Ein junger Mann geht an einer Metzgerei mit vielen Angeboten und überklebten Preisschildern im Schaufenster vorbei.

Nach radikalem Sparkurs Inflation in Argentinien sinkt auf 117,8 Prozent

Stand: 15.01.2025 12:34 Uhr

Seit einem Jahr ist Javier Milei Präsident von Argentinien. Im Wahlkampf hatte er einen radikalen Sparkurs angekündigt, um die Hyperinflation zu bremsen. Doch sein Erfolg hat auch negative Auswirkungen.

Im ersten Jahr der Amtszeit des ultraliberalen Präsidenten Javier Milei hat sich die Inflation in Argentinien fast halbiert. Die jährliche Teuerungsrate sank von 211,4 Prozent im Jahr 2023 auf 117,8 Prozent im vergangenen Jahr, wie die nationale Statistikbehörde Indec mitteilte. Im Dezember legten die Preise in dem südamerikanischen Land um 2,7 Prozent zu - vor einem Jahr lag die monatliche Inflationsrate noch bei mehr als 20 Prozent.

Das liegt an mehreren Faktoren: Zum einen hat die Regierung aufgehört, den Staatshaushalt mit der Notenpresse zu finanzieren. Zum anderen hat sie ihre Ausgaben drastisch gekürzt und damit unter anderem den privaten Konsum abgewürgt.

Sparkurs mit der Kettensäge

Als Milei im Dezember 2023 Präsident wurde, war die Liste der Probleme in Argentinien lang: In der Staatskasse klaffte ein Loch, die Schulden stiegen immer weiter und viel Kapital floss ins Ausland ab. Zudem war die Armutsrate hoch und Korruption sowie die Hyperinflation bremsten die Wirtschaft aus. Schon im Wahlkampf hatte sich Milei radikal gezeigt und bei einigen Auftritten eine Kettensäge dabei, um zu verdeutlichen, dass er die politische Ordnung grundlegend verändern und den Sozialstaat zurechtstutzen will.

Zu Beginn seiner Amtszeit setzte Milei daraufhin Reformen um: So wurde die Zahl der Ministerien fast halbiert und zahlreiche Beamte entlassen. Viele staatliche Projekte wie Subventionen für den Nahverkehr, Anpassung der Renten an die Inflation oder Bauaufträge wurden gestoppt. Auch Sozialprogramme wurden gekürzt, Senioren bekommen etwa keine Gratis-Medikamente mehr. "Es gibt kein Geld", hatte Milei die Maßnahmen mit Blick auf die leere Staatskasse begründet.

Proteste gegen radikale Maßnahmen

Die Kettensägen-Politik scheint nun zu wirken: Erstmals seit Jahren gab es einen Haushaltsüberschuss und die aktuelle Inflationsrate ist für Argentinien quasi eine Sensation. Doch gleichzeitig sind die sozialen Folgen von Mileis Politik im Land unmittelbar zu spüren. Die Armutsrate stieg im ersten Halbjahr auf den höchsten Stand seit 20 Jahren und übersprang die Grenze von 50 Prozent.

Die Zahl der Jobs sinkt, weil Fabriken und kleine Geschäfte aufgrund von geringer privater Nachfrage dicht machen. Immer wieder gibt es daher Proteste auf den Straßen von Buenos Aires - vor allem von Rentnern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Januar 2025 um 23:45 Uhr.