
Globaler Energieverbrauch Klimaanlagen und KI als "Klimakiller"
Der weltweite Energiebedarf ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Extreme Hitze in Indien und China ließen vor allem den Stromverbrauch steigen, da viele Klimaanlagen im Einsatz waren.
Klimaanlagen, Künstliche Intelligenz und andere Stromfresser haben den weltweiten Energiehunger im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark steigen lassen. Das geht aus dem Globalen Energiebericht der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Demnach stieg der Energiebedarf um 2,2 Prozent und damit schneller als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Besonders deutlich stieg die Nachfrage nach Strom: Im vergangenen Jahr lag der Strombedarf 4,3 Prozent höher als im Jahr davor. Als einen Hauptgrund für die um 1.100 Terawattstunden höhere Nachfrage machen die Fachleute den Gebrauch von Klimaanlagen aus, vor allem wegen extremer Hitze in Indien und China. Immer mehr Menschen leisten sich entsprechende Geräte, und das in einem immer heißeren Weltklima.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, das den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2023 übertraf. Die weltweiten Abkühlgradtage, die ein Maß für den Kühlbedarf sind, waren um sechs Prozent höher als im Jahr 2023 und um 20 Prozent höher als im langjährigen Durchschnitt zwischen 2000 und 2020. Besonders betroffen waren Regionen mit hohem Kühlbedarf, darunter China, Indien und die USA.
Neuer Rekord bei Erneuerbaren Energien
Aber auch die Zunahme bei stromintensiver Fertigung und ein steigender Strombedarf durch die Digitalisierung im Zusammenhang mit KI sowie ein steigende Zahl von Rechenzentren sind laut den Forschenden Gründe für die Zunahme des Strombedarfs. Insgesamt entfielen drei Fünftel des gesamten Anstiegs des weltweiten Energiebedarfs auf den Stromsektor.
Im gesamten Energiesystem verzeichneten alle Kraftstoffe und Technologien im Jahr 2024 ein Wachstum, wenn auch mit unterschiedlichem Tempo. Kein anderer Energieträger baute so viel Leistung zu wie Erneuerbare Energien, mehr als ein Drittel des Wachstums ging auf ihr Konto. Weit vorn liegt Solarenergie, aber auch Wind- und Wasserkraft legten zu. Gemacht wird das Rennen erneut von China: Das Gros der installierten Erneuerbaren-Leistung ging im vergangenen Jahr hier ans Netz.
Beträchtlich wuchs die Leistung auch in der EU und den USA. "Der starke Ausbau von Solarenergie, Windkraft, Kernkraft und Elektrofahrzeugen weicht die Verknüpfung von Wirtschaftswachstum und Emissionen auf", sagte Exekutivdirektor Fatih Birol.
Kernenergie wieder gefragt
Gleichzeitig erreichte aber auch die Nachfrage nach Erdgas einen Rekordwert. Zum einen, weil es in vielen Ländern statt Öl zur Verstromung genutzt wird. Zum anderen, weil sich die Nachfrage in der Industrie erholt, auch in der Europäischen Union. Der Bedarf nach Flüssigerdgas (LNG), das auch in Deutschland gefragt ist, dürfte nach Angaben der IEA weiter steigen.
Eine Art Renaissance erlebte die Kernkraft: Sechs neue Meiler wurden fertiggestellt, zwei allein in China. Die weltweit neu installierte Leistung lag damit um ein Drittel höher als im Vorjahr. Mit den USA, Großbritannien und Frankreich bauten auch drei G7-Staaten ihre Kapazitäten aus.
Bedarf an Kohl und Öl steigt - aber langsamer
Auch der Bedarf an Kohle wächst weiter, allerdings schwächte sich der Zuwachs wie in den Vorjahren ab. Genutzt wird Kohle vor allem zur Verstromung. Das Mini-Wachstum von 1,1 Prozent geht nach Schätzung der IEA voll auf das Konto der Hitzewellen in Asien, die den Bedarf an Raumkühlung in die Höhe trieben.
Noch etwas schwächer fiel das Wachstum für Erdöl aus, auch wegen des Trends zum Elektroauto. In China, lange Zeit der Haupttreiber der Ölnachfrage, ging die Nachfrage nach ölbasierten Kraftstoffen 2024 sogar zurück.