem Vorhängeschloss-Symbol beginnt. Zahlungsdaten sollten zudem nicht gespeichert werden - auch wenn sie dann jedes Mal neu eingegeben werden müssen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten außerdem nicht auf Vorkasse bestellen, denn bei Problemen ist das Geld im schlimmsten Fall weg. Sicherer sind Lastschrift, Kreditkarte und PayPal, bei denen Abbuchungen zurückgeholt werden können. Seriöse Shops verlangen dafür auch keine hohen Gebühren.

Widerrufsrecht

Wer online bestellt, hat 14 Tage Zeit, seine Bestellung zu widerrufen. Allerdings sollten Verbraucherinnen und Verbraucher im Kopf behalten, dass sie manchmal für die Rücksendekosten aufkommen müssen. Bis zu zwei Jahre nach dem Kauf haben sie außerdem die Möglichkeit, ein Produkt reparieren oder austauschen zu lassen. In manchen Fällen können sie sogar den Kaufpreis zurückbekommen.

Ruhe bewahren - das nächste Angebot kommt bestimmt

Mit Einblendungen wie "Nur noch wenige verfügbar" oder "Diesen Artikel schauen sich derzeit 20 Personen an" versuchen die Händler Druck zu machen. Wer von den vielen ablaufenden Uhren und "Nur solange der Vorrat reicht"-Hinweisen ganz nervös wird, sollte immer eins im Hinterkopf behalten: Rabattaktionen sind im Netz keine Seltenheit. Wer etwas Geduld mitbringt und regelmäßig Preise vergleicht, findet auch nach dem "Black Friday" günstige Gelegenheiten, an das Wunschprodukt zu kommen. Bei Vergleichsseiten kann auch ein Preisalarm eingestellt werden: Sobald ein Angebot unter der eingestellten Grenze liegt, bekommen Interessierte eine E-Mail.

Grundsätzliche Kritik

Die Kritik an Rabatttagen ist grundsätzlich groß. Die Arbeitsbedingungen bei den Onlinehändlern seien schwierig, es gebe gesundheitliche Folgen für die Auslieferer, die immer mehr Pakete schleppen müssen und unnötige Neukäufe belasteten die Umwelt. "Jeder unnötige Kauf, auf den wir bewusst verzichten, schont gleichzeitig das Klima und den Geldbeutel", mahnt etwa das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland.

Dazu kommt ein gewisser Zwang der Händler, am "Black Friday" mitzumachen. Denn die Konkurrenz ist hart, und es geht um viel: Für 5,9 Milliarden Euro kaufen die Kunden diesmal rund um "Black Friday" ein, schätzt der Handelsverband. Das können die Händler nicht ignorieren. Sie müssen die Rabattschlacht quasi mitmachen, ob sie wollen oder nicht, betont Michael Schleusener, Preis- und Marketingfachmann an der Hochschule Niederrhein: "Dieses Event ist so groß geworden und ausgerollt - das kennt jeder."

Mit Informationen von Jörg Marksteiner, WDR.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Das Erste im Mittagsmagazin am 29. November 2024 um 12:15 Uhr.