OECD-Vergleich Hohe Steuer- und Abgabenlast in Deutschland
Die Abgabenlast auf Löhne und Gehälter in Deutschland ist im internationalen Vergleich weiterhin hoch. Steuern und Abgaben belasten die Einkommen so stark wie in fast keinem anderen Industrieland.
Einkommensteuern und Sozialabgaben machen einen im internationalen Vergleich hohen Prozentsatz hierzulande aus. Das hat eine Auswertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergeben.
Höhere Steuer- und Abgabenlast nur in Belgien
Unter den 38 Mitgliedstaaten rangiert Deutschland unter den Industrieländern der OECD nach Belgien auf Platz zwei was die Belastung der Arbeitseinkommen mit Steuern und Sozialabgaben betrifft. So liegt die Abgabenquote bei einem verheirateten Paar mit Kindern durchschnittlich bei 40,8 Prozent. Höher ist die Belastung nur in Belgien mit 45,5 Prozent. Im Schnitt aller OECD-Staaten liegt die Abgabenlast bei 29,4 Prozent.
In der OECD-Betrachtung werden die Belastungen durch Einkommensteuern und die Sozialabgaben von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Abgabenquote zusammengefasst und dem Bruttoeinkommen gegenübergestellt.
Geringe Abgaben in der Schweiz und den USA
Auch bei Alleinstehenden liegt Deutschland auf Platz zwei der Belastung durch Steuern und Abgaben. Hier liegt die entsprechende Quote bei 47,8 Prozent. Wiederum rangiert nur Belgien mit 53,0 Prozent als Abgaben-Spitzenreiter darüber. Knapp hinter Deutschland liegen in der Aufstellung Frankreich, Österreich und Italien. Der OECD-Schnitt für den Single-Haushalt beträgt 34,6 Prozent. Deutlich weniger Abgaben als im OECD-Schnitt gibt es sowohl bei Alleinstehenden als auch bei Familien mit Kindern in der Schweiz, Israel, Großbritannien und den USA.
"Niedrigere und mittlere Arbeitseinkommen unterliegen in Deutschland im internationalen Vergleich relativ hohen Steuern und Abgaben", kommentiert die Leiterin des OECD Berlin Centre, Nicola Brandt, der Nachrichtenagentur Reuters. "Das liegt vor allem daran, dass die Sozialversicherungssysteme im Wesentlichen über Sozialabgaben finanziert werden."
Gutes Sozialsystem in Deutschland als Gegengewicht
Den relativ hohen Abgaben stünden damit aber auch direkte Leistungen wie Rentenansprüche, Kranken- und Arbeitslosenversicherung gegenüber. Außerdem sind Zahlungen wie Kindergeld und Steuervergünstigungen wie der Arbeitnehmerpauschbetrag oder Grund- und Kinderfreibeträge in Deutschland nicht in der Darstellung berücksichtigt. Würden diese berücksichtigt, läge die Belastung bei Familien nach Berechnungen des "Handelsblatt" bei knapp 20 Prozent und damit im Mittelfeld der OECD-Staaten.
Viele Länder im Vergleich wie etwa die USA, Mexiko oder Griechenland verfügen über deutlich weniger ausgebaute Sozialsysteme, entsprechend mehr Mittel müssen Arbeitnehmer für eigene Absicherung aufwenden.
Dennoch könnten hohe Steuern und Abgaben auf niedrige Arbeitseinkommen Fehlanreize schaffen, so der OECD-Bericht. "Unter Umständen lohnt es sich nicht, mehr zu arbeiten und besser bezahlte Stellen anzunehmen", so Brandt. Die OECD empfiehlt daher, geringere Arbeitseinkommen zu entlasten.