Vorbote der Inflation Großhandelspreise fallen stark
Die Preise im deutschen Großhandel sind zum zweiten Mal in Folge gefallen. Damit könnte auch die Inflation weiter nachlassen, denn der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden.
Die deutschen Großhandelspreise sind im Mai wegen günstigerer Energie erneut gesunken. Sie gingen um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juli 2020, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte.
Im April hatte es bereits ein Minus von 0,5 Prozent gegeben - dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat seit Dezember 2020. Auch im Vergleich zum Vormonat sanken die Preise im deutschen Großhandel: Von April auf Mai betrug der Rückgang 1,1 Prozent.
Stark gesunkene Preise für Mineralölerzeugnisse
Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die im Mai 22,7 Prozent billiger waren als ein Jahr zuvor. Die Rohstoffpreise waren vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen.
Dagegen stiegen im vergangenen Monat die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln um mehr als 20 Prozent, die Preise für Baustoffe und Bauelemente aus mineralischen Stoffen um 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Höhepunkt der Inflation wohl überschritten
Mit dem sinkenden Preisdruck im Großhandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. Denn Preisveränderungen im Großhandel, der als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden gilt, kommen in der Regel mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an.
Die Inflationsrate lag im Mai mit 6,1 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Viele Ökonomen halten den Höhepunkt bei der Inflation inzwischen für überschritten. "Allerdings dürfte insbesondere aufgrund der hohen Inflation zum Jahresbeginn die Teuerung im Gesamtjahr 2023 noch bei mehr als fünf Prozent liegen" sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Für 2024 sei eine Inflationsrate von weniger als 2,5 Prozent zu erwarten.