Betrug im Internet Fake Shops breiten sich aus
Die Läden sind geschlossen, also kaufen viele Menschen im Internet ein. Das ruft Betrüger auf den Plan. Die Beschwerden über fingierte Einkaufswebseiten haben stark zugenommen.
Albrecht Schneider ist ein sorgfältiger Mensch. Gewissenhaft sucht der ehemalige Arzt im Internet nach einer Tischkreissäge, um seine Hobbywerkstatt komplett zu machen. Er recherchiert tagelang, vergleicht akribisch Modelle und Preise, findet schließlich die perfekte Säge - und wird vielleicht ein klein wenig unvorsichtig. "Ich hatte lange genug im Internet rumgeguckt", so Schneider, "und dann stand auch noch ein Termin an, so dass ich mich selber zeitlich unter Druck gesetzt habe. Da hat die Vorsicht dann nachgelassen. Aber es war auch so, dass diese Homepage sehr professionell aufgebaut ist."
Die Fassade vermittelt Seriosität
Professionell, so wie die meisten Fake Shops im Internet. Fast alle sind versehen mit Impressum, Umsatzsteuernummer, Allgemeinen Geschäftsbedingungen - auf den ersten Blick sind sie nicht als Betrugsfirmen zu erkennen. Die Verbraucherzentrale zählt auf ihrer Homepage auf, worauf man vor jedem Internet-Kauf achten sollte. Unter anderem auch darauf, ob der Preis auffallend günstig ist. Albrecht Schneider wähnt sich sicher, denn die angebotene Tischkreissäge ist im Preis zwar reduziert, aber nicht übermäßig billig. Er bestellt, zahlt mit Kreditkarte, erhält eine Bestellbestätigung.
Aber ein paar Tage später wird er misstrauisch. Es fehlt eine Versandbestätigung. Er sucht erneut nach dem Onlineshop, stößt dieses Mal auf Warnhinweise. Den Händler gibt es offensichtlich gar nicht. Albrecht Schneider ist auf einen Fake Shop hereingefallen. Und er ist damit nicht alleine. "Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist ein deutlicher Anstieg bei den Beschwerden zu Fake Shops in den Verbraucherzentralen zu verzeichnen", so Carola Elbrecht vom Team Digitales und Medien beim Bundesverband Verbraucherzentralen. Mehr als 1100 Beschwerden über falsche Internethändler gingen hier im vergangenen Jahr ein.
Die Beschwerden häufen sich
Immer mehr Kunden wenden sich hilfesuchend an die Berater, weil sie auf falsche Shops im Internet hereingefallen sind. Denn seit Corona und den Lockdowns hat sich ein Großteil des Konsums ins Internet verlagert - und die Fake-Shops gedeihen prächtig. Auch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg beobachtet diese Entwicklung und rät zur Vorsicht.
"Die einfachste Möglichkeit für die Menschen ist natürlich, den Shop, wo sie einkaufen wollen, mal in eine Suchmaschine einzugeben, um dadurch festzustellen: Wie ist das Verhalten? Und wie sind die Erfahrungen anderer Nutzer? Vielleicht haben die ja schon einen Fake Shop identifiziert oder detektiert?", rät Oliver Hoffmann vom LKA in Stuttgart.
Auf gewohntem Weg direkt in den Fake Shop?
Das hätte auch Martina Einloft vor finanziellen Verlusten retten können. Im Dezember bestellt sie einen Backofen im Internet, zahlt nicht mit Kreditkarte, sondern via Vorkasse. Alles wirkt seriös: "Wir sind ja auf diese Seite gekommen durch ein Portal, was man kennt, ein Vergleichsportal. Und da haben wir uns überhaupt nicht gedacht, dass das ein Fake Shop sein könnte, absolut nicht."
Sie überweist knapp 260 Euro vorab. Als sie keine Bestätigung bekommt, versucht sie den Shop anzurufen. Die Nummer existiert nicht. Sie stellt online Strafanzeige. Die Polizei fasst zumindest einen mutmaßlichen Mittelsmann, der das erbeutete Geld ins Ausland weiterleitet. Ob sie etwas zurückbekommt, ist fraglich, denn per Vorkasse überwiesenes Geld ist nur schwer zurückzufordern.
Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn als Zahlungsmittel ausschließlich Vorkasse angeboten wird.
Bei Vorkasse ist das Geld meistens weg
Genau darauf setzen Fake Shops - auch wenn sie vordergründig auch andere, seriöse Bezahlmethoden anbieten. "Wenn es dann aber um die Bezahlung, also ums faktische Bezahlen geht, funktionieren diese Methoden auf einmal nicht mehr, sind nicht mehr verfügbar. Und am Ende des Tages wird eine Vorkasse verlangt", so LKA-Experte Hoffmann. Bei Vorkasse und erst recht bei ausländischen Konten sollten also alle Alarmglocken schrillen.
Albrecht Schneider hat gerade noch Glück gehabt: Da er damals bei seinem Sägenkauf im Fake Shop mit Karte bezahlt hatte, bekam er sein Geld über die Kreditkartenfirma zurück. Nur die neue Tischkreissäge hat er noch nicht. Aber die kann vielleicht auch noch eine Weile warten, bis der Lockdown vorbei ist und die Geschäfte wieder geöffnet haben.