Pläne von Netflix Passwort-Teilen wird kostenpflichtig
Netflix will härter gegen das kostenlose Teilen von Passwörtern vorgehen. Der US-Streamingdienst will Geld dafür verlangen, wenn Freunde oder Bekannte von Abonnenten mitschauen. Bislang gilt das erst in einigen Ländern.
Der amerikanische Streamingdienst Netflix will nach einem verhaltenen Jahresauftakt entschiedener gegen Trittbrettfahrer vorgehen. In diesem Vierteljahr solle die Offensive gegen das Teilen von Passwörtern Fahrt aufnehmen, kündigte das Unternehmen an.
Netflix geht davon aus, dass rund 100 Millionen Haushalte den Dienst mit Login-Daten anderer Menschen nutzen, ohne selbst dafür zu bezahlen. Künftig soll auch fürs Teilen bezahlt werden. Zudem beendet Netflix ein Relikt vergangener Zeiten, mit dem die Geschichte der Firma vor 25 Jahren begann: den DVD-Verleih.
Der Ausblick auf das laufende Vierteljahr fiel durchwachsen aus. Bei Anlegern kam der Geschäftsbericht zunächst nicht gut an. Die Aktie geriet nachbörslich zeitweise mit über zehn Prozent ins Minus. Allerdings erholte sich der Kurs relativ schnell wieder weitgehend.
Unterkonto kostet in Spanien 5,99 Euro
Erst im zweiten Halbjahr rechnet Netflix - auch dank des Vorgehens gegen das Passwort-Teilen - mit einem Aufschwung. Als Beispiel nennt Netflix Kanada, in dem das kostenpflichtige Teilen von Passwörtern bereits eingeführt wurde. Dort sei die Zahl der Mitglieder, die für ihr Abonnement bezahlen, mittlerweile höher als noch vor Einführung des "Paid Sharings".
Aufgrund einiger "Verbesserungsmöglichkeiten" verzögere sich die Einführung anderswo, sie soll aber im laufenden Quartal kommen. Im Februar hatte der Streamingdienst das kostenpflichtige Teilen von Passwörtern in Kanada, Neuseeland, Portugal und Spanien eingeführt. Dort können maximal zwei sogenannter Unterkonten erstellt werden. In Portugal liegt der Preis pro Person für solch ein Unterkonto bei 3,99 Euro, in Spanien bei 5,99 Euro.
Der Schritt wird Analysten zufolge zwar dazu führen, dass einige Kunden den Streaming-Dienst verlassen. Sie rechnen dennoch mit einer Rückkehr dieser Nutzer. Netflix könne mehr als zehn Millionen neue Abonnenten dazugewinnen, wenn es Nutzer in bezahlende Kunden umwandele, sagte Analyst Barton Crockett von Rosenblatt Securities.
Gewinn schrumpft um 18 Prozent
Ein weiterer Wachstumstreiber soll der im November gestartete günstigere Abo-Tarif mit Werbung werden. Den Umsatz steigerte Netflix in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um knapp vier Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank dennoch um rund 18 Prozent auf unterm Strich 1,3 Milliarden Dollar. Im laufenden zweiten Quartal erwartet Netflix keine großen Sprünge - die Erlöse und das Nettoergebnis dürften mehr oder weniger auf dem Niveau des Vorquartals stagnieren.
Netflix hatte im ersten Halbjahr 2022 einen deutlichen Rückgang der Abonnentenzahlen zu verkraften. Seit der zweiten Hälfte vergangenen Jahres steigen die Zahlen aber wieder. Der Streamingdienst hatte nach eigenen Angaben zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres 232,5 Millionen Abonnenten. Allerdings blieb die Zahl der Neukunden mit 1,75 Millionen unter den Erwartungen von knapp 2,1 Millionen.
DVD-Verleih schließt nach 25 Jahren
Außerdem gab Netflix bekannt, seinen DVD-Verleih nach rund 25 Jahren einzustellen. Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens.
Die Geschichte des Unternehmens Netflix soll einst mit einem Leihvideo begonnen haben. Gründer Reed Hastings verlegte eine Videokassette und ärgerte sich über die Mahngebühren der Videothek, wie er später erzählte. Daraus entstand die Geschäftsidee einer DVD-Flatrate. Im Streaming-Zeitalter spielte dieser Service aber kaum noch eine Rolle. Netflix begründete das Aus mit der geringen Nutzung.