Trüffeldöner mit Ayran.

Street Food wird Spitzengericht Edel-Döner zwischen Spargel und Trüffel

Stand: 02.06.2024 15:43 Uhr

Der Döner Kebab gilt eigentlich als Fast Food von der Straße. Doch das Fleisch vom Drehspieß hat sich weiterentwickelt. Garniert mit Trüffel oder Spargel erobert das deutsch-türkische Erfolgsprodukt die Gastroszene.

Gegrilltes Rindfleisch, Feldsalat, Ingwer-Erdbeermarmelade, Bärlauch-Mayo - und dann mit Spargel mit Sauce Hollandaise. Mit einer Zutat nach der anderen belegt Deniz Buchholz in seinem schicken Schnellrestaurant in Berlin-Mitte diesen ganz besonderen Döner. Hier trifft urbanes Fastfood auf Brandenburgische Traditionsküche. Die Idee dafür habe sein Chefkoch gehabt: "Wir wollen hier den Kebap zeitgemäß präsentieren und servieren. Wir versuchen, die kulinarischen Einflüsse der Weltstadt Berlin zusammenzubringen."

Und das scheint dem Deutschtürken und seinem Team im "Kebap with Attitude" zu gelingen. Eine junge Kundin probiert den Spargel-Döner zum ersten Mal und ist begeistert: "Ich mag beides gerne: Spargel und Döner. Vorher dachte ich, das geht nicht zusammen. Aber ich fand es echt sehr lecker." Die deutsch-türkische Fusion Kitchen hat ihren Preis: 14,90 Euro kostet der Döner "Beelitzer Art".

In einer Küche wird ein Spargeldöner zubereitet.

"Kebap with Attidude", der Name ist Programm - wenn der Döner neu interpretiert wird...

Fast Food auf der großen Bühne

Nicht bei allen komme die neue Döner-Sorte gleich gut an, berichtet Gastronom Buchholz. Manche Spargel-Puristen seien skeptisch. Und auch nicht jeder Döner-Fan sei begeistert. Die anfängliche Zurückhaltung könne er durchaus verstehen: "Das ist auch ein bisschen die Idee hinter solchen Kreationen: zu polarisieren, zu provozieren. Aber am Ende geht es ja um den Geschmack. Und wenn der gut ankommt, sind uns keine Grenzen gesetzt."

Tatsächlich scheint der Döner Kebap sich derzeit in neue Bereiche der Gastronomie vorzutasten. Und als Symbol der deutsch-türkischen Beziehungen auch politisch präsentiert zu werden. Bei seinem Staatsbesuch in der Türkei nahm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kürzlich einen Berliner Dönerspieß mit - und schnitt für die Kameras das Fleisch. Einerseits wurde das Gastgeschenk teils heftig als altbackenes Stereotyp türkischer Migration in die Bundesrepublik kritisiert. Andererseits zeigt die Aktion auch: Der Drehspieß ist längst auf der großen Bühne von Politik und Gesellschaft angekommen.

Trüffel statt tropfender Knoblauchsoße

Auch eine der feinsten Adressen Berlins hat das Fleisch im Fladenbrot erreicht. Das Hotel Adlon Kempinski bietet in seiner Lobby-Bar seine ganz eigene Version eines Edel-Döners an. Neben Filet vom Kalbsrücken, Rotkraut, Tomate und Petersilie findet sich darin frisch gehobelter Trüffel aus Italien. Laut Chefkoch Rico Kägebein ergänzen sich die Komponenten gut: "Trüffel hat einen recht dominanten Geschmack, aber der passt perfekt zum Kalbsfleisch. Das ist Berliner Street Food nach Adlon-Standard."

Serviert wird der Luxus-Döner als lokale Spezialität auf einem Teller für stolze 37 Euro. Mittlerweile sei es eines der meistverkauften Gerichte in der Adlon-Lobby, vor allem bei der Laufkundschaft. Viele Gäste kämen extra für den Trüffel-Döner, um einmal im Adlon etwas Besonderes zu essen. Videos in den sozialen Medien hätten zur Popularität des Edelpilz-Döners beigetragen.

Spargeldöner im Kebap.

Gegrilltes Rindfleisch, Feldsalat und neben vielen weiteren Zutaten: Spargel mit Sauce Hollandaise.

Wirtschaftsfaktor Döner Kebap

Kreativität habe es bei der Herstellung von Döner schon immer gegeben, berichtet Gürsel Ülber, Vorstandsvorsitzender des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa (ATDID). Der Drehspieß sei in der Türkei geboren worden, von Gastarbeitern nach Deutschland gebracht und dort gewachsen. Je nach Geschmacksrichtung und regionalen Gegebenheiten habe sich das Gericht über die Zeit entwickelt, Zutaten seien angepasst oder verändert worden. "Es gibt Döner mit Rindfleisch, Schafsfleisch oder Hähnchen mit unterschiedlichen Soßen. Es gibt vegane Varianten und sogar einen bayerischen Leberkäs-Döner."

Sorgen, der Kebap könnte durch neue Varianten sein traditionelles Image verlieren, hat Ülber nicht. Die Trüffel-Version etwa könne das Gericht auch in Kreisen populär machen, die sonst eher selten zu Fastfood greifen. Außerdem werde sich der Döner durch neue Trends und Einflüsse weiterentwickeln, schätzt der Gastronomie-Experte: "Jede Generation hat ihren eigenen Geschmack. Ich bin gespannt, welche Döner-Kreationen in den nächsten Jahren entstehen werden."

Auch dass die zuletzt enorm gestiegenen Dönerpreise dem Absatz schaden, glaubt der Verband nicht. Derzeit erziele die Döner-Branche in Deutschland einen Jahresumsatz von ca. 2,4 Milliarden Euro - Tendenz steigend.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 21. Mai 2024 ab 05:30 Uhr.