Ein Fahrgast hält ein Smartphone mit einem digitalen Deutschlandticket an einer U-Bahnstation in der Hand.

Erfolg des Deutschlandtickets Finanznot der Verkehrsbetriebe spitzt sich zu

Stand: 13.08.2024 12:01 Uhr

Die Zahl der Deutschlandticket-Nutzer ist laut einem Medienbericht auf 13 Millionen gestiegen. Dieser Verkaufserfolg verschärft jedoch die wirtschaftlichen Probleme der Verkehrsbetriebe.

Rund 13 Millionen Menschen haben im Juni ein Deutschlandticket besessen. Das berichtet das "Handelsblatt" und beruft sich dabei auf Zahlen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Das ist ein deutlicher Anstieg verglichen mit dem Vormonat. Anfang Mai lag die Zahl der Abos noch bei 11,2 Millionen.

Wie das "Handelsblatt" schreibt, lässt sich der Zuwachs zum einen durch das bundesweit einheitliche Deutschland-Semesterticket für monatlich 29,40 Euro erklären, das zum Sommersemester an vielen Universitäten eingeführt wurde.

Auch bei den Jobtickets gibt es laut VDV Zuwächse. Insgesamt sind demnach etwa eine Million Semestertickets, 1,8 Millionen Jobtickets und 10,2 Millionen sogenannte normale Deutschlandtickets verkauft worden. Rund 15 Millionen verkaufte Tickets seien ein realistisches Ziel für das laufende Jahr, hatte VDV-Präsident Ingo Wortmann gesagt.

Vor allem Bestandskunden nutzen Deutschlandticket

Allerdings dürfte der Erfolg des Deutschlandtickets auch die aktuellen Probleme des öffentlichen Nahverkehrs verschärfen. Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte sei gefährdet, heißt es vom VDV. Die strukturelle Unterfinanzierung der Branche sei durch das Deutschlandticket verfestigt worden.

Der Grund für die insgesamt sinkenden Einnahmen der Verkehrsbetriebe trotz des Erfolg des Deutschlandtickets: Es wird vor allem von Bestandskunden genutzt, die bislang teurere Fahrkarten-Angebote nutzten. Laut VDV waren 90 Prozent der Deutschlandticket-Besitzer schon vor der Einführung Nutzer der Verkehrsverbünde. Lediglich zehn Prozent seien tatsächlich neu hinzugekommen, sagte VDV-Geschäftsführer Alexander Möller dem "Handelsblatt".

Ausbauziele kaum erreichbar

Die wirtschaftliche Lage des VDV ist äußerst angespannt. Bereits anlässlich des ersten Geburtstags des Deutschlandtickets Ende April hatte Wortmann gewarnt, die Finanzierungssituation im ÖPNV spitze sich dramatisch zu. "Jeder Euro fließt momentan in den Erhalt des bestehenden Angebots, und selbst das genügt nicht, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen", so der Verbandspräsident damals. "Für Ausbau oder Modernisierung des Systems fehlen die Mittel. Wir waren im ÖPNV nie weiter weg von den im Zuge der Verkehrswende politisch vereinbarten Ausbauzielen als aktuell."

Eine Preiserhöhung steht an

Finanziert wird das Deutschlandticket jeweils zur Hälfte vom Bund und den Ländern. Vom Bund kamen 2023 insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Diesen Betrag will die Bundesregierung auch in diesem und im nächsten Jahr beisteuern.  

Vor diesem Hintergrund wird derzeit eine Preiserhöhung für das kommende Jahr diskutiert. Aktuell kostet das Deutschlandticket im Abo 49 Euro pro Monat. Das dürfte sich 2025 ändern. So lautet jedenfalls das Ergebnis einer Sondersitzung der Verkehrsminister im vergangenen Monat. "Die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder sind sich einig, dass es im Jahr 2025 eine Erhöhung des Ticketpreises geben wird", sagte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer.

Wie teuer das Ticket werden könnte, ist derzeit aber noch unklar. Im Herbst wollen die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister erneut beraten. Ziel dabei sei es, die "Attraktivität des Tickets" zu erhalten. "Wir werden alles dafür tun, dass diese Erhöhung so moderat wie möglich ausfällt", so Krischer.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 13. August 2024 um 10:00 Uhr im Deutschlandfunk.