Hohe Preise der Fahrschulen Luxusgut Führerschein
Der Führerschein wird immer teurer. Kosten von 3.500 Euro und mehr sind längst keine Seltenheit mehr. Und das liegt nicht nur an der Inflation und den gestiegenen Spritpreisen.
Wenn in der Fahrschule von Detlef Mühlast im saarländischen Rehlingen das Telefon klingelt, dann sind inzwischen oft Eltern von Fahrschülern am Apparat. Sie wollen wissen, wann denn endlich die Prüfung komme nach all den Fahrstunden.
Dass Fahrschüler heute länger bis zur Prüfung brauchen als früher, sei nicht nur ein Gefühl der Eltern, bestätigt Mühlast. 40 bis 50 Fahrstunden seien inzwischen ein üblicher Wert. Einige bräuchten sogar noch mehr.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Zwölf Sonderfahrten sind Pflicht, davon fünf Überlandfahrten, vier Autobahnfahrten und drei Fahrten bei Dunkelheit. Wie viele Praxisstunden darüber hinaus notwendig sind, hängt vom Können des Fahrschülers ab.
Auf dem Land brauchen Fahrschüler laut einer Umfrage des ADAC tendenziell etwas weniger Fahrstunden als in der Stadt. Das liege vor allem daran, dass der Verkehr auf dem Land angenehmer sei, erklärt Mühlast. "Da gibt es nicht so viele Kreuzungen, nicht so viele Fußgänger oder Radfahrer." Insgesamt habe der Verkehr zugenommen - und damit auch die Belastung für die Fahrschüler.
Größter Kostenfaktor: Fahrstunden
Da die Fahrstunden der größte Kostenfaktor sind, kommen so immer öfter hohe Summen zustande. Zwischen 3.000 und 3.500 Euro müsse man im Saarland inzwischen rechnen, so Mühlast, der auch Vorsitzender des saarländischen Landesverbandes der Fahrlehrer ist. In anderen Bundesländern sei es ähnlich.
Das bestätigt auch eine Umfrage des ADAC. Danach haben 46 Prozent derjenigen, die im vergangenen halben Jahr ihre Fahrerlaubnis erhalten haben, dafür zwischen 2.500 und 3.500 Euro gezahlt. Bei 22 Prozent waren es sogar bis zu 4.500 Euro. Der Anteil dieser hohen Summen hat in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich zugenommen.
Viele zum ersten Mal hinterm Steuer
Die Fahrschulen hätten die Preise erhöhen müssen, schließlich sei alles teurer geworden, sagt Mühlast. Doch der starke Anstieg der Kosten habe noch einen anderen Grund. Früher sei es üblich gewesen, dass Eltern vor der ersten Fahrstunde mit den Kindern üben. Heute sei das nicht mehr so. "Manchmal kommt jemand in der neunten Fahrstunde und fragt, wo man den Sitz verstellt."
Tim Malsac ist Fahrlehrer in der dritten Generation. Auch er beobachtet, dass das Vorwissen seiner Fahrschüler abnimmt. Viele säßen in der Fahrschule das erste Mal hinterm Steuer. "Ich empfehle meinen Leuten immer, vor der ersten Fahrt mal auf den Übungsplatz zu fahren", sagt Malsac. "Dann klappt das mit den Fahrstunden von Anfang an besser."
Weniger Interesse am Führerschein?
Dass bei den Fahrschülern weniger Wissen vorhanden sei, liege auch daran, dass das Interesse der jungen Menschen am Führerschein zurückgehe. "Früher warst du stolz, und jeder musste mit 18 den Führerschein haben", erinnert sich Mühlast. Heute seien die Prioritäten andere. Viele seiner Schüler gingen aufs Gymnasium und seien danach noch in einem Verein engagiert. "Da ist der Tag ausgebucht."
Weniger Kundschaft habe er dadurch aber nicht. Die Nachfrage sei weiterhin da, teilweise auch auf Drängen der Eltern. Denn noch immer sei der Führerschein wichtig für die Arbeitswelt.
Hohe Durchfallquote
Auch die Prüfungsgebühren können den Preis für den Führerschein in die Höhe treiben. Denn wer durchfällt, muss diese erneut zahlen. Bundesweit lag die Durchfallquote im Jahr 2022 bei rund 45 Prozent. Das hat eine Auswertung der Allianz Direct der Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes ergeben.
Die Tendenz sei auch hier steigend, sagt Fahrlehrer Malsac. Es komme immer öfter vor, dass Fahrschüler sogar mehrfach durch die Prüfung fallen. So könnten schnell nochmal einige Hundert Euro dazukommen. Auch hier gilt also: Wer vorher übt, kann unter Umständen sparen.